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Das 18-jährige Torhütertalent Lars Hunn entschied sich trotz lukrativen Angeboten aus dem In- und Ausland für einen Verbleib bei seinem Stammverein.

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Im Gespräch mit der FCA-Matchzeitung HEIMSPIEL erzählt der Gränicher, wie er mit seiner Rolle als Goalie Nummer zwei umgeht, wann man in der Garderobe freche Sprüche klopfen darf und warum er nicht immer Torhüter war.

Der Vater stellt einen Harass an die Bande der Totomat-Kurve. Sein Sohn klettert hinauf – endlich sieht auch der Kleine aufs Spielfeld. Die Augen des Jungen beobachten die Goalies beim Aufwärmen. Wenig später fliegen schon einige Bälle in Richtung Tor. Der kleine Fan ist fasziniert, wie sich Ivan Benito auf die Bälle stürzt. Wie schön wäre es, wenn auch er eines Tages im Brügglifeld spielen könnte. Ein Traum.

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Anzeichen einer Goaliekarriere

Zehn Jahre später. Es ist Sonntag, der 21. Mai 2017. Es ist Wirklichkeit. Lars Hunn steht im Tor des FC Aarau. Er gibt sein Debüt beim Challenge-League-Spiel gegen den FC Chiasso. Es ist ein schöner Tag für den damals 17-Jährigen. Aber nicht für den FC Aarau: Das Spiel gegen den Klub aus der Südschweiz geht mit 2:3 verloren.

Dieses Spiel ist ein Teil einer für den Verein enttäuschenden Rückrunde. Nach der Saison wird bekannt, dass Cheftrainer Marco Schällibaum gehen muss. Und das sollte nicht die einzige Veränderung rund um die Mannschaft bleiben. Viele Mitglieder des Staffs verlassen Aarau. So auch der Torwarttrainer Swen König; er wechselt zum FC Luzern. Das hat auch unmittelbare Auswirkungen für Lars Hunn. Sein damaliger Konkurrent auf der Goalie-Position, Lorenzo Bucchi, wird neuer Torwarttrainer.

«Ich bin noch jung und bin bereit, um für Steven einzuspringen, wenn es nötig ist»

Lars Hunn, über seine Rolle

Bald wird klar, dass Hunn in der neuen Saison hinter Steven Deana die Nummer zwei im Aarauer Tor einnimmt. «Das ist für mich schon eine Umstellung. Letzte Saison spielte ich noch meistens mit der U-21 und heute bin ich bei den Spielen auf der Bank», so Hunn. Dass er diese Saison noch nicht Stammtorwart ist, sieht der 1,80 Meter grosse Hunn aber nicht als Problem: «Ich bin noch jung und bin bereit, um für Steven einzuspringen, wenn es nötig ist», sagt Hunn mit einem Lächeln. Er ist zufrieden mit seiner Rolle beim FC Aarau.

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Lars Hunn stand in der letzten Saison zweimal im FCA-Tor

Dass Lars Hunn einmal Fussball-Goalie werden will, war schon immer klar. Bereits im Kindergarten wusste er, dass aus ihm einmal ein Fussballprofi werden sollte. «Alle anderen wollten Arzt oder Astronaut werden, und sie lachten mich etwas aus, aber heute bin ich meinem Ziel vermutlich am nächsten», erinnert sich Hunn mit einem Schmunzeln. Einen anderen Sport als Fussball gibt es für ihn nicht. Und auch die Goalie-Position hat Hunn immer am besten gefallen. «Oliver Kahn ist mein grosses Vorbild. Er ist sicher nicht unschuldig an meiner Torwartkarriere», erzählt Hunn.

Trotzdem hat er aber auch Erfahrungen als Feldspieler gesammelt. Als Hunn in jungen Jahren vom FC Gränichen zum SC Seengen wechselte, hatte es in dieser Mannschaft bereits zwei Goalies. Dort spielte er oft in der Verteidigung. «Ich profitiere heute noch davon, dass ich nicht immer nur Goalie war», sagt Hunn. So zählt er seine Fähigkeiten mit dem Ball am Fuss noch heute zu seinen grössten Stärken. Aber spätestens beim Wechsel in die Juniorenabteilung des FC Aarau war Lars Hunn wieder Goalie. Nur Goalie.

