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Im letzten September wechselte Imran Bunjaku zum FC Aarau; seither kam er 16 Mal im FCA-Trikot zum Einsatz – neun Mal blieb seine Mannschaft ohne Gegentreffer.

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Im Internet existieren unzählige Videos des historischen Augenblicks, aufgenommen am 7. September 2014. Zu sehen ist ein erfolgreich verwandelter Handspenalty im ausverkauften Stadion von Prishtina. Es ist der Moment, als sich Imran Bunjaku seinen festen Platz in den Annalen der kosovarischen Sportgeschichte sichert – dank eines frenetisch bejubelten Siegestreffers gegen den Oman (1:0), gleichbedeutend mit dem allerersten Länderspielerfolg für die junge Nation. Erst im Verlauf der zweiten Halbzeit eingewechselt, schnappte sich Bunjaku nach dem Penaltypfiff in der 84. Spielminute den Ball und verwandelte vor den Augen vieler Verwandter aus der Region von Gjilan trocken. «Es war eine Freisetzung von unglaublichen Glücksgefühlen», erinnert sich Bunjaku, welcher zuvor mehrmals für die U21-Auswahl von Albanien aufgelaufen war.

«Von klein auf habe ich stets mit einem Ball gespielt, etwas anderes als Fussball konnte ich mir nicht vorstellen.»

Imran Bunjaku, über seine Anfänge

Aufgewachsen ist der heute 29-jährige Defensivspieler im Zürcher Seefeldquartier, zusammen mit seinen Eltern und den zwei älteren Geschwistern Ibadete und Ismail; sein älterer Bruder war mit ein Grund, wieso sich Imran Bunjaku als Siebenjähriger dem Lokalverein FC Seefeld anschloss. «Von klein auf habe ich stets mit einem Ball gespielt, etwas anderes als Fussball konnte ich mir nicht vorstellen», erzählt Bunjaku. Während eines Turniers wusste er mit seinen Leistungen die Verantwortlichen von GC und dem FC Zürich zu beeindrucken und wechselte in der Folge in die Nachwuchsabteilung der Grasshoppers. «Damals waren bereits mein Bruder sowie mein bester Freund bei GC, die Entscheidung war entsprechend leicht», so Bunjaku.

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Imran Bunjaku im Abschluss

Anfänglich beim Hardturm, später im modernen GC-Campus trug Bunjaku während 14 Jahren mit Stolz das Trikot des Schweizer Rekordmeisters. Eine schöne, aber auch intensive Zeit für Bunjaku – regelmässig war er zwölf Stunden täglich ausser Haus und hatte die Trainingstasche schon tagsüber in der Schule mit dabei. Nach der obligatorischen Schulzeit absolvierte Bunjaku die Handelsschule, verbunden mit einem kaufmännischen Praktikum. Eine strenge Zeit mit Arbeit tagsüber und täglichen Trainingseinheiten, dreimal wöchentlich ging er auf die Abendschule. Am Wochenende folgten die Spiele mit den «Hoppers».

Super-League-Debüt in erfolgreicher GC-Saison

Bunjaku durchlief alle Juniorenstufen beim Grasshopper Club bis hin zum Debüt in der höchsten Schweizer Spielklasse. Am 25. September 2013 war es so weit: Bunjaku wurde beim 2:0-Auswärtserfolg in Luzern von Trainer Michael Skibbe für die Schlussminuten eingewechselt: «Ein sehr schöner Moment für mich persönlich in einer für GC sehr erfolgreichen Saison.» Es folgten unregelmäs­sige Teileinsätze, bis Bunjaku am letzten Spieltag der Saison 2013/14 in Sion zum ersten Mal in der Startformation der Zürcher stand. «Natürlich will man als Spieler möglichst jeden Match bestreiten. Ich konnte die Lage aber sehr gut einschätzen und wusste um die starke Konkurrenz und die sportliche Situation», erinnert sich Bunjaku, der die Saison mit GC auf dem zweiten Platz beendete. Daher entschied sich Imran Bunjaku im Januar 2015 schliesslich zwecks Spielpraxis für eine Ausleihe zum FC Schaffhausen in die Challenge League: «Es fiel mir schwer loszulassen, war aber für mich persönlich die richtige Entscheidung.»

