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Vor dem Saisonstart spricht unser neuer Cheftrainer Patrick Rahmen über seine Spielphilosophie, das «Abenteuer Bundesliga» und den Einfluss von Hanspeter Latour auf seine Trainertätigkeit.

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In seiner Heimatstadt Basel begann Patrick Rahmen seine Laufbahn beim FC Nordstern, ehe er in den FCB-Nachwuchs wechselte, wo ihm der Sprung in die 1. Mannschaft gelang. Dort erlebte er den bitteren Abstieg aus der Nationalliga A (1988) und den vergeblichen Kampf um den Wiederaufstieg mit. Abgesehen von einem Abstecher zum BSC Young Boys spielte Rahmen bis 1993 ausschliesslich in Basel; später folgten Engagements in Delémont und beim FC Solothurn, welcher sich unter Cheftrainer Hanspeter Latour als NLB-Neuling sensationell für die Auf-/Abstiegsrunde qualifizieren konnte.

Patrick, der Fussball wurde dir praktisch in die Wiege gelegt. Welchen Einfluss hatte dein Vater Bruno Rahmen, seines Zeichens fünfmaliger Meister mit dem FC Basel in der «Ära Benthaus» und spätere Teamstütze beim FC Luzern, auf deine eigene Karriere?

Patrick Haller

Natürlich war Fussball bei uns zu Hause oft Thema. Mein Bruder und ich bekamen von der Zeit in Basel allerdings nicht sehr viel mit. Ich erinnere mich vor allem an die Spiele meines Vaters in Luzern. Es war eine sehr intensive Zeit. Natürlich mussten wir nicht zwingend auch Profis werden, doch der Sport gefiel uns sehr, sodass die ersten Schritte bei Nordstern schon bald folgten.

Patrick Rahmen

Als du den Sprung zum FC Basel geschafft hattest, war vom einstigen Glanz des Vereins nicht mehr viel übrig. Wie hast du den Abstieg in die Nationalliga B erlebt?

Patrick Haller

Ich erinnere mich vor allem an meinen Einstand. Nach nur zwei Trainings stand ich gegen Bulle völlig überraschend in der Startformation – prompt gewannen wir 2:0. In der Folge lief ich jedoch wieder im Nachwuchs auf und kam erst im bedeutungslosen Abschlussspiel in Schaffhausen wieder zum Einsatz, als der Club schon abgestiegen war; mit der Zeit in der NLB verbinde ich durchaus schöne Erinnerungen – auch wenn es finanziell nicht zum Besten stand. Oft mussten wir lange auf unsere Löhne warten, aber weitaus schlimmer war, dass wir den angestrebten Aufstieg mehrfach verpassten.

Patrick Rahmen
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Rahmen spielte für den FC Basel und die Young Boys

Du hast den Sprung in die Nationalliga A mit einem Wechsel zu den Young Boys schliesslich doch noch geschafft. Wieso bist du dennoch nach nur einer Saison wieder nach Basel zurückgegangen?

Patrick Haller

In Bern kam ich zwar regelmässig zum Einsatz, aber Trainer Friedel Rausch wollte mich unbedingt nach Basel zurückholen. Leider gelang uns der Aufstieg trotz Spielern wie Ørjan Berg und André Sitek erneut nicht; selbst hatte ich zehn Saisontreffer erzielt. Dennoch entschied ich mich, in einem Teilzeitpensum wieder in meinem gelernten Beruf im Detailhandel zu arbeiten und meine Karriere in Delémont fortzusetzen. Ein Jahr später überzeugte mich Hanspeter Latour von einem Wechsel zum FC Solothurn, wo wir uns – als Abstiegskandidat Nummer 1 gestartet – zum NLB-Vizemeister krönten.

Patrick Rahmen

Welchen Einfluss hatte Latour auf deine Trainerlaufbahn?

Patrick Haller

Ich habe von ihm sehr viel gelernt, was den Umgang mit Spielern, die Organisation auf dem Platz und die Zielsetzungen angeht. Er hat immer daran geglaubt, dass auch weniger talentierte Spieler etwas Ausserordentliches erreichen können. Und er konnte es dem Team so vermitteln, dass es daran glaubte.

