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Der Aargauer Ramon Guzzo wechselte auf diese Saison vom FC Wil aufs Brügglifeld und trifft nun im nächsten Heimspiel (Freitag, 20.15 Uhr) auf seine ehemaligen Teamkollegen.

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Es ist noch ruhig im Brügglifeld zur Mittagszeit. Langsam treffen die Spieler ein, gönnen sich in der veriset Lounge einen Kaffee oder ein Glas Wasser, plaudern miteinander. Die Stimmung ist locker, man spürt den guten Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft. Bald beginnt das Abschlusstraining für das erste Meisterschaftsspiel nach der Oktober-Länderspielpause.

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Ramon Guzzo im Duell mit Saidy Janko (YB)

Ramon Guzzo, seit Anfang dieser Saison neu beim FC Aarau, hat sich Zeit genommen für ein Gespräch mit HEIMSPIEL. Bevor wir beginnen können, betritt auch Linus Obexer den Raum und grüsst. Ausgerechnet Linus, der auf der gleichen Position spielt wie Ramon. «Wir haben ein gutes Verhältnis zueinander, auch wenn wir Konkurrenten um einen Platz in der Startaufstellung sind. Linus kann mir viel mitgeben, weil er mir doch einige Jahre an Erfahrung voraus ist», bemerkt Ramon. Überhaupt ist er sehr zufrieden über die erste Zeit beim Brügglifeld-Club. Er sei sehr gut aufgenommen worden und habe sich sofort wohl gefühlt, obwohl die Mannschaft ja in grossen Teilen zusammengeblieben und somit gut eingespielt war.

«Wenn irgendwo im Internet gleich der Notstand ausgerufen wird, weil wir nun einmal verloren haben, so berührt mich das eigentlich nicht. In der heutigen Zeit ist es wichtig, sich gut abgrenzen zu können und sich auf die Aufgaben im Training und bei den Spielen zu konzentrieren.»

Ramon Guzzo, über neuzeitliche Phänomene

«Es ist sehr familiär hier im Brügglifeld, das schätze ich. Das Miteinander wird grossgeschrieben, nicht wie in anderen Clubs, wo jeder einfach für sich schaut. So sind halt die Philosophien unterschiedlich.» Natürlich hat der grossartige Saisonstart einiges zur guten Stimmung beigetragen. Man spürt, dass man auf dem richtigen Weg ist, und lässt sich nicht davon abbringen. Durch die erste Niederlage der laufenden Saison gegen Yverdon entsteht keine Verunsicherung. Es wäre ja unrealistisch gewesen zu glauben, dass alle 36 Spiele gewonnen werden könnten. «Wir wissen, was wir können, und wenn wir unsere Leistung auf den Platz bringen, gewinnen wir auch wieder», gibt sich Guzzo optimistisch. «Wenn irgendwo im Internet gleich der Notstand ausgerufen wird, weil wir nun einmal verloren haben, so berührt mich das eigentlich nicht. In der heutigen Zeit ist es wichtig, sich gut abgrenzen zu können und sich auf die Aufgaben im Training und bei den Spielen zu konzentrieren.»

Eine fussballverrückte Familie

Aufgewachsen ist der 21-Jährige in Fislisbach, in einer durch und durch fussballverrückten Familie. Bereits sein Vater Giovambattista spielte unter anderem bei Baden, Wettingen und Wohlen, und auch seine Mutter frönte aktiv ihrer Fussball-Leidenschaft. So ist es kein Wunder, dass auch alle drei Söhne, Ramon ist der Mittlere, diesem Sport verfallen sind. Bereits mit drei Jahren ging er in Wettingen ins Juniorentraining, das von seinem Vater geleitet wurde. Mit sieben wechselte er dann zur U8 des Grasshopper Clubs Zürich, wo er die ganze Nachwuchsabteilung bis zur U18 durchlief. Er wurde auch für Trainings der U21 aufgeboten, wechselte im Januar 2021 aber über die Gleise zum Stadtrivalen FC Zürich und machte die nächsten Schritte von der U18 über die U21 bis ins Kader der 1. Mannschaft. Da es dort für einen jungen Spieler schwierig war, Matchpraxis zu sammeln, ging Ramon 2024 leihweise zum FC Wil, wo er bald einen Stammplatz in der Defensive erkämpfen konnte.

