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Im Interview spricht FCA-Präsident Philipp Bonorand über die aktuellen Herausforderungen, die finanzielle Situation des Clubs und die kommenden Heimspiele.

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Lieber Philipp, in der vergangenen Woche bist du ohne Gegenstimme zum neuen Präsidenten der FC Aarau AG gewählt worden. Was bedeutet dir diese Wahl?

Patrick Haller

Ich bin als kleiner Bub in der Nähe des Stadions Brügglifeld aufgewachsen und all die Jahre eng mit dem FC Aarau verbunden geblieben. Es ist eine schöne Sache für mich, dass ich nun die Chance erhalte, mich aktiv einbringen zu können, um die Zukunft des Clubs selbst mitzugestalten. Natürlich ist es auch ein toller Vertrauensbeweis, viele Stimmen von den Aktionären erhalten zu haben. Ich freue mich trotz allen aktuellen Schwierigkeiten sehr auf diese Aufgabe.

Philipp Bonorand

Du hast die Schwierigkeiten in den vergangenen Monaten, als du den Club interimistisch geführt hast, bereits angesprochen. Was waren die grössten Herausforderungen?

Patrick Haller

Grundsätzlich ist ein Fussballclub aufgrund der Schnelllebigkeit dieses Geschäftes immer eine grosse Herausforderung. Aktuell befinden wir uns aufgrund der Corona-Pandemie jedoch in einer speziellen Situation, geprägt von verschiedenen Unsicherheiten - so haben wir während längerer Zeit nicht einmal gewusst, ob überhaupt wieder gespielt werden kann. Momentan beschäftigen uns die fehlenden Zuschauereinnahmen stark. Immer wieder tauchen neue Herausforderungen auf, wobei auf einen Hoffnungsschimmer oft wieder ein Rückschlag folgt. Dennoch sagt mir meine Lebenserfahrung, dass es für jedes Problem auch immer eine Lösung gibt. Bislang haben wir alles gut bewältigen können - auch dank der Solidarität und Unterstützung, welche wir von unseren Fans, Gönnern, Sponsoren und Mitarbeitenden erfahren haben.

Philipp Bonorand
«Es muss uns allen klar sein, dass nicht am ersten Tag schon Wunder passieren werden, sondern wir uns nur mit viel Geduld kontinuierlich weiterentwickeln können.»

Philipp Bonorand, über die sportliche Entwicklung

Wie steht es finanziell um den FC Aarau?

Patrick Haller

Ich möchte betonen, dass wir uns unabhängig von Corona in einer anspruchsvollen Situation befinden. Aufgrund der stark angestiegenen Prämien der Unfallversicherung (UVG) und des zurzeit fehlenden Hauptsponsors steht uns unter dem Strich gegen eine Million Franken weniger zur Verfügung als noch vor zwei Jahren. Da kommen dann noch die corona-bedingten Einnahmeeinbussen und Mehrausgaben obendrauf. Deshalb wird z.B. auch der Erlös aus dem Transfer von Yvan Alounga nur zu einem kleinen Teil für das Spielerkader eingesetzt. Vielmehr sollen uns solche Einnahmen helfen, finanziell über die Runden zu kommen. Auch wenn wir das Messer noch nicht am Hals haben, müssen wir schauen, dass wir diese schwierige Zeit, deren Dauer wir nicht kennen, ohne riesiges Defizit überstehen können.

Philipp Bonorand

Zu deinen ersten Amtshandlungen - noch vor deiner offiziellen Wahl - zählte die Erarbeitung eines Leitbildes bzw. einer Vision für den FC Aarau. Wozu braucht es diese Dokumente?

Patrick Haller

Der Führungswechsel und die damit einhergehenden personellen Veränderungen waren der ideale Moment, um sich grundlegende Gedanken über die zukünftige Zusammenarbeit zu machen. Was wollen wir erreichen? Und wie kommen wir dorthin? Als FC Aarau haben wir uns bewusst für eine langfristige und nachhaltige Ausrichtung mit einer verstärkten Förderung unseres Nachwuchses entschieden. Mir war bewusst, dass dieser radikale Umbruch schwierig werden würde und gerade in der Startphase fast zwangsläufig Tür und Tor für negative Kritik öffnet. Da müssen wir durch, beharrlich bleiben und unser Ziel nicht aus den Augen verlieren. Es muss uns allen klar sein, dass nicht am ersten Tag schon Wunder passieren werden, sondern wir uns nur mit viel Geduld kontinuierlich weiterentwickeln können.

Philipp Bonorand
«Die Stehstufen werden mit Holzbalken versehen, worauf einzelne Sitzschalen in den Vereinsfarben montiert werden. Dadurch erreichen wir eine Kapazität von ungefähr 3'400 Zuschauern.»

Philipp Bonorand, über die nächsten Heimspiele

Beim anstehenden Heimspiel gegen Chiasso wird die 1000er-Regel bei den Zuschauern zum letzten Mal gelten. Wie wird es bei den Heimspielen nach der Länderspielpause weitergehen?

Patrick Haller

Wir haben immer gesagt, dass es unsere oberste Priorität ist, alle Saisonkarteninhaber wieder ins Stadion zu bringen. Nach längerer Analyse haben wir eine Lösung gefunden, welche nach Aarau passt. Die Stehstufen werden mit Holzbalken versehen, worauf einzelne Sitzschalen in den Vereinsfarben montiert werden. Dadurch erreichen wir eine Kapazität von ungefähr 3'400 Zuschauern. Diese Lösung ist von der Gemeinde Suhr entsprechend abgesegnet worden. Auch die zuständige Kantonsärztin hat mündlich grünes Licht erteilt, wobei wir zurzeit noch auf eine schriftliche Bestätigung warten.

Philipp Bonorand

Wie sieht der Zeitplan aus?

Patrick Haller

Die Montage der zusätzlichen Sitzplätze soll grösstenteils in der kommenden Länderspielpause erfolgen. Beim Heimspiel gegen Neuchâtel Xamax werden noch nicht alle Sitze geliefert sein, doch es reicht für alle Abonnenten. Voraussichtlich ab dem Heimspiel gegen Kriens sollte es mit der «vollen» Kapazität von 3'400 Personen auch wieder möglich sein, einen Verkauf von Einzeltickets zu lancieren. Insgesamt wird uns diese Lösung, welche wie so vieles in den Corona-Zeiten als bestmöglicher Kompromiss angesehen werden muss, rund 150'000 Franken kosten; selbstverständlich werden die Preise für die Stehplatz-Abonnements trotz des neuen Sitzkomforts nicht erhöht.

Philipp Bonorand
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