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Nur wenige Stunden nach der Rückkehr von einem Schweizer U21-Zusammenzug sprach Abwehrspieler Jan Kronig mit «HEIMSPIEL» über seine bisherige Karriere und sein neues Leben in Aarau.

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Bereits seit der U15 wird Kronig regelmässig für die Schweizer Nationalmannschaft auf­geboten und hat mittlerweile rund 50 Ernstkämpfe mit den jeweiligen Auswahlteams absolviert. Mit jedem neuen Jahrgang seien die Strukturen professioneller geworden, spätestens seit dem Übertritt in die U21 sei nun «fertig mit Juniorenfussball», sagt Kronig. «Bereits ab der U17 gibt es Qualifikationen und Endrunden, ab diesem Zeitpunkt wird es immer ernster und es ist sehr spannend, sich mit den Besten seines Jahrgangs messen zu dürfen.» Nebst der sportlichen Herausforderung und der Ehre, das eigene Land vertreten zu dürfen, beschreibt Kronig auch die Abwechslung vom Cluballtag und die neuen Impulse als enorm wertvoll. In der vorherigen Länderspielpause im September war Kronig sein erstes Tor im Trikot der Nationalmannschaft gelungen. Im U21-Heimspiel gegen Gibraltar (4:0) schoss der gelernte Innenverteidiger ein veritables Traumtor, als er das Leder aus rund 25 Metern in den Winkel hämmerte. Die Begegnung fand damals im Sittener Tourbillon statt, sodass viele Familienangehörige und Freunde des gebürtigen Wallisers live mit dabei waren.

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Jan Kronig im Duell mit Liam Bollati (Kriens)

Aufgewachsen ist er in Brig, wo der FC Aarau in derselben Länderspielpause für ein Testspiel gegen den FC Sion zu Gast war. Es sei sehr schade, dass er nicht habe dabei sein können, denn die Verbundenheit zur Heimat sei immer noch gross, sagt Kronig. Er besucht seinen Stammverein FC Brig-Glis noch immer regelmässig. Dort hatte er auch als Vierjähriger mit Fussballspielen begonnen. Vater Pascal war beim Verein aktiv und nahm ihn mit. Einige Jahre später nahm die Laufbahn von Kronig eine unerwartete Wendung, als er – damals noch in einer offensiveren Rolle – bei einem Testspiel gegen die U11­Junioren von GC gleich fünf Tore erzielte und daraufhin von den Zürchern zum Testtraining eingeladen wurde. Dort vermochte er zu überzeugen und pendelte fortan mehrmals pro Woche nach Zürich. Die Chance, in einer renommierten Nachwuchsakademie mittrainieren zu dürfen, kam für Kronig zu diesem Zeitpunkt unerwartet. «Jedes Kind träumt vom Profifussball, aber ich hätte damals nie damit gerechnet und spielte einfach zum Spass Fussball», erzählt Kronig.

Praktikum auf der YB-Geschäftsstelle

Als erst neunjähriger Schüler waren die Belastung und der zeitliche Aufwand aber bald zu viel. Dies sahen auch die GC-Verantwortlichen, nahmen mit YB Kontakt auf und ermöglichten Kronig den Einstieg bei den Stadtbernern. Auch die Reisezeit von rund einer Stunde war mit dem Zug durch den Lötschberg machbar, und so fuhr Kronig dreimal pro Woche ins Training nach Bern. «Dadurch lernte ich sehr früh, selbstständig zu sein», blickt Kronig zurück. Ab der siebten Klasse konnte Kronig die restliche Schulzeit an der Sportschule in Bern absolvieren und wohnte grossmehrheitlich in der Bundesstadt. Dort hatte er viele SCB- und andere YB-Junioren in seiner Klasse und profitierte davon, innert weniger Minuten vom Schulareal auf das Trainingsgelände zu gelangen.

«Dies war sehr spannend und vielfältig, speziell im Marketing konnte ich vieles sehen und lernen.»

Jan Kronig, über seine KV-Ausbildung

Nach seiner obligatorischen Schulzeit folgte die Ausbildung zum Kaufmann in vier Ausbildungsjahren, wiederum speziell für Sportler konzipiert. Das Praktikum konnte Kronig auf der Geschäftsstelle des BSC YB machen: «Dies war sehr spannend und vielfältig, speziell im Marketing konnte ich vieles sehen und lernen», so Kronig. Auf dem Rasen durchlief er derweil alle Nachwuchsstufen und stand auch immer wieder als Captain auf dem Platz. In der UEFA Youth League bejubelte er in der Saison 2018/19 insgesamt vier Treffer gegen den Nachwuchs von Juventus, Manchester United und Valencia.