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Guzzo im Wil-Trikot (gegen Henri Koide)

Bereits damals war auch ein Wechsel ins Brügglifeld ein Thema gewesen, der sich aber nicht realisieren liess, unter anderem auch deshalb, weil der FCZ mit Wil eine Partnerschaft hat. Mit den Ostschweizern blieb er dann in der vergangenen Saison gegen den FCA ungeschlagen. Es waren vier ereignisreiche Partien, in denen zwei Mal der Ausgleich in der Nachspielzeit fiel, Zweitore-Führungen aufgeholt wurden und jede Menge Emotionen im Spiel waren. «Zuletzt konnten wir gegen Schluss der Meisterschaft im Brügglifeld gewinnen, aber der FCA hat ja dann die Barrage trotzdem geschafft», erinnert sich Ramon. Heute trifft er bereits zum zweiten Mal auf seine ehemaligen Teamkollegen. Das Wiedersehen bei der Begrüssung ist dann sicher wieder speziell wie bereits am 1. August, als der FCA in Wil 3:1 siegte. Aber danach gilt die Konzentration dem eigenen Spiel.

Wechsel im zweiten Anlauf

In der Sommerpause klappte es dann mit dem Wechsel zurück in seinen Heimatkanton. Hier möchte er Erfolg haben und Teil des Teams sein, das nach elf langen Jahren endlich den Aufstieg in die Brack Super League schafft. Sein persönliches Ziel ist es natürlich, sich einen Stammplatz zu erkämpfen. «Ich bin aber schon sehr zufrieden, wie es bisher gelaufen ist. Ich kam fast in jedem Spiel zu einigen Einsatzminuten, und im Cup in Wohlen sowie im Heimspiel gegen Stade Lausanne Ouchy stand ich sogar in der Startformation.» (Der dritte Startelf-Einsatz folgte am Tag nach dem Gespräch in Lausanne, Anm. des Autors.)

Das lässt sich durchaus sehen, und vielleicht erhält er auch von U21-Coach Sascha Stauch gelegentlich wieder ein Aufgebot, auch wenn Ramon sich bewusst ist, dass es für Spieler aus der Challenge League erheblich schwieriger ist, sich im Kreis der Nachwuchs-Nationalmannschaft zu etablieren. «Die Super-League-Spieler haben da halt einfach einen Vorteil», stellt er sachlich fest. Der ehemalige Aarauer Stauch hat mit «seiner» Nati zuletzt gute Resultate erreicht und wird wohl in den kommenden Spielen keine grossen Wechsel vornehmen. Obwohl er zuletzt «nur» auf Abruf war, schätzt Ramon Guzzo die Art von Stauch, der einen guten Draht zur Mannschaft habe.

«Sie haben mich von Anfang an voll unterstützt, ohne mich aber unter Druck zu setzen. So konnte ich mich gut entwickeln.»

Ramon Guzzo, über seine Eltern

Grosse Unterstützung bekommt er natürlich von seiner Familie, schliesslich ist bekannt, dass Ramon schon immer das grosse Ziel hatte, Fussballprofi zu werden. «Sie haben mich von Anfang an voll unterstützt, ohne mich aber unter Druck zu setzen. So konnte ich mich gut entwickeln», windet er ihnen ein Kränzchen. Da man im Sport ja immer eine gewisse Unsicherheit hat, ob alles wie geplant klappt, besuchte Ramon nach der Oberstufe in Mellingen die United School of Sports in Zürich. Nach vier Jahren schloss er schliesslich die KV-Ausbildung ab und konzentriert sich nun auf seine Karriere.

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Im September lief Guzzo für die U21-Nati im Brügglifeld auf

Neben der Familie bietet ihm auch seine Freundin einen guten Rückhalt. Im Sommer haben sie im Freiamt eine gemeinsame Wohnung bezogen. Der neue Wohnort ist mit gutem Grund gewählt worden, weil sie aus dem Kanton Uri stammt und in Ibach arbeitet. So haben sie von Anfang an etwas zwischen Aarau und Ibach gesucht – und schliesslich auch gefunden. Der rund 40-minütige Weg ist auch gut zum Abschalten nach anstrengenden Trainings oder Spielen.

Das nächste Training steht schon bald an, und Ramon verabschiedet sich mit einem Lachen auf dem Gesicht. Der Beruf macht Spass – was will man mehr!

Matchzeitung Nr. 7 (2025/26) lesen

Dieser Artikel ist am 24. Oktober 2025 in der Ausgabe Nr. 7 (Saison 2025/26) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen den FC Wil 1900 erschienen.

Download: Matchzeitung Nr. 7 (2025/26)

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