In seinem Jahrgang der beste Torwart

Dass sein Talent wirklich bis zum Profi reichen könnte, zeichnete sich ab, als er das erste Mal in die Nationalmannschaft aufgeboten wurde. Seit der U-15 hat er dort alle Stufen durchlaufen. Und dies so erfolgreich, dass er ins Spezialförderprogramm «Footuro» des Verbandes aufgenommen wurde. In dieses Förderprogramm kommen nur Spieler, welchen das Potenzial attestiert wird, dereinst den Sprung in die A-Nationalmannschaft schaffen zu können. Pro Jahrgang sind das die vier bis fünf besten Spieler.

«In diesem Team findet man immer jemanden, der Zeit für ein Anliegen oder einen Tipp hat»

Lars Hunn, über seine Mitspieler

Dieses Talent erkannte man auch beim FC Aarau. Bereits zu Beginn der letzten Saison wurde Lars Hunn in den Kader der 1. Mannschaft aufgenommen. Es war ein grosser Schritt für den sehr jungen Goalie. «Das Tempo und die Härte im Spiel waren ein enormer Unterschied zur U-18; daran musste ich mich gewöhnen», erzählt Hunn. In der Mannschaft fand er viele Führungsspieler vor, die sich vorbildlich um die Nachwuchstalente kümmern. Sandro Burki, Alessandro Ciarrocchi, Olivier Jäckle, Patrick Rossini oder Marco Thaler sind für die jungen Spieler wichtige Bezugspersonen.

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Lars Hunn posiert im Brügglifeld

«In diesem Team findet man immer jemanden, der Zeit für ein Anliegen oder einen Tipp hat», sagt Hunn. Aber dennoch war es nicht nur einfach, sich in die 1. Mannschaft zu integrieren. «Am Anfang war ich wahrscheinlich etwas zu scheu und sagte fast nichts. Mit der Zeit gewöhnte ich mich an die Mitspieler und wurde zu frech», erzählt Hunn lachend. So kam es auch, dass Hunn in der Kabine manchmal einen blöden Spruch machte, der bei den älteren Spielern nicht gut ankam. «Ich muss mir immer überlegen, ob die Kollegen gut gelaunt sind oder nicht. Meistens kann man schon Sprüche klopfen, aber manchmal muss ich es einfach sein lassen.»

Angebote von Hoffenheim, Freiburg und Everton

Nicht nur die Trainer des Fussballverbandes haben die gute Entwicklung Hunns festgestellt, auch diverse grosse Vereine wurden auf den Gränicher aufmerksam. Neben Angeboten von Basel, Zürich und GC interessierten sich auch der SC Freiburg, Everton und Hoffenheim für den jungen Goalie. Wirklich nahe an einer Verpflichtung war allerdings nur Hoffenheim. Das hochmoderne Trainingszentrum des Bundesligavereins imponierte ihm, aber dennoch liess er sich nicht zu einem Wechsel hinreissen.

«Das ist für mich ein wichtiger Plan B, falls es mit der Fussballkarriere nicht klappt»

Lars Hunn, über seine Berufslehre

«In Hoffenheim wäre ich nur eine Nummer unter vielen gewesen. Wenn es irgendwelche Schwierigkeiten gegeben hätte, dann hätten sie einfach einen anderen geholt», erklärt Hunn seinen Verbleib beim FC Aarau. Zudem hat er hier in der Schweiz auch den Vorteil, dass er seine Lehre als Automatik-Monteur abschliessen kann. «Das ist für mich ein wichtiger Plan B, falls es mit der Fussballkarriere nicht klappt», sagt er.

Lars Hunn ist zufrieden mit dem Entscheid, bei seinem Heimatverein geblieben zu sein. Sein Ziel ist es, seinen Konkurrenten um die Goalie-Position Druck zu machen. Im Schweizer Cup hat er gute Aussicht auf Einsätze, und spätestens in zwei bis drei Jahren will er Stammtorwart beim FCA sein. Am liebsten in der Super League und vor den Augen vieler Kinder, die vom Spielfeldrand aus gebannt ihr Idol beobachten.

Matchzeitung Nr. 2 (2017/18) lesen

Dieser Artikel ist am 10. August 2017 in der Ausgabe Nr. 2 (Saison 2017/18) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen den FC Schaffhausen erschienen.

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