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Vor Beginn der entscheidenden Saisonphase spricht unser Cheftrainer Stephan Keller über die Kunst der richtigen Entscheidungen und die anstehenden Herausforderungen.

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Stephan, wie gut tat es, nach einem strengen Programm mit mehreren «englischen Wochen» zuletzt während 14 Tagen ohne Pflichtspiel zu sein?

Patrick Haller

Es hat unseren Spielern sicher gutgetan, sich etwas erholen zu können. Gleichzeitig war es uns aber auch möglich, in Ruhe auf dem Trainingsplatz zu arbeiten. Wir konnten an verschiedenen Ideen arbeiten, um Reaktionen der Gegner auf unser Spiel wiederum zu unserem Vorteil zu nutzen. Ansonsten waren vor allem individuelle Begleitung und Steuerung angesagt, um die Tanks nochmals richtig zu füllen für das letzte Viertel der Saison.

Stephan Keller, Cheftrainer

Welches Fazit ziehst du aus den beiden Testspielen in der Länderspielpause?

Patrick Haller

Wir hatten mehrere Szenarien durchgedacht, uns aber dann entschieden, das erste Spiel gegen YF Juventus für die Jugend bzw. unsere Partnerschaften zu nutzen, damit sich die einzelnen Spieler nochmals zeigen konnten; schliesslich haben wir auch dort wieder einige Entscheidungen zu treffen. Am darauffolgenden Tag sollten alle verfügbaren Kaderspieler zu Einsatzzeiten gegen einen starken Gegner kommen. Dabei galt es auch im Spiel gegen Lausanne-Sport nicht unnötig Kräfte zu verlieren, welche wir in der finalen Phase der Saison noch brauchen werden. Am Ende bin ich zufrieden mit der gewählten Variante, weil wir gesehen haben, dass wir in Vollbesetzung durchaus mithalten könnten, aber es bei acht Wechseln zur Pause gegen einen Super Ligisten immer schwierig sein wird. Die Resultate waren nicht so, wie wir uns diese gewünscht hätten, doch in der Länderspielpause sind sie insofern zweitrangig, als dass man vor allem erkennen muss, wo man steht. Ebenso wichtig ist es, dass man keine Nachteile - in Form von Verletzungen - im Hinblick auf die weiteren Ernstkämpfe mitnimmt.

Stephan Keller, Cheftrainer
«Wir sind zum Schluss gekommen, dass wir keinen von ihnen verpflichten werden, weil sie nicht besser sind als unsere eigenen Akteure.»

Stephan Keller, über die Testspieler

In beiden Begegnungen kamen auch Testspieler zum Einsatz. Wie sieht ihre Situation aus?

Patrick Haller

Wir erhalten immer wieder Anfragen. Im aktuellen Fall ergab sich die Möglichkeit, gleich drei Spieler anzuschauen, welche uns auf verschiedenen Kanälen angeboten wurden. Wir sind jedoch zum Schluss gekommen, dass wir keinen von ihnen verpflichten werden, weil sie nicht besser sind als unsere eigenen Akteure. Wir sind sehr zufrieden mit unserem aktuellen Kader und wollen uns auf die neue Saison nur sehr gezielt verstärken.

Stephan Keller, Cheftrainer

In den vergangenen Tagen wurden auch die Vertragsverlängerungen mit Simon Enzler und Randy Schneider um jeweils zwei Jahre kommuniziert. Wie siehst du ihre Entwicklung?

Patrick Haller

Allgemein können wir konstatieren, dass sich die beiden Spieler so entwickeln, wie wir uns dies vorstellen. Simon hat einen grossen Sprung in seiner Persönlichkeit gemacht und sich auch in Sachen Offensivspiel und Strafraumbeherrschung verbessert. Er macht vieles so, wie wir uns das vorstellen - und an den anderen Sachen arbeiten wir weiter kontinuierlich. Es ist immer schön, wenn man die Früchte des eigenen Arbeitens reifen sehen kann und Spieler an den Club binden kann, damit sich diese Arbeit auch in der langfristigen Perspektive ausbezahlt. Randy ist ein interessanter Spieler, welcher in der Vorrunde nicht viel Spielzeit hatte; seit dem Jahreswechsel hat er mehr Minuten erhalten und sehr ansprechende Ansätze gezeigt. Er ist ein Versprechen für die Zukunft, muss jedoch noch professioneller arbeiten. Es gilt für ihn widerstandsfähiger zu werden. Ausserdem muss er sich beim Torabschluss - sprich in Sachen Effizienz - steigern.

Stephan Keller, Cheftrainer
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In der Nati-Pause durfte Johann von Knebel vorspielen

Wir treten unter deiner Führung sehr spielstark auf. Aber alles spielerisch lösen zu wollen, verführt auch zu Fehlern. Wie gelingt es die Balance zu wahren?

Patrick Haller

Grundsätzlich will ich alles und nichts spielerisch lösen. Es ist sowieso falsch zu sagen, dass ich spielerische Lösungen bevorzugen würde - ebenso wenig verteufle ich Befreiungsschläge auf die Tribüne. Es geht immer um die richtige Entscheidung im richtigen Moment. Deshalb ist mir die Spielkontrolle wichtig. Wir wollen bestimmen, was auf dem Feld passiert. Wenn wir das Spiel nicht unter Kontrolle haben, dann treffen wir zu viele falsche Entscheidungen. Aus Sicht eines einzelnen Spielers geht es darum, Aufträge im Dienst der Mannschaft auszuführen und von den Stärken der Mitspieler zu profitieren. Zugleich gilt es die Schwächen des Gegners zu nutzen.

