Dabei erzählte der 39-jährige Zentralschweizer während der Fahrt auf der «Fortuna», mit welcher FCA-Legende er eine Freundschaft pflegt, welchen Anteil er an einem 10:0-Sieg im Brügglifeld hatte und warum der Kollektivgedanke für ihn von zentraler Bedeutung ist.
Was bedeutet für dich Heimat?
Marcel PetermannHeimat ist für mich mehr ein Umfeld als ein Ort. Heimat ist für mich dort, wo meine Familie ist, dort, wo ich Zufriedenheit und Glück erlebe, weil ich mit Menschen zusammen sein kann, die mir viel bedeuten. Viele Familienangehörige und Freunde wohnen wie ich in Ebikon im Kanton Luzern. Sie geben mir das Gefühl von Heimat.
Marinko Jurendic, CheftrainerDeine berufliche Heimat liegt seit rund zwei Monaten im Aargau. Wie gut kanntest du diesen Kanton bereits?
Marcel PetermannIch verbrachte während der Lehrerausbildung einige Zeit im Aargau. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang übrigens an eine schöne Wanderung, die wir von Baldegg hierher an den Hallwilersee gemacht haben, bis zum Schloss Hallwyl. Später, als Bildungsleiter bei der Stiftung von Otto Ineichen, war ich regelmässig zu Besuch an unserem Standort in Aarau. Zudem leben einige Freunde und Bekannte von mir in der Nähe der Stadt Aarau. Nicht zu vergessen ein guter Freund, der auf dem Mutschellen wohnt, Walter Iselin. Mit ihm habe ich im SFV-Ausbildungszentrum in Emmen zusammengearbeitet. Sein legendäres Tor, das 1985 zum Cupsieg des FC Aarau führte, kam dabei natürlich immer mal wieder zur Sprache.
Marinko Jurendic, CheftrainerWie hast du den FC Aarau vor deinem Amtsantritt aus der «Ferne» wahrgenommen?
Marcel PetermannAls traditionsreicher Verein mit einer grossen sportlichen Vergangenheit. Viele bekannte Spieler und Trainer haben diesen Verein geprägt beziehungsweise der Verein hat sie geprägt. Der FC Aarau war für mich aber immer auch ein bodenständiger Club, der aus den vorhandenen Mitteln jeweils viel herausholte. Als Spieler kam ich immer gerne ins Brügglifeld. Die Nähe der Zuschauer zum Spielfeld und zu den Spielern sorgt für eine besondere Atmosphäre – auch nach den Partien hinter der Tribüne.
Marinko Jurendic, CheftrainerDeine Bilanz als gegnerischer Spieler im Brügglifeld war absolut makellos...
Marcel PetermannJa, es waren drei Spiele, die ich in diesem Stadion bestreiten konnte und es resultierten durchwegs Erfolge. Mit dem FC Thun gewannen wir in der Auf-/Abstiegsrunde 2002 unter Trainer Hanspeter Latour mit 3:1. Kurz darauf sorgte eine Hüftverletzung für einen Karriere-Knick. Nach einem kurzen Intermezzo in Winterthur nahm ich beim FC Grenchen einen neuen Anlauf in der 1. Liga. Gleich in meinem ersten Spiel im Grenchner Dress gewannen wir gegen die damalige U-21 des FCA mit 10:0! Es war ein unvergessliches Spiel, bei dem ich mit fünf Treffern und fünf Vorlagen an allen Toren beteiligt war. Ein weiteres Karriere-Highlight folgte schliesslich im Cup-Halbfinal 2005, als ich mit dem FC Luzern im ausverkauften Brügglifeld den Finaleinzug feiern durfte.
Marinko Jurendic, CheftrainerWie beurteilst du deine Spielerkarriere insgesamt?
Marcel PetermannIch habe in der Nationalliga B beziehungsweise Challenge League und in der 1. Liga insgesamt rund 300 Spiele bestritten und konnte dabei etwa 150 Tore erzielen. Mit Thun durfte ich den Aufstieg in die Nationalliga A feiern, mit Cham stiegen wir 2007 in die Challenge League auf. Leider hat mein Körper nicht immer mitgespielt. Ich bin mit meiner Karriere aber zufrieden. 2005 entschied ich mich zugunsten meines Studiums und Weiterbildungen mit dem Profifussball aufzuhören. Das war für mich der richtige Weg. Ich bin glücklich über die vielen Erfahrungen, die ich als Spieler sammeln konnte.
