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Das Nachwuchstalent Raoul Giger hat sich als rechter Aussenverteidiger beim FC Aarau etabliert. Im Interview spricht er über seine Treue zum Verein, zahlreiche Trainerwechsel und seine Familie.

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Wir treffen uns mit Raoul Giger im Schachen, im Anschluss an den Besuch der 1. Mannschaft im FCA-Juniorencamp. Als Kind war er Jahr für Jahr selbst als Teilnehmer im Camp mit dabei und verbindet auch heute noch viele positive Erinnerungen mit diesem traditionellen Event. «Ich hatte als Kind häufig zu viel Energie und genoss es sehr, den ganzen Tag Fussball spielen zu dürfen», so Giger. Das Highlight war für Giger immer der Besuch der Profis, die den kleinen Fussballern schon damals für gemeinsame Trainings, Fotos und Autogramme zur Verfügung standen. Nun steht Giger selbst im Mittelpunkt und wird von hunderten Kindern begeistert empfangen.

Diesen Erfolg verdankt er einem fokussierten, unaufgeregten und kontinuierlichen Weg. Fünf Jahre alt war er, als er das erste Mal die Fussballschuhe für den FC Gränichen schnürte. Bereits damals wurde er in der Abwehr eingesetzt. Eine Position, welche sich im Laufe der Zeit nur marginal verändern sollte. Abgesehen von einem kurzen Intermezzo als Innenverteidiger in der U-14 und U-15 wurde Raoul Giger bis heute stets als rechter Aussenverteidiger eingesetzt. In der laufenden Saison sammelte er zudem erste Erfahrungen als Flügelspieler.

«Wenn du für Aarau spielen darfst, machst du das»

Raoul Giger, über seinen Wechsel nach Aarau

Giger ist trotz seines jungen Alters – im letzten Oktober wurde er 20 Jahre alt – einer der «dienstältesten» Spieler beim FC Aarau. Bereits seit elf Jahren spielt er für den Verein bzw. für das Team Aargau. Alles hatte mit der Einladung zum Probetraining für die U-11 begonnen, wo er prompt zu überzeugen vermochte. Der Wechsel stand nie zur Diskussion. «Wenn du für Aarau spielen darfst, machst du das», erklärt Giger. Trotz grosser Leidenschaft für den Fussball war Giger in der Juniorenzeit nicht allzu verbissen. «Ich war nie der Superstar der Mannschaft, spielte aber immer im oberen Mittelfeld und kam so jeweils in die nächste Stärkeklasse.»

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Raoul Giger lief bislang 22 Mal im FCA-Trikot auf

Auch von gröberen Verletzung blieb er – abgesehen von einem Ermüdungsbruch im Schienbeinkopf zu Juniorenzeiten – verschont. Nach Abschluss der Bezirksschule in Gränichen entschied sich Giger für die Sportkanti in Aarau. Das Angebot richtet sich an ambitionierte Nachwuchssportler und erlaubt es ihnen, mit einem flexiblen Stundenplan möglichst viele Trainingseinheiten zu besuchen. Im Gegenzug absolvieren sie den Schulstoff in fünf statt vier Jahren.

Bevorstehende Abschlussprüfungen

Nachdem Giger an der Sportkanti aufgenommen worden war und vereinzelte Trainings mit der 1. Mannschaft absolviert hatte, wuchs sein Glaube an eine Karriere als Fussballprofi allmählich. Dieser kann er sich bald voll widmen, denn die Maturarbeit hat er bereits im vergangenen Jahr abgeschlossen und in wenigen Wochen warten nun die Abschlussprüfungen. In der Klasse von Giger sind mit Mats Hammerich und Olivier Joos – aktuell an den SC Cham in die Promotion League ausgeliehen – sogar zwei Teamkollegen, daneben mit Jason Browne (Team Aargau U-21) sowie Yannik Wiget (FC Wohlen) weitere bekannte Gesichter.