Stephan Keller, Cheftrainer

Wie lässt es sich trainieren, diese «richtigen Entscheidungen» zu treffen?

Patrick Haller

Entscheidend ist, die Spieler so oft wie nur möglich in solche Situationen zu bringen, z.B. im Training, mit Simulationen oder durch Videoanalysen. Dann sollte man aus Fehlern lernen. Es ist unsere Aufgabe, solche Fehler anzusprechen und die richtigen Dinge aufzuzeigen - und zwar unabhängig vom Alter des Spielers. Aktuell haben wir viel Geduld, um mit ihnen zu lernen, aber wir wollen eine Entwicklung sehen. Generell bin ich der Ansicht, dass «Lernfähigkeit» zu den grössten Talenten eines Menschen zählt.

Stephan Keller, Cheftrainer
«Es ist erfreulich, dass wir in beiden Wettbewerben noch im Rennen sind. Dies bringt aber auch die Verpflichtung mit sich, noch mehr leisten zu wollen.»

Stephan Keller, über das Saisonfinale

Wir nehmen die finale Phase der Meisterschaft vom fünften Rang aus in Angriff, doch der Rückstand auf die vorderen Plätze ist gering. Was ist noch möglich?

Patrick Haller

Wenn wir viele richtige Entscheidungen treffen und in den Strafräumen cool bleiben, sind wir in der Lage, gegen jeden Gegner zu gewinnen - in diesem Fall ist alles möglich bis zum zweiten Platz. Wenn GC weiterhin mit der Effizienz auftritt, welche sie bislang auszeichnete, wird ihnen der Direktaufstieg nicht mehr zu nehmen sein. Grundsätzlich ist es erfreulich, dass wir in beiden Wettbewerben noch im Rennen sind. Dies bringt aber auch die Verpflichtung mit sich, noch mehr leisten zu wollen, um am Ende jubeln zu können.

Stephan Keller, Cheftrainer

Du hast den Schweizer Cup bereits angesprochen. Erstmals seit 2005 können wir wieder ins Halbfinale einziehen. Wie blickst du auf das Heimspiel gegen den FC Winterthur?

Patrick Haller

Ich verspüre eine grosse Vorfreude. Wir haben uns im bisherigen Wettbewerb zweimal gegen SFL-Teams durchgesetzt und haben immer gespielt, wenn uns der Verband aufgeboten hat - ungeachtet von terminlichen Schwierigkeiten. Deshalb bin ich sehr stolz auf die Mannschaft. Wir freuen uns extrem auf das Spiel gegen Winterthur, sind uns aber auch bewusst, dass es alles andere als ein einfaches Los ist. Wir sind weder Favorit noch Underdog. Klar ist, dass wir eine Top-Leistung bringen müssen, wenn wir in die nächste Runde einziehen wollen.

Stephan Keller, Cheftrainer
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Der FC Aarau will weiterhin jubeln. Im Bild: Mickaël Almeida

Was muss - einmal ungeachtet von den nackten Resultaten - bis Ende Saison geschehen, damit du von einer erfolgreichen Saison sprechen würdest?

Patrick Haller

Wir wollen weiter aktiven Fussball spielen, vor dem gegnerischen Tor noch effizienter auftreten und die Spieler individuell wie auch als Team weiterbringen. Oder anders gesagt: Wir wollen die Leute mit unserem Spiel begeistern. Dies ist uns in Form von Leistungen und Resultaten in dieser Saison schon mehrfach gelungen, als wir unseren erkennbaren «FCA-Fussball» reproduzieren konnten - wann hat der FCA zuletzt so oft drei oder vier Tore erzielt? Aber ich will uns nicht besser machen, als wir sind. Es ist uns noch nicht gelungen, genug Konstanz in unsere Auftritte zu bringen. Auch wir hatten unsere Tiefpunkte in der laufenden Saison. Das Ziel muss es sein, unser begeisterndes Gesicht in Zukunft noch regelmässiger zu zeigen.

Stephan Keller, Cheftrainer

Was hat sich beim FC Aarau in den letzten Monaten sonst noch verändert?

Patrick Haller

Ich habe das Gefühl, dass der Club mit allen involvierten Personen näher zusammengerückt ist. Dies war und ist auch ein grosses Ziel von mir. Deshalb möchte ich ein grosses Kompliment an alle Mitarbeitenden aussprechen. Es ist zu spüren, dass die Menschen mit uns mitfiebern und gemeinsam etwas erreichen wollen. Zugleich merken die Leute, wie viel wir für den Erfolg tun und versuchen uns tatkräftig zu unterstützen. Auch können wir uns in der täglichen Arbeit auf Trainingsplätze in einem Top-Zustand und einen professionellen «Medical Staff» mit internationalen Fachkräften verlassen. Natürlich fehlen uns die Fans im Stadion sehr, doch wir hoffen bald wieder Zuschauer im Brügglifeld begrüssen zu dürfen, um das Clubgefühl weiter zu stärken.

Stephan Keller, Cheftrainer
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