Patrick Rahmen
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FC Solothurn 94/95: Oberste Reihe, als Zweiter von rechts (über Cheftrainer Hanspeter Latour)

Nach seinem Engagement in Solothurn trat Rahmen fussballerisch kürzer, weil er einen Führungsjob im Sportgeschäft von FCB-Präsident René C. Jäggi erhalten hatte und sich die Doppelbelastung von Spitzensport und Beruf nicht mehr vereinbaren liess. Also spielte Rahmen fortan in der 1. Liga für den FC Riehen und den SV Muttenz, ehe er nach der Jahrtausendwende zum SC Dornach weiterzog. Dort war er eigentlich als Spieler vorgesehen, wurde aber kurzerhand zum Spielertrainer befördert.

Wie hast du deine Anfänge im Trainerbusiness erlebt?

Patrick Haller

Der Trainerjob hat mir von Anfang an Spass bereitet. Einerseits waren wir in Dornach eine tolle Truppe, andererseits hatten wir auch Erfolg. Zweimal sind wir während meiner viereinhalbjährigen Amtszeit aufgestiegen und konnten uns schliesslich auch in der 1. Liga etablieren.

Patrick Rahmen

Deine Arbeit war auch dem FC Basel nicht verborgen geblieben...

Patrick Haller

Richtig, in der Winterpause meiner fünften Saison in Dornach kam die Anfrage aus Basel. Da musste ich nicht lange überlegen. Als Trainer im FCB-Nachwuchs lernte ich auch eine neue Perspektive kennen. Nun musste ich nicht mehr eine Mannschaft aufs Wochenende in Topform bringen, sondern durfte junge Talente in ihrer Entwicklung begleiten, was mir auch in meiner heutigen Arbeit zugutekommt. Aber auch sportlich war es eine erfolgreiche Zeit mit drei U-18-Meistertiteln und konstanten Leistungen der U-21-Auswahl, welche sich über Jahre hinweg in der Spitzengruppe der 1. Liga hielt.

Patrick Rahmen

Du warst in den letzten Jahren vor allem als Assistenztrainer tätig. Weshalb hast du dich nun zu einer Rückkehr auf die Position des Cheftrainers entschlossen?

Patrick Haller

Dass ich zuletzt vorwiegend als Assistenztrainer arbeitete, hat sich halt einfach so ergeben. Es war aber immer mein Ziel, irgendwann wieder als Cheftrainer tätig zu sein. Ich wollte jedoch nichts erzwingen, da ich kein Problem habe mich unterzuordnen, wenn das Verhältnis zum Chef stimmt.

Patrick Rahmen
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Patrick Rahmen bei der täglichen Trainingsarbeit

Aber dein erstes Engagement als Cheftrainer beim FC Biel endete wegen finanzieller Turbulenzen eher unerfreulich.

Patrick Haller

Damals war es der logische Schritt für mich. Leider lief es dann gar nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Als Trainer bist du, wenn ein Club in Schieflage gerät, immer irgendwo dazwischen. Du versuchst zu vermitteln, zu schlichten und zu motivieren – und natürlich den sportlichen Fokus nicht zu verlieren. Rückblickend darf ich sagen, dass es eine intensive Zeit war, in welcher ich sehr viel gelernt habe. Umso schwerer ist es mir gefallen, das sinkende Boot als Erster zu verlassen und nach Luzern zu wechseln. Aber weil es im Seeland keine Zukunft mehr gab, musste ich diese Chance einfach packen.

Patrick Rahmen

Zuvor warst du als Assistent von Thorsten Fink zum Hamburger SV gewechselt. Welche Erfahrungen hast du aus deinem mehrjährigen Abenteuer in Norddeutschland mitgenommen?

Patrick Haller

Es war eine äusserst lehrreiche Zeit. Ich habe die Zusammenarbeit mit Thorsten Fink sehr geschätzt, weil er mir stets eine grosse Eigenverantwortung übertragen hat, sodass die Arbeit mit ihm für mich sehr erfüllend war. Ähnlich habe ich später in Luzern auch mit Markus Babbel zusammengearbeitet. In der Bundesliga war natürlich alles viel grösser als in der beschaulichen Schweiz, aber wir können sagen, dass wir erfolgreich waren – nur knapp verpassten wir eine Europacup-Qualifikation in unserer zweiten Saison, nachdem wir den Club als Schlusslicht übernommen hatten. Dass ich dem HSV nach Thorstens Entlassung als Nachwuchskoordinator erhalten blieb, zeigt auch, dass meine Arbeit geschätzt wurde.

