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Kurz vor dem 19. Geburtstag, den er diesen Mittwoch feiern konnte, sprach Ryan Kessler mit HEIMSPIEL über seinen bisherigen Weg und seine Zukunftspläne.

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Nach seinem Debüt in der dieci Challenge League am 3. November 2023, als er beim 5:2 gegen den FC Thun in der Nachspielzeit für Noël Wetz eingewechselt wurde, und einem Kurzeinsatz gut eine Woche später in Nyon brauchte er etwas Geduld, bis er wieder auf dem Platz stehen durfte. Nach dem Trainerwechsel von Alex Frei zu Ranko Jakovljevic und dem verunglückten Start in Bellinzona nahm der Interimstrainer einige Anpassungen in der Aufstellung vor und gab Kessler die Chance, sein Können zu zeigen.

«Ranko war schon zu meiner Zeit in den Nachwuchsteams des FC Aarau ein wichtiger Förderer gewesen», erzählt Ryan, der bereits mit vier Jahren mit dem Fussballspielen begonnen hat. «Mein Bruder Levin, der drei Jahre älter ist, spielte beim FC Frick, und da wollte ich auch hin.» Das schaffte der kleine Ryan dann auch, und bald wechselte er schon zur U9-Mannschaft des FC Aarau, wo sein Grossvater Trainer war. So machte er sich auch keine Gedanken, allenfalls zum FC Basel zu wechseln, da doch das Fricktal eher nach Basel orientiert ist.

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Ryan Kessler war einst auch als Balljunge im Einsatz

Dass er sogar ein Jahr jünger als seine Teamkollegen war, fiel nicht weiter auf. «Danach lief es eigentlich wie geschmiert, ich durchlief sämtliche U-Jahrgänge problemlos bis zur U15. Dort hatte ich dann zum ersten Mal eine etwas schwierigere Zeit», erinnert er sich. «Aber Ranko schenkte mir weiterhin sein Vertrauen, und ich konnte mich durchbeissen, bis es mir wieder besser lief. Ich machte leistungsmässig einen grossen Sprung.»

«Er konnte sehr direkt sein, war aber in seinen Aussagen auch sehr präzise. So wurde ich immer besser und sicherer. Er hat mir sehr geholfen in meiner Entwicklung.»

Ryan Kessler, über Ex-FCA-Trainer Stephan Keller

So stieg er weiter auf und kam als U18-Spieler erstmals in die 1. Mannschaft. Der damalige Trainer Stephan Keller liess ihn immer wieder in Testspielen auflaufen und vermittelte ihm so das Gefühl dafür, wo er noch stärker an sich arbeiten musste. Überhaupt lobt er den ehemaligen Aarauer Cheftrainer sehr: «Er mag vielleicht nach aussen manchmal etwas speziell gewirkt haben, aber mir hat er sehr viel mitgegeben. Er konnte sehr direkt sein, war aber in seinen Aussagen auch sehr präzise. So wurde ich immer besser und sicherer, auch, weil seine Art, die Mannschaft spielen zu lassen, gut zu mir passte. Steph hat mir sehr geholfen in meiner Entwicklung.»

Als Folge dieser Entwicklung bekam Ryan schliesslich vor einem Jahr vom FC Aarau seinen ersten Profivertrag.

Konkurrenzkampf als Ansporn

Nun steht also die nächste Aufgabe bevor, sich in der dieci Challenge League durchzusetzen. Obwohl er in der Schlussphase der letzten Saison viele Einsätze hatte und dadurch auch Erfahrung sammeln konnte, war er sich bewusst, dass er für die neue Saison keine Stammplatzgarantie hat. «Das ist sowieso etwas, das es nicht gibt», zeigt er sich realistisch, «darum habe ich auch nicht mit so etwas gerechnet. Ich kann einfach alles dafür tun, dass der Trainer nicht an mir vorbeikommt, wenn er die Aufstellung für das nächste Spiel macht.» Kommt dazu, dass Ryan wusste, dass der FC Aarau einen weiteren Spieler auf seiner Position sucht. Da war die Kommunikation vonseiten des Clubs absolut offen und fair. «Ich nehme den Konkurrenzkampf an, das bringt mich auch weiter.»

