Gleich zu Beginn erklärt der Assistent, wie er zu seinem Namen gekommen ist. «Die ersten sieben Jahre verbrachte ich in Thailand, genauer in Koh-Samui. Ich bin halb Thailänder und halb Schweizer. Porimet ist mein thailändischer Name, so steht er auch im Pass und allen amtlichen Dokumenten. Beni ist mein Spitzname, so werde ich gerufen, vor allem, seit ich in der Schweiz lebe.»
Mit sieben Jahren erfolgte nämlich der Umzug nach Dulliken, wo er bereits im jugendlichen Alter die Liebe zum Fussball und damit auch zum FC Aarau entdeckte. «Genau weiss ich nicht mehr, wie es begann. Wahrscheinlich waren es die Kollegen, die mich ermunterten, in einen Fussballclub einzutreten. So ging ich einmal mit ins Probetraining beim FC Dulliken und trat dann dem Verein als Junior bei.» Schnell fand sich Beni in der Juniorenmannschaft zurecht und durchlief die verschiedenen Altersstufen beim FC Dulliken.
«In der Schweiz gibt es keinen anderen Verein, mit dem ich je mitgefiebert habe.»
Bereits im Alter von 16 Jahren lief er mit der 1. Mannschaft zunächst in der 2. Liga regional und anschliessend in der 2. Liga inter auf. In jener Zeit hielt er sich auch oft im Brügglifeld auf, denn der FC Aarau hatte sein Fussballerherz erobert. «In der Schweiz gibt es keinen anderen Verein, mit dem ich je mitgefiebert habe. Im internationalen Fussball drücke ich dem FC Bayern München die Daumen», verrät Beni.
Vom Sportlehrer zum Profitrainer
Anstelle einer grossen Karriere als Spieler schlug Beni den Weg des Trainers ein. In Magglingen begann er ein Sportstudium und spielte weiterhin beim FC Dulliken. «Der Verein kam mir dabei sehr entgegen. Ich musste keine Trainings besuchen und durfte trotzdem mitspielen. So konnte ich mich aufs Studium konzentrieren und trotzdem wettkampfmässig Fussball spielen. In einem anderen Club wäre das ziemlich sicher nicht möglich gewesen.»
Nachdem er den Bachelor abgeschlossen hatte und damit diplomierter Sportlehrer war, konnte Beni nicht nahtlos den Masterstudiengang anhängen. Er arbeitete ein Jahr als Hochschulpraktikant an der Sportschule Magglingen bei «Jugend + Sport» und lebte in dieser Zeit in Biel. Den Master im Spitzensport mit Vertiefungsrichtung Trainingswissenschaften schloss er schliesslich ebenfalls erfolgreich ab. Danach zog es ihn aber wieder zurück in seine Heimat. Zwei Jahre lang arbeitete er zu 75 % als Sportlehrer, daneben aber auch noch mit einem halben Pensum als Fussballtrainer. Die Trainertätigkeit war für Beni stets ein wichtiger Teil seines Lebens.
Dabei fand er auch eine gute Mischung zwischen Spitzen- und Breitensport. Bei den Berner Young Boys war er fünf Jahre im Nachwuchs und im Frauenfussball tätig und konnte so erste Erfahrungen im Spitzenfussball sammeln. «Das war eine coole Zeit mit vielen tollen Erlebnissen, aber auch guten Menschen, die ich dort kennengelernt habe», erinnert er sich.
Daneben trainierte er auch Mannschaften im Breitensport, unter anderem den SV Lyss. Bei Breitenrain war er sogar kurze Zeit Interimstrainer in der Promotion League. So erstaunt es nicht, dass er sich als Ziel setzte, irgendwann einmal im professionellen Fussball tätig zu sein. Die Chance bekam er ziemlich schnell. Der FC Thun Berner Oberland bot ihm einen Vertrag als Profitrainer der U16-Mannschaft an, was er natürlich gerne annahm. Nach einem halben Jahr U16 betreute er für weitere anderthalb Saisons die U18 bei den Oberländern.