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Neuzugang Kronig beim FCA-Trainingsstart

Am Ende dieser Spielzeit kam Kronig zum Debüt in der Super League – ausgerechnet gegen die Grasshoppers. Die Young Boys standen zu diesem Zeitpunkt bereits als Schweizer Meister fest, der Abstieg von GC war allerdings noch nicht besiegelt. Kronig feierte vor über 20 000 Zuschauern einen furiosen 6:1-Sieg an der Seite von Clublegende Steve von Bergen: «Er hat mir sehr viel geholfen und mich super unterstützt», erinnert sich Kronig. Eine Woche später stand er auch gegen den FC St. Gallen in der Startelf und durfte wenige Tage danach in Bern mit einem rauschenden Fest und zehntausenden Fans den Meistertitel feiern. Nach Abschluss der Saison entschied sich Kronig zusammen mit den YB-Verantwortlichen für einen leihweisen Wechsel in die Challenge League, um mehr Spielpraxis im Profifussball zu erhalten. Es folgte ein einjähriges Engagement beim FC Schaffhausen unter dem heutigen Schweizer Nationaltrainer Murat Yakin («Er hat mir sehr vieles mit auf den Weg gegeben»). In der Munotstadt bestritt Kronig insgesamt 31 Pflichtspiele und wurde als zentraler Abwehrspieler, als Linksverteidiger sowie im defensiven Mittelfeld eingesetzt.

Bereits ein Jahr zuvor beim FC Aarau im Gespräch

In der Spielzeit 2020/21 wurde Kronig erneut in die zweithöchste Spielklasse ausgeliehen, diesmal zum FC Wil. Damals hatte auch der FC Aarau erstmals Interesse an Kronig bekundet. Dieser hatte zu dem Zeitpunkt jedoch bereits in Wil zugesagt. Auch in der Ostschweiz avancierte Kronig sofort zum Stammspieler (35 Einsätze), mehrheitlich als Linksverteidiger. Mittlerweile spielte er auch in der Nationalmannschaft und beim FC Aar­au bereits mehrfach auf dieser Position. «Ich sehe mich primär als Innenverteidiger, aber auch die Position des Linksverteidigers gefällt mir. Zudem gibt dies dem Trainer auch mehr Optionen», so Kronig, der als Vorbilder Sergio Ramos und David Alaba nennt.

«Das Brügglifeld hat mich schon immer inspiriert, die Stimmung hier ist fantastisch.»

Jan Kronig, über seine neue Heimstätte

Im vergangenen Sommer entschied sich Kronig in Absprache mit YB-Sportchef Christoph Spycher für einen endgültigen Transfer, gleichbedeutend mit seinem Abschied von den Young Boys. «Nach Gesprächen mit Sandro Burki und Stephan Keller habe ich meinem Berater gesagt, dass ich keine anderen Vereine mehr anhören möchte», erzählt Kronig. Auch Gespräche mit U21-Natikollege Filip Stojilkovic haben ihn in seiner Entscheidung bestätigt. Die Vision von Aarau sowie die Art und Weise, wie Fussball gespielt werden soll, hätten ihn vollends überzeugt. Auch die Spielstätte trug das Ihrige zum Entscheid bei: «Das Brügglifeld hat mich schon immer in­spiriert, die Stimmung hier ist fantastisch», schwärmt Kronig. Hier durfte Kronig vor wenigen Wochen auch sein erstes Tor in der Challenge League bejubeln, als er gegen seinen Ex-Arbeitgeber Wil in die Maschen traf.

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Kronig im Wil-Trikot gegen Filip Stojilkovic

An Zielen für die nahe Zukunft mangelt es Kronig bestimmt nicht, was er mit einem interessanten Vergleich ausdrückt: «Die Meisterfeier in Bern war ein grossartiges Erlebnis, ein Aufstieg mit Aarau wäre für mich jedoch sicherlich noch viel emotionaler, weil ich in Bern eher ein Mitläufer war und hier in Aarau eine echte Rolle spiele.»

Matchzeitung Nr. 7 (2021/22) lesen

Dieser Artikel ist am 26. Oktober 2021 in der Ausgabe Nr. 7 (Saison 2021/22) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen den FC Lausanne-Sport erschienen.

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