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Imran Bunjaku als FCS-Spieler im Brügglifeld gegen Petar Misic

Aus dem geplanten halbjährigen Abstecher in die Munotstadt wurde ein sechsjähriges Engagement. «Zu Beginn war es ein kleiner Kulturschock, vom modernen GC-Campus auf die Schaffhauser Breite. Aber beim Fussball findet vieles im Kopf statt», erzählt Bunjaku, der sich schnell zurechtfand und innert Kürze zum Stammspieler avancierte. Abgesehen von einer längeren, verletzungsbedingten Zwangspause, als sich Bunjaku zum zweiten Mal in seiner Karriere (nach 2012) das Kreuzband riss, stand Bunjaku in 140 Pflichtspielen für den FC Schaffhausen im Einsatz. Nach rund drei Jahren wurde er vom damaligen Cheftrainer Boris Smiljanic zum Team-Captain ernannt, eine ehrenvolle Aufgabe: «Ich übernehme auf dem Platz sowieso sehr gerne Verantwortung, mit der Captainbinde durfte ich dies noch vermehrt tun.»

Rückkehr entwickelt sich zum Albtraum

In der Winterpause vor einem Jahr, kurz vor Transferschluss, meldete sich Bunjakus Stammverein GC bei Schaffhausen und bat mit einer grosszügigen Ablösesumme um Übernahme des Spielers. Innert Kürze war der Transfer fixiert und der Kreis schien sich zu schliessen: Bunjaku wechselte zurück zu «seinem» GC, dem späteren Aufsteiger. Aus der erwarteten Erfüllung eines Traums wurde für den «GC-Jungen» jedoch schnell ein Albtraum. Es folgte eine schwierige Zeit ohne Einsätze, mit vielen Enttäuschungen seitens GC. Und so kam die Anfrage aus Aarau für Bunjaku sehr gelegen: «Es hätte nicht besser kommen können.» Nach dem Transfer vor einem halben Jahr ging es direkt mit ins Kurztrainingslager ins Wallis. Die Eingewöhnung fiel ihm entsprechend leicht. «Eine tolle Truppe mit super Zusammenhalt, jeder hat mit jedem irgendeine Verbindung», so Bunjaku.

«Mich so zurückmelden zu können, war sehr emotional.»

Imran Debüt, über sein Debüt beim FC Aarau

Im ersten Meisterschaftsspiel nach dem Transfer wurde Bunjaku auswärts in Yverdon in den Schlussminuten eingewechselt und erzielte mit der letzten Aktion des Spiels prompt den umjubelten Ausgleichstreffer (1:1). Eine enorme Genugtuung im ersten Ernstkampf nach vielen Monaten: «Mich so zurückmelden zu können, war sehr emotional», so Bunjaku. Als polyvalent einsetzbarer Defensivspieler vermochte sich Bunjaku in Aarau mit guten Leistungen schnell zu etablieren – erst zwei Mal musste er den Rasen in 16 Spielen für den FC Aarau als Verlierer verlassen, neun Mal blieben die Aarauer bereits ohne Gegentreffer, wenn Bunjaku zum Einsatz kam.

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Bunjaku mit seinen Nichten und Neffen

Abseits des Spielfeldes beschäftigt sich Bunjaku mit der Zeit nach seiner Karriere und drückt einmal pro Woche die Schulbank, um die Ausbildung zum Kaufmann im Rahmen der Erwachsenenbildung nachzuholen. In seiner Freizeit verbringt Bunjaku am liebsten Zeit mit seiner Verlobten Dirina sowie Familie und Freunden. «Ich bin ein absoluter Familienmensch», erzählt Bunjaku, der bei vielen Spielen auf die Unterstützung seiner Liebsten vor Ort zählen kann. Die Familie wohnt weiterhin in der Umgebung von Zürich und sieht sich regelmässig. Beim Auswärtssieg gegen den FC Stade Lausanne Ouchy (5:2) überraschte ihn die ganze Familie live im Stadion, sodass sich Bunjaku nach dem Abpfiff von seinen Nichten und Neffen feiern lassen durfte. Bleibt zu hoffen, dass der weitere Saisonverlauf noch viel Grund zum Jubeln mit sich bringen wird.

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Dieser Artikel ist am 25. Februar 2022 in der Ausgabe Nr. 13 (Saison 2021/22) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen den FC Wil erschienen.

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