Nobi, wie muss man sich eine Trainingswoche wie diese vorstellen, mit drei Spielen innert sieben Tagen?
Marcel PetermannDie Spiele bestimmen immer eine Trainingswoche. In diesen Tagen gab es keine Möglichkeit für intensive Einheiten. Die Spiele sind der «Peak» der Belastung. Dabei gilt es zu beachten, dass Spieler, die keine oder weniger Einsatzzeit erhalten, mehr Intensität benötigen. So gibt es Trainingseinheiten mit Untergruppen. Grundsätzlich ging es darum, die Spiele zu verarbeiten, sich gut zu regenerieren, den Körper wieder durchzubewegen und den Herz-Kreislauf zu aktivieren. Die Physios sind in diesen Tagen besonders gefordert. Blessuren müssen so rasch wie möglich behandelt werden. Auch ist es sehr wichtig, möglichst schnell nach einem Spiel Nährstoffe zuzuführen, sei es mit Regenerations-Shakes und richtigen Mahlzeiten. Es ist immer ein Abwägen bei der Gewichtung zwischen dem physischen, dem technisch-taktischen und dem mentalen Bereich. Die Spieler sollten frisch im Kopf sein, andererseits ist es auch wichtig, viel den Ball in den Füssen zu haben. Nach freien Tagen nimmt die Passqualität oft ab. Was den Spielern auch sehr hilft, sich gut zu regenerieren, sind Kälte- oder Eisbäder. Sehr geschätzt wird auch die Möglichkeit, die Dienstleistungen der Wellness-Therme «Fortyseven», unserem Gold Partner, in Anspruch nehmen zu können.
Norbert FischerDank einer Weste mit integriertem GPS und Sensoren erhaltet ihr von den Spielern von jedem Training und jedem Match viele Daten. Wie wertet ihr diese aus?
Marcel PetermannDiese Daten dienen uns als Trainingssteuerungselement. Es gilt aber immer auch die Begleitumstände zu beachten. Ein Match mit so viel Wind wie in Bellinzona ist nicht zu vergleichen mit einem normalen Spiel. Wir erhalten aber einen Referenzwert, um bei Bedarf gezielt zu reagieren. Je nach Position haben die Spieler andere Anforderungen zu erfüllen. Einige spulen zehn bis elf Kilometer in einem Match ab. Wir erhalten aber auch Informationen über «High Intensity Runs», also hohe Laufintensitäten, Sprintwerte und Stop-and-Go-Aktionen. Je nach Matchplan stehen andere Qualitäten im Vordergrund. Bei vorwiegendem Ballbesitz gibt es automatisch weniger Läufe. Mehr ist nicht immer mehr. Hat dich der Gegner laufen lassen? Haben wir die Vertikalität, die Tiefe, gesucht? Manchmal wird zu viel mit Werten politisiert. Wichtig sind auch die Rückmeldungen der Spieler. So füllt jeder am Morgen jeweils einen kurzen Online-Fragebogen aus zu Körperempfinden, Schlaf oder Schmerzen. Dies gibt uns einen Wissensvorsprung, wenn die Spieler im Brügglifeld eintreffen, um notfalls bereits Massnahmen in die Wege leiten zu können.
Norbert Fischer
Was sind deine Aufgaben an einem Matchtag?
Marcel PetermannIch sehe mich in erster Linie als Dienstleister für Staff und Mannschaft. Vor dem Kick-off leite und überwache ich das Aufwärmen der Spieler. Während der Partie kümmere ich mich darum, dass sich die Einwechselspieler richtig auf ihren Einsatz vorbereiten. Nach dem Match absolvieren die wenig oder nicht eingesetzten Spieler noch eine Einheit, um die Belastung an die anderen etwas anzugleichen. Danach folgt die Analyse der erfassten Daten, die uns erste Rückschlüsse für die Planung der nächsten Tage geben können.
Norbert FischerDu bestreitest mittlerweile deine siebte Saison als Athletiktrainer des FC Aarau. Was bedeutet dir der Verein?
Marcel PetermannDer FC Aarau bedeutet mir sehr viel. Diesen Club verfolgte ich als kleiner Junge bereits als Fan, durchlief hier danach die Nachwuchsstufen und darf nun diesen Job ausüben, der mir viel Freude bereitet. Der FC Aarau ist ein fairer und guter Arbeitgeber. Dass ich nicht nur im Fussball, sondern beim Verein aus der Region, in der ich aufgewachsen bin, tätig sein kann, schätze ich sehr. Über die Jahre konnte ich dadurch zahlreiche Menschen kennenlernen, die mir viel bedeuten.
Norbert FischerWas für ein Spiel erwartest du gegen den FC Stade Lausanne Ouchy?
Marcel PetermannIch erwarte einen intensiven, harten Match. Wir treffen auf einen Gegner, der sehr schnell umschalten wird. Das verlangt auch vom Kopf sehr viel. Die Lausanner haben einen guten Lauf. Diesen wollen wir natürlich stoppen und unsere positive Serie der Ungeschlagenheit wahren und auch wieder zum Siegen zurückkehren.
Norbert FischerMatchzeitung Nr. 17 (2024/25) lesen
Dieser Artikel ist am 4. April 2025 in der Ausgabe Nr. 17 (Saison 2024/25) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen den FC Stade Lausanne Ouchy erschienen.