Patrick Rahmen
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Wiedersehen macht Freude: Rahmen mit seinem Ex-Chef Thorsten Fink, dem heutigen GC-Trainer

Beim FC Luzern war Rahmen zuletzt rund zwei Jahre als Assistenztrainer von Markus Babbel tätig, ehe sie die Allmend im Januar 2018 verlassen und sich nach einer neuen Arbeitsstelle umsehen mussten. Ende April wurde Patrick Rahmen schliesslich als neuer Cheftrainer beim FC Aarau vorgestellt.

Wie hast du deinen Staff beim FC Aarau ausgewählt?

Patrick Haller

Es war ein glücklicher Umstand, dass einige Verträge ausgelaufen sind. So konnte ich mit Sandro Burki schauen, dass eine harmonierende Crew zusammengestellt wird – mit Marco Walker hatte ich bereits in Basel zusammengearbeitet. Norbert Fischer kannte ich aus Luzern, als Aargauer hat er einen Bezug zum regionalen Fussball. Und Flamur Tahiraj hat sich als junger Torhütertrainer nach dem Ende seiner Aktiv-Karriere eine Chance verdient, wie wir sie alle einst erhalten haben.

Patrick Rahmen

Du bist nun ungefähr seit einem Monat FCA-Trainer. Wie ist dein bisheriger Eindruck der Mannschaft?

Patrick Haller

Weil ich schon Ende April als Trainer vorgestellt worden war, hatten Sandro und ich viel Zeit, um die Spieler zu beobachten und erste Gespräche zu führen. Auch konnten wir frühzeitig Transfers tätigen, sodass die Mannschaft beim Trainingsstart bereits gut aufgestellt war. Allerdings ist nicht nur die Qualität der Einzelspieler entscheidend. Vielmehr gilt es eine optimale Mischung von Charakteren zu finden und Akteure mit der richtigen Mentalität zu haben. Ich spüre, dass wir auf einem guten Weg sind.

Patrick Rahmen
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FCA-Trainerteam mit Nobi Fischer, Marco Walker, Patrick Rahmen und Flamur Tahiraj (v.l.n.r.)

In den Testspielen gelangen drei Siege gegen Super-League-Vertreter. Ebenso auffällig war die hohe Anzahl an Toren in der Vorbereitung. Welche Schlüsse ziehst du aus diesen Auftritten deines Teams?

Patrick Haller

Es ist wichtig, diese Spiele richtig einzuordnen. Sie geben Anhaltspunkte und können durchaus auch einiges in der Mannschaft bewirken – so war es zum Beispiel emotional wichtig, uns gegen Thun nach einem Zwei-Tore-Rückstand noch für eine gute Leistung zu belohnen. Allerdings haben uns die Spiele ebenso gezeigt, dass es noch einiges zu tun gibt; vor allem defensiv müssen wir noch bewusster arbeiten.

Patrick Rahmen

Wie lässt sich deine Spielphilosophie beschreiben?

Patrick Haller

Unser Konzept basiert auf einer soliden Defensive mit einer flexiblen Ausrichtung. Im Angriff wollen wir den Gegner mit Ballzirkulation zu viel Laufarbeit zwingen, um sich bietende Lücken zu nutzen und in die gefährliche Zone vorzustossen. Dazu braucht es Geduld, aber auch ein gutes Spielverständnis.

Patrick Rahmen

Zum Schluss: Welche Schlagzeile würdest du am Ende der Saison gerne lesen?

Patrick Haller

«Der FC Aarau hat sein Potenzial ausgeschöpft und viel Freude bereitet»

Patrick Rahmen

Matchzeitung Nr. 1 (2018/19) lesen

Dieser Artikel ist am 21. Juli 2018 in der Ausgabe Nr. 1 (Saison 2018/19) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen den Servette FC erschienen.

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