Nein, Zypern gehört nicht zu den Lieblingsdestinationen von Izer Aliu. Am 20. September 2018 hätte er mit dem FC Zürich gegen AEK Larnaka sein Debüt im Europacup bestreiten sollen. Doch so weit kam es für den damals 18-jährigen gebürtigen Adliswiler nicht. Kurz vor Ende des Abschlusstrainings in der Hafenstadt an der Südküste Zyperns verdrehte er sich auf dem trockenen Rasen das Knie – Kreuzbandriss. «Das Band war bereits vorher angerissen, aber wir waren der Ansicht gewesen, dies mit Muskelaufbau kompensieren zu können», präzisiert Aliu.
«Er war bereits in der U18 mein Trainer. Gemeinsam konnten wir auf dieser Stufe den Meistertitel feiern. Von ihm habe ich viel gelernt.»
Bereits mit 16 Jahren kam er unter Uli Forte zu ersten Teileinsätzen. Sein grösster Förderer aber war Fortes Nachfolger Ludovic Magnin: «Er war bereits in der U18 mein Trainer. Gemeinsam konnten wir auf dieser Stufe den Meistertitel feiern. Von ihm habe ich viel gelernt.» 13 Einsätze, vorwiegend in der Startformation, bestritt Aliu in den ersten Monaten unter dem neuen Coach, der im Frühling 2018 das Fanionteam des FCZ übernommen hatte. Den Gewinn der Cuptrophäe durch den Finalsieg gegen den BSC Young Boys erlebte Aliu indes von der Ersatzbank aus.
Der junge Mittelfeldspieler kämpfte sich nach seiner schweren Verletzung zwar wieder zurück, doch es folgten nur noch zwei Kurzeinsätze in der Super League, ansonsten kam er in der U21 des FCZ auf Stufe Promotion League zu Spielpraxis. Die restliche Vertragszeit beim Letzigrund-Verein bis Juni 2022 bestritt er als Leihspieler bei den damaligen Challenge-League-Clubs FC Chiasso (halbe Saison) und SC Kriens (zwei Jahre). «Danach war mir klar: Cut! Fertig FCZ. Vorüber auch die Zeit, in der jeweils zwei Clubs meine Leistungen beurteilt haben», schildert Aliu die Situation im Sommer vor zwei Jahren. Neuchâtel Xamax hiess sein neuer Arbeitgeber. «Das erste Jahr war sportlich sehr schwierig. Als wir im letzten Spiel den Ligaerhalt sichern konnten, fiel ein grosser Druck ab», erinnert sich der Sohn nordmazedonischer Eltern.
«Wir verstehen uns mittlerweile super»
Nachdem sich die Neuenburger mit einer neuen Vertragsofferte zurückhielten, vernahm Aliu vom Interesse des FC Aarau. «Ich hatte hier gute Gespräche mit dem Sportchef und dem Trainer. Der FCA ist eines der Top-Teams dieser Liga und die stimmungsvolle Atmosphäre im Brügglifeld kannte ich bereits von einigen Gastspielen. Diese neue Challenge nahm ich gerne an. Ein Vorteil war auch die Nähe zu meiner Heimat. Inzwischen wohne ich wieder bei meiner Familie in Langnau am Albis.»
«Es kamen ja viele neue Spieler auf diese Saison hin, doch wir haben uns rasch kennengelernt und verstehen uns mittlerweile super.»
Der ehemalige Schweizer Junioren-Internationale (25 Einsätze in den Altersklassen U17 bis U20) hat sich gut eingelebt beim FC Aarau. «Es kamen ja viele neue Spieler auf diese Saison hin, doch wir haben uns rasch kennengelernt und verstehen uns mittlerweile super. Ich glaube, das war eine wichtige Voraussetzung, um nach dem resultatmässig schwierigen Start in die Spur zu finden. Alle waren davon überzeugt, dass es gut kommt.» Persönlich hatte er zu Beginn noch mit Adduktorenproblemen zu kämpfen. Seit diese behoben sind, kommt er immer besser in Fahrt. Seinen ersten Sieg im FCA-Dress erlebte er beim begeisternden Cupfight gegen den oberklassigen FC Luzern. «Da ist der Knoten geplatzt. Wichtig war auch die Bestätigung im darauffolgenden Spiel in Vaduz», blickt Aliu zurück.
Wie sieht der Spieler mit der Nummer 6, der am 15. November 25-jährig wurde, seine Rolle in der Teamhierarchie? «In meiner Anfangszeit im Profifussball war ich ziemlich ruhig. Nun hab ich doch schon einiges an Erfahrung gesammelt und will mit meiner Mentalität vorangehen. Und somit auch ein Vorbild sein für die Jüngeren in unserer Mannschaft.»
Wo möchte sich Aliu, der sich in seiner Freizeit gerne mit Kollegen zu einer Partie Padel-Tennis trifft, fussballerisch noch verbessern? «Beim Kopfballspiel kann ich mich sicherlich noch steigern. Zudem will ich mehr Skorerpunkte sammeln», sagt der zentrale Mittelfeldspieler, der bei der letzten Meisterschaftspartie in Bellinzona mit der Vorarbeit beim 1:0-Führungstreffer durch Valon Fazliu seinen ersten Assist in FCA-Diensten verbuchen konnte. Vielleicht ist auch bald ein Apéro fällig. Denn diesen hat ein Aarauer Spieler zu organisieren, nachdem ihm die persönliche Torpremiere gelungen ist. Einen Treffer im Brügglifeld hat er aber schon einmal erzielt: Im August vor einem Jahr traf er für Xamax mit einem perfekt getretenen Freistoss.
Angesprochen auf seine nächsten Ziele, sagt Izer Aliu zum Schluss des kurzweiligen Gesprächs: «Meine Ambition war immer, in der Super League spielen zu können. Auch ein Engagement im Ausland könnte ich mir mal vorstellen. Wir sind hier in Aarau daran, uns super zu entwickeln. Ich will einfach immer besser werden.»
Matchzeitung Nr. 9 (2024/25) lesen
Dieser Artikel ist am 24. November 2024 in der Ausgabe Nr. 9 (Saison 2024/25) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen den FC Wil 1900 erschienen.