Die gute Arbeit bei den Thunern sprach sich herum, sodass er vor gut einem Jahr ein Angebot aus Zürich erhielt. Dort war der ehemalige Nationalliga-Fussballer und Ex-FCA-Nachwuchstrainer Erminio Piserchia Nachwuchs-Chef und holte Beni als Trainer der U16 zu den Hoppers. «Auch das war wieder ein sehr lehrreiches Jahr. Es wurde in den Medien zwar viel über Turbulenzen bei GC geschrieben, aber das betraf uns im Nachwuchs nicht. Wir konnten in Ruhe arbeiten und die Spieler auf ein höheres Niveau bringen», blickt er auf diese Zeit zurück.
Überraschender Anruf aus Aarau
«Wir waren am Ende der letzten Nachwuchssaison mit der U16 der Grasshoppers, als ich einen Anruf von Brunello erhielt. Offenbar hatte ihm jemand den Tipp gegeben, dass ich gut zu seiner Vorstellung von Fussball und der Arbeit als Trainer passen würde», antwortet er auf die Frage, wie der Kontakt zum FC Aarau zustande gekommen sei. «Im Gespräch stellten wir schnell fest, dass wir wirklich gut zueinander passen. Wir sehen in den Spielern in erster Linie Menschen und legen grossen Wert auf gute Beziehungen, die dann auch Vertrauen schaffen. Wichtig ist für uns die Positivität. Es bringt nichts, dauernd über das Schlechte zu reden. Damit die einzelnen Spieler, und damit auch die Mannschaft, besser werden, muss ein Prozess stattfinden. Dann stellen sich mit Sicherheit auch die Resultate ein», fasst er die Gemeinsamkeiten mit dem Aarauer Cheftrainer zusammen.
«Als ehemaliger Fan plötzlich eine leitende Position einzunehmen, ist etwas sehr Spezielles.»
So wechselte Beni Lötscher schliesslich in der Schlussphase der Saisonvorbereitung zum FC Aarau, wo er sehr gut aufgenommen worden ist. «Ich hatte ein tolles Jahr bei GC, und die Verantwortlichen haben mir zum Glück auch keine Steine in den Weg gelegt, als die Anfrage aus Aarau kam. Nun bin ich froh, hier sein zu dürfen, bei meinem Herzensverein. Als ehemaliger Fan plötzlich eine leitende Position einzunehmen, ist etwas sehr Spezielles», freut er sich über sein Engagement im Brügglifeld. Ansonsten sei es kein grosser Unterschied, ob man eine Nachwuchsmannschaft oder ein Profiteam trainiere. Es gehe immer darum, die Spieler weiterzuentwickeln.
Einzig die Resultate seien im Profibereich viel wichtiger als bei den U-Mannschaften. «Natürlich wollten wir im Nachwuchs die Spiele auch gewinnen und waren enttäuscht, wenn es nicht geklappt hatte. Aber der Druck im Profibereich ist natürlich schon grösser, die Ergebnisse nehmen einen höheren Stellenwert ein. Darum war es toll, dass es gegen den FC Luzern zum Sieg gereicht hat. Eine erste Bestätigung dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ich wünsche mir natürlich noch viele weitere solche grossartigen Spiele vor vollen Rängen.»
Überhaupt zeigen sich nun langsam die Ergebnisse der intensiven Trainingsarbeit. Zwar sei auch zu Beginn der Saison nicht alles schlecht gewesen, aber die Resultate hätten nicht immer den Leistungen entsprochen. «Gerade im letzten Spiel vor der langen Pause gegen Bellinzona lieferten wir eigentlich ein gutes Spiel ab, das aber leider am Schluss verloren ging. Nun kommen langsam verschiedene verletzte Spieler ins Mannschaftstraining zurück, sodass wir ein breites, gutes Kader haben. Ich bin überzeugt, dass wir solche Begegnungen in Zukunft für uns entscheiden können, wenn die Entwicklung so weitergeht.» Eine Entwicklung, zu der Porimet Beni Lötscher bei seinem Herzensverein selber seinen Teil beitragen kann.
Matchzeitung Nr. 7 (2024/25) lesen
Dieser Artikel ist am 5. Oktober 2024 in der Ausgabe Nr. 7 (Saison 2024/25) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen den FC Vaduz erschienen.