Vor zwei Wochen wurde Geschichte geschrieben, als Olivier Jäckle mit seinem 374. Einsatz im FCA-Trikot am bisherigen Rekordhalter Sandro Burki vorbeizog. Zugleich wurde aber auch bekannt, dass es unter Berücksichtigung aller offiziellen Begegnungen vor dem Aufstieg 1981 tatsächlich noch einen weiteren Rekord in Bezug auf die Anzahl Spiele gibt.
Kürzlich wurde bekannt, dass der ehemalige Verteidiger Rolf Osterwalder mit 393 Einsätzen als ewiger Rekordspieler in unserer Vereinshistorie zu betrachten ist. Wie war es für dich, als du davon erfahren hast?
Sarah RölliIch bin natürlich – wie alle anderen auch – seit Jahren von der Zahl 373 ausgegangen, also dem Bestwert von Sandro Burki. Zugleich freue ich mich, dass es nun nicht «nur» um die Neuzeit geht, sondern der Rekordspieler der gesamten Vereinsgeschichte bekannt ist. Insofern ist es positiv, dass es nur um 20 weitere Spiele geht. Wenn alles normal läuft, sollte dieser Wert erreicht werden können – idealerweise sogar noch in dieser Saison.
Olivier JäckleGab es in deiner Karriere einen bestimmten Moment, wo das Thema «FCA-Rekordspieler» zu einem konkreten Ziel wurde?
Sarah RölliIn den ersten Jahren habe ich mir keine Gedanken über solche Zahlen gemacht, aber bei der Ehrung zu meinem 300. Spiel wurde mir klar, dass diese Rekordmarke innert wenigen Jahren erreicht werden könnte. Ab dort wurde es ein realistisches Ziel.
Olivier Jäckleeim Auswärtsspiel gegen den FC Stade Lausanne Ouchy hast du nun die Marke von Sandro Burki übertroffen, was auch vielerorts thematisiert wurde. Wie verlief dieser Tag für dich?
Sarah RölliIch habe sehr viele Gratulationen erhalten. Meine ganze Familie, viele Freunde und Bekannte sowie Fans haben mir gratuliert. Diese Gratulationen zum «Rekordspieler der Neuzeit» habe ich gerne angenommen – im Wissen, dass es nun noch eine weitere Marke zu erreichen gilt.
Olivier JäckleAm 22. April 2012, also vor etwas mehr als zwölf Jahren, hattest du dein Debüt im FCA-Trikot mit einem 3:0-Erfolg gegen den SC Brühl St. Gallen gefeiert. Welche Erinnerungen sind dir an diese ersten Momente auf dem Platz geblieben?
Sarah RölliAls Allererstes erinnere ich mich daran, sehr nervös gewesen zu sein. Besonders speziell war, dass ich als hängende Spitze auf der Zehnerposition hinter dem damaligen Stürmer Shkelzen Gashi eingewechselt wurde. Es war wunderbar, noch ein Tor auf dem Spielfeld mitzuerleben.
Olivier JäckleDu warst zu dieser Zeit im dritten Lehrjahr in deiner Ausbildung zum Detailhandelsfachmann und warst plötzlich Stammspieler der 1. Mannschaft. Die Barrage gegen Sion auswärts und deine Lehrabschlussprüfungen fielen sogar auf das gleiche Wochenende. War dieser anstrengende Senkrechtstart eher Fluch oder Segen für dich?
Sarah RölliIm Nachhinein betrachtet war dies klar ein Segen. Es waren unglaubliche Wochen mit meinem Debüt, Startelf, Barrage und Lehrabschlussprüfungen. Die aufregende Zeit zu Beginn im Profifussball wurde mir auch durch die Tatsache erleichtert, dass ich aufgrund des sehr dicht gedrängten Kalenders gar keine Zeit hatte, mir zu viele Gedanken zu machen. Entweder war ich auf dem Fussballplatz, bei der Arbeit oder in der Berufsschule. Ich denke, diese permanente Auslastung hat es mental eher einfacher gemacht.
Olivier JäckleFCA-Spieler mit 300 und mehr Einsätzen
Rolf Osterwalder: 393 Spiele
(1972–1975, 1980–1989)
Olivier Jäckle: 375 Spiele
(seit 2012)
Sandro Burki: 373 Spiele
(2006–2017)
Max Richner: 346 Spiele
(1968–1986)
Charly Herberth: 340 Spiele
(1981–1991)
Mirko Pavlicevic: 338 Spiele
(1992–2001)
Roberto Böckli: 334 Spiele
(1982–1991)
Bernd Kilian: 334 Spiele
(1985–1994, 1995–1998)
Thomas Tschuppert: 326 Spiele
(1981–1985, 1986–1991)
Ivan Benito: 303 Spiele
(1996–2003, 2007–2010)
Dariusz Skrzypczak: 300 Spiele
(1994–2003)
In den vergangenen zwölf Jahren gab es unzählige Höhepunkte und Tiefschläge. Wenn du jeweils ein Spiel in beide Gefühlsrichtungen hervorheben müsstest, welche wären es?
