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Am Montagabend trifft Abwehrspieler Serge Müller im Brügglifeld erstmals auf sein ehemaliges Team. Abseits des Spielfeldes engagiert er sich als Botschafter eines Kinderhilfswerkes in Tansania.

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Auch wenn der Zürcher vergangene Saison mit einem Abstecher in den Schwarzwald, wo er für die zweite Mannschaft des SC Freiburg in der 3. Bundesliga spielte, etwas Abstand zu den Munotstädtern gewonnen hat: Der FC Schaffhausen bleibt ein wichtiger Fixpunkt in seinem Fussballerleben.

Serge Müller war 19, als er von den Grasshoppers zum FCS wechselte. Geholt hatte ihn Nationalcoach Murat Yakin, der damals beim FC Schaffhausen das Sagen hatte, assistiert von Bruder Hakan. Müller hat die Gebrüder Yakin aber schon früher kennengelernt, bei der U21 von GC und danach auch in der 1. Mannschaft. Beide seien für seine Entwicklung als Spieler wichtig gewesen, merkt er an. «Sie haben mir den Einstieg ins Profibusiness ermöglicht.

Nervenstärke vom Elfmeterpunkt

Als Defensivspieler konnte ich von Murat inhaltlich sehr viel mitnehmen», so formuliert es Müller. «Es waren wegweisende erste Jahre im Profifussball. Beide sind sehr unterschiedliche Typen, aber ich habe von beiden viel gelernt.» Durch das Vertrauen, das er erhielt, habe er auch an Selbstvertrauen gewonnen. Das zeigte er auch auf dem Platz. In der vorletzten Saison amtete Serge als Captain bei Schaffhausen und bewies mit acht Penaltytreffern Nervenstärke vom Elfmeterpunkt aus.

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Serge Müller als FCS-Captain im Duell mit Shkelqim Vladi

Eine neue Erfahrung machte Müller in seiner noch jungen Karriere vergangene Saison beim SC Freiburg. Mit der zweiten Mannschaft kam er in der 3. Bundesliga auf insgesamt 28 Partien, doch der Abstieg liess sich nicht verhindern. Dennoch zieht Müller ein positives Fazit: «Die Erfahrungen, die ich in diesem Verein mit hervorragenden Strukturen und einer starken Nachwuchsabteilung machen durfte, sind für mich wertvoll.»

Die 3. Liga schätzt er als mindestens so stark ein wie die Challenge League, wenn nicht stärker. Vor allem in physischer Hinsicht und in Sachen Robustheit sei die 3. Liga der Challenge League überlegen. «Da wird mit höchster Intensität der Gegner angelaufen. Und wenn man selber am Ball ist, wird man sofort im Sprint angegriffen.»

«Wenn man nicht mit dem Velo kommt, wird man komisch angeschaut.»

Serge Müller, über seine Zeit in Freiburg

Die diversen Traditionsvereine, die zurzeit der 3. Liga angehören, sorgen zudem für gute Zuschauerzahlen und Attraktivität. Müller bestätigt auch, dass Freiburg zu Recht als Stadt mit viel Grün, umweltbewussten Menschen und guter Lebensqualität gepriesen werde. «Wenn man in Freiburg nicht mit dem Velo zum Training fährt, wird man schon fast komisch angeschaut», schmunzelt er. Müller selber fuhr mit dem Auto zum Trainingsgelände, da er, so seine Begründung, zu weit weg wohnte.

Nun wohnt er in Aarau-Rohr und fühlt sich nach eigenen Aussagen sehr wohl beim FC Aarau. Es sei ihm leichtgefallen, sich in die Mannschaft einzufügen. «Ich bin von allen herzlich empfangen worden.» Weniger glücklich ist auch er über den schlechten Saisonstart. Die Ursachen sieht Müller in der mangelnden Stabilität im Spiel des FCA. «Wir haben zu viele Auf und Ab. Zudem haben wir die Tendenz, zu kompliziert zu spielen, wir machen uns das Leben zu oft selber schwer.»

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Im Gespräch mit David Acquah

«Unser Anspruch ist komplex, wir wollen nicht einfach auf Konter spielen, sondern dominant auftreten und viel den Ball selber haben. Das ist unsere Identität.» Bisher sah man davon wenig. Doch er sieht positive Entwicklungen im Spiel der Mannschaft. Und der vielumjubelte 1:0-Sieg im Cup gegen Luzern im ausverkauften Brügglifeld vor acht Tagen bestärkt ihn in seiner Ansicht. «Wenn wir wie gegen Luzern mit unserer Leistung das Publikum hinter uns bringen, wird es schwer, uns im Brügglifeld zu schlagen.» Er sagt aber auch: «Jetzt müssen wir in der Meisterschaft einen Schritt nach vorne machen, den man auch an der Resultattafel ablesen kann.»

Müller, der am 18. September 24 Jahre alt geworden ist, hinterlässt den Eindruck, als stehe er mit beiden Füssen auf dem Boden. Aufgewachsen ist er in Brütten, einer kleinen Ortschaft, die zur Agglomeration der Stadt Winterthur zählt. Sein erster Verein war der FC Töss. Aber mit sieben Jahren ist er nicht zum FC Winterthur gewechselt, sondern in die Juniorenabteilung der Grasshoppers. Die Begründung ist für Müller ganz einfach: «GC war damals einfach schneller als Winti und hat mich geholt.»

Botschafter eines Kinderhilfswerkes

In Brütten lebt auch die eine Bekannte der Familie Müller, die das Kinderhilfswerk «Tuwapende Watoto» mitgegründet hat. Und so unterstützen die Müllers seit vielen Jahren dieses Kinderhilfswerk in Dar es Salaam in Tansania. Mittlerweile ist Serge Müller Botschafter der Stiftung, die verwaisten und verlassenen Kindern ein Zuhause bietet. Im Februar 2016 eröffnete die Stiftung zudem eine Berufsschule, wo aktuell 170 Lernende in neun Berufen eine Berufslehre im dualen Bildungssystem absolvieren.

«Kinder, die es nicht an eine Universität schaffen, können Berufe wie Schneider, Elektriker, Bäcker oder Informatiker erlernen», erzählt Müller. Solche Strukturen fehlen bislang in Tansania. Er hat das Hilfswerk schon mehrmals besucht und sagt: «Ich bin auch schon mit dem Schulbus mitgefahren. Wenn man sieht, in welchen bescheidenen Hütten und ärmlichen Verhältnissen die Kinder leben, wird einem bewusst, wie wichtig Hilfe vor Ort ist.»

Matchzeitung Nr. 6 (2024/25) lesen

Dieser Artikel ist am 23. September 2024 in der Ausgabe Nr. 6 (Saison 2024/25) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen den FC Schaffhausen erschienen.

Download: Matchzeitung Nr. 6 (2024/25)

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