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Unser Abwehrturm Aleksandar Cvetkovic spricht im HEIMSPIEL über seine sportlichen Anfänge in Serbien, seinen Wechsel aufs Brügglifeld und die aktuellen Leistungen der Mannschaft.

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Der 28-jährige Serbe kam erst relativ spät zum Fussball. «Ich war kein Junge, der bereits mit sieben Jahren in den Fussballverein eingetreten ist», erzählt er. «Da ich in der Schule sehr gut war, konzentrierte ich mich darauf, dass das auch so bleibt und ich später ein Studium absolvieren konnte. Das war auch der Plan meines Vaters.» Erst mit zwölf Jahren wurde er im wahrsten Sinne des Wortes entdeckt. Ein Trainer des örtlichen FK Topličanin schaute der Klasse in einer Sportlektion zu und suchte danach das Gespräch mit Aleksandar.

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Cvetkovic im Heimspiel gegen Neuchâtel Xamax

Es brauchte nicht viel, und er konnte den Jungen davon überzeugen, in den Club einzutreten. Danach ging es sehr schnell. Bald konnte er in eine Fussball-Akademie nach Belgrad wechseln, trainierte im Alter von 16 Jahren bereits mit der 1. Mannschaft und gab mit 17 das Debüt im Fanionteam. Sein Talent blieb auch den serbischen Nachwuchstrainern nicht verborgen, und so folgten bald Aufgebote für die U18-, U19- und die U20-Nationalmannschaft. Im März 2015 durfte er zwei Mal mit der U20 Serbiens gegen die Alterskollegen aus Myanmar auflaufen. Im ersten Spiel wurde er für die letzte Viertelstunde eingewechselt, im zweiten Spiel drei Tage später stand er in der Startformation und spielte 75 Minuten lang in der Innenverteidigung.

Verletzungspech und ausbleibende Lohnzahlungen

Seine Zukunft sah hervorragend aus, doch dann schlug die Verletzungshexe gnadenlos zu. Ein Muskelfaserriss und seine Folgen setzten Aleksandar für ein Jahr ausser Gefecht, und er sah wenig Chancen, in Serbien wieder einen Verein zu finden. Dazu kam, dass viele serbische Clubs schlecht geführt wurden. Konkurse waren an der Tagesordnung, und auch Cvetkovic bekam von seinem damaligen Arbeitgeber bis zu dessen endgültigem Konkurs ein Jahr lang keinen Lohn mehr. Daher besprach er die Situation mit seinem Berater und beschloss, seine Karriere im Ausland neu zu lancieren.

Im Sommer 2017 kam er zum FC Wohlen, der damals in der Challenge League spielte. Vom freiwilligen Abstieg am Ende dieser Saison sprach zu jenem Zeitpunkt noch niemand. Bei den Freiämtern fiel Aleks mit seiner physischen Präsenz in der Innenverteidigung sofort auf, was auch den regelmässig auf den Niedermatten anwesenden Scouts des Wohler Partnerteams Grasshopper Club Zürich nicht verborgen blieb. Nach nur einem halben Jahr wechselte er deshalb zu den Zürchern. Vier Jahre lang blieb er den Hoppers in Hochs und Tiefs treu und absolvierte für den Rekordmeister über 100 Wettbewerbsspiele. Seinen letzten Auftritt im GC-Dress auf dem Brügglifeld hatte er am 30. April 2021, als der FCA den nachmaligen Aufsteiger 2:1 besiegen konnte. Mannschaftskollegen waren damals wie heute Nuno da Silva, Nikola Gjorgjev und Shkelqim Demhasaj, der für die Gäste den Ausgleich erzielen konnte.

«Ich war nicht nur froh darüber, einen neuen Club gefunden zu haben, sondern mich begeisterte auch das Projekt des FC Aarau, das sie mir vorgestellt hatten.»

Aleksandar Cvetkovic, über seinen Wechsel aufs Brügglifeld

«In der nächsten Saison lief es dann leider nicht mehr so gut für mich», erzählt Cvetkovic weiter. «Ich spielte immer weniger und befand mich in einer schlechten Situation. Daher war ich offen für eine Veränderung, damit ich wieder mehr zum Spielen kam. Als Sandro Burki und Stephan Keller das Gespräch mit mir suchten, waren wir uns bereits nach einer Viertelstunde einig. Ich war nicht nur froh darüber, einen neuen Club gefunden zu haben, sondern mich begeisterte auch das Projekt des FC Aarau, das sie mir vorgestellt hatten.»

So kam er also im Winter 2022 zurück in den Kanton Aargau und fand sich nach einer kurzen Eingewöhnungszeit auch gut im neuen Team zurecht. Die Mannschaft hatte einen Lauf und reduzierte den Rückstand auf die Spitze der Challenge League fast in jeder Runde. Bereits im sechsten Spiel gelang Cvetkovic auch der erste Treffer für die Aarauer, als er im Rheinpark gegen den FC Vaduz nach einem Corner den Ball in die Maschen setzte. Es war das erste von bislang fünf Toren für den FCA – und keines dieser Spiele ging verloren. «Leider reichte es dann aber trotzdem nicht für den Aufstieg», blickt er auf das letzte Spiel jener Saison, wiederum gegen die Liechtensteiner, zurück. Mit einem Cvetkovic-Treffer hätte es wohl zum Aufstieg gereicht!