«Die Doppelbelastung konnte ich relativ gut meistern, denn meinen Eltern und mir war wichtig, einen Plan B zu haben», so Giger, der sich trotzdem darauf freut, bald voll auf die Karte Fussball setzen zu dürfen. Sollte es als Fussballer langfristig nicht reichen, könnte er sich ein Studium in Richtung Sport oder Biologie vorstellen.

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Raoul Giger beim Fototermin an der Aare

«Mein Traum ist es, eines Tages in Italien Fussball zu spielen», so Giger, der im südlichen Nachbarland Verwandte hat. Diese sind jedoch relativ weit entfernt verwandt, denn Gigers Familie verdient das Prädikat «klein aber fein». Nicht nur Raoul, sondern auch Mutter Tanja und Vater Michael sind Einzelkinder, somit hat Giger weder Onkel noch Tanten oder Cousins. Die Eltern waren beide früher Hobbyfussballer, wobei Tanja sogar bei der Frauenabteilung des FC Aarau aktiv war. Zusammen mit Raouls Freundin Marijana sind Gigers Eltern an fast jedem Spiel ihres Sohnes live dabei und unterstützen ihn, wann und wo immer möglich.

So waren sie auch im Stadion, als Giger im September 2016 zuhause gegen den FC Zürich sein Debüt feierte. Das Spiel blieb aus mehreren Gründen in Erinnerung. Einerseits war das Brügglifeld ausverkauft, andererseits musste der FC Aarau nach einer tollen Leistung gegen den späteren Aufsteiger in der Nachspielzeit durch ein Eigentor noch den 1:1-Ausgleichstreffer hinnehmen.

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Klein, aber fein: Raouls Familie mit seiner Freundin Marijana

Giger wurde wenige Minuten vor Schluss eingewechselt. Zeit, nervös zu werden, hatte er keine, denn die Einwechslung kam unterwartet, weil Juan Pablo Garat mit einem Kieferbruch sofort ausgewechselt werden musste. «Ein volles Stadion, eine grossartige Stimmung – es war geil», erinnert sich Giger. Die Handlungen auf dem Platz seien instinktiv gewesen, aber die Zweikämpfe mit FCZ-Urgestein Alain Nef blieben ihm in Erinnerung.

«Ich spürte das Vertrauen von Sportchef Sandro Burki und hatte die Aussicht auf Spielpraxis»

Raoul Giger, über seine Vertragsverlängerung

Dann folgte eine schwierige Phase für Youngster Giger mit unregelmässigen Kurzeinsätzen, bevor er in der Winterpause seinen Vertrag bis 2021 verlängerte. Trotz anderer Angebote entschied sich Giger aufgrund seiner Familie und dem Umfeld dafür, den langfristigen Vertrag bei seinem Stammverein zu unterschreiben. «Ich spürte das Vertrauen von Sportchef Sandro Burki und hatte die Aussicht auf Spielpraxis», so Giger.

Und dieser Schritt scheint sich zu lohnen: In der Rückrunde stand er in allen Pflichtspielen in der Startelf. Seine Entwicklung sieht Giger wie folgt: «Die Bindung zu den erfahrenen Spielern wurde grösser, seit ich regelmässig spiele. In erster Linie sind aber natürlich meine Leistungen relevant – und nicht die Anzahl Spiele.» In seinen eineinhalb Jahren mit der 1. Mannschaft erlebte Giger bereits mehrere Trainerwechsel. «Von jedem Trainer lernt man wieder Neues. Ich muss im Training immer mein Bestes geben, dann werde ich wahrgenommen», äussert sich Giger pragmatisch.

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Raoul Giger nahm einst selbst am FCA-Juniorencamp teil

Wahrgenommen wird er während des Juniorencamps auch von vielen Nachwuchskickern im Schachen. Giger erzählt im Interview, wie er als Junior beim Fototermin immer möglichst schnell rannte, um neben einem Spieler sitzen zu können. Heute, rund zehn Jahre später, sind es die Kinder, welche lossprinten, um sich einen Platz neben Giger zu sichern.

Matchzeitung Nr. 16 (2017/18) lesen

Dieser Artikel ist am 28. April 2018 in der Ausgabe Nr. 16 (Saison 2017/18) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen den Servette FC erschienen.

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