Marinko Jurendic, CheftrainerMarinko Jurendic wurde am 24. November 1977 geboren und besitzt die Staatsbürgerschaft von Kroatien und der Schweiz. Heute ist er verheiratet und Vater eines 5-jährigen Sohnes.
Stationen als Spieler
FC Ebikon, FC Emmenbrücke, FC Ibach, SC Buochs, FC Thun, FC Winterthur, FC Grenchen, SC Kriens, FC Luzern, SC Cham
Stationen als Trainer
FC Ibach (2009-2012), SC Kriens (2014-2017) sowie verschiedene Funktionen im Schweizerischen Fussballverband (2009-2017)
Er absolvierte das Lehrerseminar und studierte vier Semester Wirtschaft und Jura. Als Leiter Bildung der Stiftung Speranza engagierte er sich für Jugendliche mit ungünstigen Bildungsvoraussetzungen.
War für dich früh klar, dass du deine pädagogischen Qualitäten einst als Trainer in den Fussball einbringen möchtest?
Marcel PetermannJa, in der Tat. Bereits in der Schule und später während des Studiums stellte ich gerne Teams zusammen und nahm mit ihnen an Turnieren teil. Da konnte ich mein organisatorisches und pädagogisches Flair anwenden. Zu meiner Aktivzeit trainierte ich auch Juniorenteams; danach folgten Tätigkeiten als Juniorentrainer in der Nachwuchsförderung beim FC Luzern sowie beim Schweizerischen Fussballverband. Als Fussballinstruktor war ich zudem in der Trainerausbildung tätig. Die pädagogische Grundausbildung als Lehrer war mir für meine verschiedenen Tätigkeiten im Fussball sicher von grossem Nutzen.
Marinko Jurendic, CheftrainerDu legst grossen Wert darauf, dass deine Mannschaft als Einheit auftritt. Wie förderst du diesen Grundgedanken in der täglichen Arbeit mit den Spielern?
Marcel PetermannIndem alle Beteiligten Verantwortung für ihre Aufgaben übernehmen. Jeder muss sich seiner eigenen Rolle bewusst sein und seine Qualitäten für das Gelingen des Kollektivs einbringen. Ich möchte Klarheit haben und wir wollen gemeinsame Werte leben. Jeder Einzelne soll spüren, dass er wichtig ist. Zum Wohle aller gilt es dabei gewisse Eigeninteressen zurückzunehmen. Schliesslich ist die Identifikation mit der Umgebung und mit dem Arbeitgeber von zentraler Bedeutung.
Marinko Jurendic, CheftrainerDu warst als Spieler ein torgefährlicher Stürmer und hast beim Schweizerischen Fussballverband unter anderem die Stürmertrainer ausgebildet. Dürfen die Zuschauer demzufolge in dieser Saison ein Offensivspektakel erwarten?
Marcel PetermannWir greifen zusammen an, genau so, wie wir alle zusammen verteidigen. Wir trainieren täglich dafür, um zielstrebig und effizient Fussball spielen zu können. Ich hoffe, dass uns das in dieser Saison möglichst gut gelingt.
Marinko Jurendic, CheftrainerDie Reaktionen von Fans und Medien nach dem verlorenen Auftaktspiel in Neuenburg waren überwiegend positiv. Wie war die Gemütslage im Team nach den ersten 90 Minuten dieser Saison?
Marcel PetermannDas Spiel in Neuenburg war eine gute Standortbestimmung. Wir haben das Spiel gut aufgearbeitet. Mit etwas mehr Wettkampfglück wäre ein Punktgewinn möglich gewesen. Wichtig ist, dass wir schnell lernen und uns auf das nächste Spiel gut vorbereiten.
Marinko Jurendic, CheftrainerWas sind deine Erwartungen an die Mannschaft und das Heimpublikum für das Spiel gegen den FC Wil?
Marcel PetermannDer Prozess, den wir angestossen haben, ist positiv. Wir wollen unseren eingeschlagenen Weg weitergehen und unsere Spielidee weiterentwickeln. Wir wollen kompakt als Einheit auftreten und im Spiel nach vorne noch effizienter agieren. Wenn wir das erfüllen, werden wir einen erfolgreichen Fussball spielen können. Natürlich hoffe ich, dass wir von unseren Zuschauern auch die nötige Unterstützung dafür erhalten.
Marinko Jurendic, CheftrainerMatchzeitung Nr. 1 (2017/18) lesen
Dieser Artikel ist am 29. Juli 2017 in der Ausgabe Nr. 1 (Saison 2017/18) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen den FC Wil erschienen.