Sarah RölliWie auch für die meisten Fans und langjährigen FCA-Spieler war das Barrage-Rückspiel gegen Neuchâtel Xamax (2019) ein absoluter Tiefpunkt. Dies wird wohl auch immer so bleiben. Am positivsten ist mir der 1:0-Heimsieg gegen Chiasso im Frühling 2013 in Erinnerung geblieben. Wir waren nach einem kurzen Jubel mit den Fans im strömenden Regen auf dem Weg in die Kabine, als plötzlich überall Geschrei ausbrach und bekannt wurde, dass wir dank einem Treffer von Wohlen gegen Bellinzona tief in der Nachspielzeit vorzeitig den Aufstieg in den Super League realisiert hatten. Diesen Moment werde ich nie mehr vergessen, es war sensationell. Ein Highlight der näheren Vergangenheit waren für mich auch die vier Derbys der letzten Saison. Es herrschte immer eine grossartige Atmosphäre und auch die Tage vor und nach diesen Spielen waren ganz speziell.
Olivier JäckleObwohl du unter allen FCA-Trainern Stammspieler warst und es auch aktuell bist, musstest du von aussen auch oft Kritik einstecken. Welche Meinungen bedeuten dir etwas?
Sarah RölliMittlerweile bedeutet mir vor allem die Meinung meiner Trainer, des Sportchefs und diejenige von Sandro Burki viel. Dies gilt ebenso für die Ratschläge meiner Familie und von meinen engsten Freunden, weil ich weiss, dass sie es einerseits gut mit mir meinen und andererseits auch einschätzen können, welche Kritik zu welchem Zeitpunkt sinnvoll ist. Zugleich kann ich mich dank meinem Alter und der langjährigen Erfahrung auch selbst gut einschätzen.
Olivier JäckleDu bist länger in Aarau als jeder andere aktuelle Kaderspieler und auch als die allermeisten anderen Mitarbeitenden. Wie siehst du deine Rolle im Verein?
Sarah RölliIch bin Captain der 1. Mannschaft und sehe mich auch als Führungsspieler auf und neben dem Platz. Als Vertreter der Mannschaft möchte ich meinen Verein in der Region möglichst gut repräsentieren. Auf dem Platz versuche ich meine Erfahrungen insbesondere an die jüngeren Spieler weiterzugeben. Ich nehme mich nicht allzu wichtig, bin ein Spieler wie jeder andere auch – zusammen mit Marco Thaler versuche ich jedoch, unseren Verein sowohl auf als auch neben dem Rasen bestmöglich zu unterstützen und in der Öffentlichkeit zu vertreten.
Olivier JäckleHast du es jemals bereut, nie den Schritt weg vom FC Aarau oder sogar ins Ausland gewagt zu haben?
Sarah RölliAls Junior hatte ich – wie alle anderen Spieler auch – grosse Träume von der Bundesliga oder der Champions League. Nach einiger Zeit habe ich jedoch realisiert, dass dies Träume bleiben werden. Ich bin stolz auf meine Karriere und meine zwölf Jahre beim FC Aarau. Dies ist alles andere als selbstverständlich in der heutigen Zeit. Insofern habe ich es nie bereut und freue mich auf die kommenden Jahre in Aarau. Zugleich freue ich mich für alle Mitspieler, die den nächsten Schritt, zum Beispiel in eine höhere Liga oder die Nationalmannschaft, geschafft haben.
Olivier JäckleUnser Start in die Meisterschaft verlief nicht nach Wunsch. Was stimmt dich positiv für die kommenden Spiele?
Sarah RölliDie Resultate waren definitiv noch nicht positiv. Auch wir in der Mannschaft haben uns den Start anders vorgestellt. Wir haben einen neuen Trainer, neue Ideen und brauchen etwas Zeit. Aber jeder Spieler kommt sehr gerne ins Training, die Mannschaft ist positiv gestimmt. Unser Trainer steht dafür, viel von uns zu verlangen, aber uns auch viel zu geben. Viel Arbeit steht uns bevor, aber jeder ist gewillt, diese zu leisten. Es gilt nun, als FCA-Familie zusammenzustehen und gemeinsam möglichst schnell Erfolg zu haben. Am liebsten bereits heute Abend bei unserem Heimspiel gegen Etoile Carouge. Hopp Aarau!
Olivier JäckleMatchzeitung Nr. 3 (2024/25) lesen
Dieser Artikel ist am 24. August 2024 in der Ausgabe Nr. 3 (Saison 2024/25) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen den Etoile Carouge FC erschienen.