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Cvetkovic im Wohlen-Trikot gegen Norman Peyretti

Danach lief sein Vertrag aus, und Aleks war für kurze Zeit vereinslos. «In dieser Zeit schaute ich mich auch im Ausland um. Vielleicht gab es ja eine Chance für den nächsten Karriereschritt. Aber schliesslich sagte ich den interessierten Clubs ab und konnte mich mit dem FC Aarau auf einen neuen Vertrag einigen. Ich hatte das Gefühl, dass dieses Kapitel noch nicht abgeschlossen ist und ich hier doch noch etwas bewegen kann. Ich bereue es überhaupt nicht, dass ich hiergeblieben bin, es gefällt mir immer noch ausgezeichnet.» Ein weiterer Grund fürs Verbleiben in der Schweiz war auch seine Schwester. Sie wohnt mit ihrer Familie in Zürich und ist eine wichtige Bezugsperson, denn die Eltern wohnen nach wie vor in Serbien. «Wir haben ein gutes Verhältnis. Sie besuchen mich zwei bis drei Mal jährlich, und das freut mich natürlich immer sehr.»

«Dabei ärgerte mich nicht in erster Linie die Verletzung, sondern ich bedauerte, dass ich der Mannschaft nicht helfen konnte.»

Aleksandar Cvetkovic, über seine Zwangspause

Da auch seine Freundin in Zürich wohnt, ist er oft in der Limmatstadt anzutreffen, auch wenn er vor einiger Zeit in der Region Aarau eine eigene Wohnung bezogen hat. Dadurch hat er genügend Zeit für sich und braucht auch weniger Nerven beim Pendeln, wenn der Verkehr auf der A1 mal wieder zum Erliegen kommt. Zu Beginn der vergangenen Saison musste Cvetkovic zuerst schwierige Zeiten durchmachen. In den ersten Partien kam er nur zu Teileinsätzen, und dann zog er sich einen Muskelfaserriss zu, der ihn für mehrere Wochen aus dem Verkehr zog. «Dabei ärgerte mich nicht in erster Linie die Verletzung, sondern ich bedauerte, dass ich der Mannschaft nicht helfen konnte.»

Als er endlich wieder einsatzfähig war, blieben nur noch zwei Partien vor der WM-Pause zu spielen. Beim Start im Januar 2023 war er aber komplett genesen, konnte die Vorbereitung unter Boris Smiljanic ohne Beschwerden mitmachen und steigerte sich in der zweiten Saisonhälfte zu einem sicheren Wert in der Innenverteidigung. «Boris hat mir sehr viel geholfen», beschreibt Aleks die Situation. «Er war ja selber Innenverteidiger und konnte mir wichtige Tipps geben. Dazu spricht er meine Sprache, was die Kommunikation natürlich stark vereinfachte. Leider hat es dann mit dem Spitzenplatz erneut nicht geklappt, aber wir bleiben hartnäckig und nehmen in dieser Saison den nächsten Anlauf.»

Gut genug für die vorderen Ränge

Bisher sind die Resultate zwar noch nicht überragend, aber Cvetkovic ist überzeugt, dass das Team von Alex Frei auf einem guten Weg ist. «Wir wissen, was wir können und was nicht. Jetzt müssen wir uns nur noch danach richten und uns in jedem Spiel auf unsere Stärken besinnen.» Dass die Mannschaft gut genug für die vorderen Ränge der Tabelle ist, steht für ihn ausser Zweifel. Die Qualität und die Erfahrung seiner Teamkollegen stimmen ihn zuversichtlich.

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Abwehrturm mit Torriecher

Am Anfang der Saison war die Defensive stabil, aber offensiv lief es noch nicht rund. Jetzt erzielt man vorne zwar die Tore, aber hinten lässt man zu viel zu. Die Kommunikation unter den Verteidigern sei sehr wichtig, damit der Gegner zu keinen Chancen komme. Das Gefühl für die Situation könne noch verbessert werden. «Wir haben schon einige Punkte verloren, weil wir nicht gut verteidigt haben. Wenn wir auswärts zwei Tore schiessen und nicht gewinnen, ist das sehr ärgerlich. Da kann man auch nicht von fehlendem Glück sprechen. Glück ist etwas, das man sich erarbeiten muss.»

Mit diesem letzten Satz verabschiedet sich Aleksandar Cvetkovic und macht sich auf ins anstehende Training, auf dass die Defensivarbeit in nächster Zukunft kein Grund zum Ärgern mehr ist.

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Dieser Artikel ist am 25. September 2023 in der Ausgabe Nr. 5 (Saison 2023/24) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen den FC Vaduz erschienen.

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