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Kessler kam bislang in 16 Pflichtspielen zum Einsatz

Weiterkommen möchte nicht nur Ryan Kessler persönlich, sondern natürlich auch seine Mannschaft. Er hat sich einerseits vom Saisonstart etwas mehr erhofft, ist sich andererseits aber auch bewusst, dass es doch ein rechter Umbruch war, den die Mannschaft über sich ergehen lassen musste. «Neue Spieler und ein neuer Trainer, das braucht Zeit, bis wirklich alles so ist, wie es sein soll. Oft fehlt es nur an Details, und an denen arbeiten wir täglich hart.» Der Zusammenhalt in der Mannschaft sei gut, und sie unterstützten sich gegenseitig, wenn einmal eine Aktion nicht gelinge. Dies war auch am Cupspiel in Suhr zu sehen, wo vom Trainer und den Mitspielern immer wieder aufbauende Zurufe zu hören waren, wenn ein Ball versprang oder ein Pass beim Gegner landete. «Ich bin sicher, dass wir uns noch klar steigern können und es bald aufwärts geht, denn die Qualität in der Mannschaft ist top», gibt er sich optimistisch.

Bereits in der Schule ging Ryan Kessler den Sportlerweg, besuchte die dreijährige Oberstufe an der Sportschule in Buchs und trat danach in die Immersionsklasse der Kantonsschule ein. Dort werden einzelne Fächer in Englisch unterrichtet, und die Maturaprüfung wird zweisprachig absolviert. Da sich der Aufwand mit den Anforderungen im Spitzenfussball nicht vereinbaren liess, wechselte Ryan an die Sportkanti, die er in zwei Jahren dann mit der Matur abschliessen wird. Was danach kommt, steht noch in den Sternen. «Da bin ich noch am Überlegen. Auf jeden Fall werde ich kein Zwischenjahr einschalten, wie das andere tun. Ich plane ein Online­-Studium, möglicherweise im Bereich Wirtschaftswissenschaft, denn das ist bereits jetzt ein Schwerpunkt meiner Ausbildung.»

«Ich plane ein Online-­Studium, möglicherweise im Bereich Wirtschaftswissenschaft, denn das ist bereits jetzt ein Schwerpunkt meiner Ausbildung.»

Ryan Kessler, über seine Ziele abseits des Platzes

Gut beraten wird er mit Sicherheit von seinen Teamkollegen Binjamin Hasani, Marvin Hübel, Linus Obexer und Marco Thaler, die alle neben ihrem Einsatz als Fussballprofi ein Studium absolvieren. Und natürlich unterstützen ihn seine Eltern sehr gut, bei denen Ryan weiterhin wohnt. So pendelt er täglich von Hornussen aus nach Aarau, meistens mit dem öffentlichen Verkehr, obwohl er die Fahrprüfung bestanden hat. «Ein eigenes Auto habe ich noch nicht. Wenn es gar nicht anders geht, darf ich den Wagen meiner Eltern benützen, aber eigentlich gefällt es mir sehr gut, mit dem ÖV zu reisen. Ich kann dann problemlos abschalten, muss mich nicht auf die Strasse konzentrieren und kann Erlebtes auch verarbeiten. Meistens höre ich Musik», erzählt er über seine täglichen Fahrten.

Vom Brügglifeld an die Anfield Road

Daheim ist der Fussball natürlich immer auch ein Thema, nicht nur, weil sein Vater beim FC Frick als Assistenztrainer tätig ist und Levin, der bis zur U18 ebenfalls das Aarauer Dress trug, in ebenjener Mannschaft spielt, sondern auch, weil sich alle drei sehr für die englische Premier League interessieren. «Bezüglich Lieblingsclubs sind wir uns da gar nicht einig», verrät Ryan. «Ich bin Fan von Liverpool, mein Bruder unterstützt Arsenal, und meine Eltern sympathisieren mit Manchester City. Da gibt es an jedem Spieltag viel über die Begegnungen und die Resultate zu diskutieren. Besonders spannend ist es bei uns natürlich, wenn zwei dieser Teams aufeinandertreffen.»

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Der FC Frick hat ihm seine Nummer für eine Rückkehr schon reserviert (Quelle: Aargauer Fussballverband AFV)

Einmal im Liverpool-Dress an der Anfield Road aufzulaufen ist darum auch ein Traum von Ryan. Es wird sich weisen, ob er einmal Realität werden oder ein Traum bleiben wird. Er will auch gar nicht viele Gedanken an diese Vorstellung verschwenden: «Zunächst muss ich beim FC Aarau meine Leistung bringen und ohne grosse Verletzungen bleiben. Es wäre schon sehr schön, wenn wir irgendwann einmal aufsteigen und ich mit dieser Mannschaft in der Super League spielen könnte.»

Matchzeitung Nr. 4 (2024/25) lesen

Dieser Artikel ist am 31. August 2024 in der Ausgabe Nr. 4 (Saison 2024/25) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen die AC Bellinzona erschienen.

Download: Matchzeitung Nr. 4 (2024/25)

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