Bild zu diesem Beitrag
Veröffentlicht am
von
Autor

Gezim Pepsi machte in der letzten Saison vor allem wegen einer Dis­ziplinarstrafe von sich reden. In der Barrage aber blühte er richtig­gehend auf und will in Zukunft Verantwortung übernehmen.

WerbungWerbemittel: Rectangle (300 x 250) von FC AarauSchalten Sie Ihre Werbung auf dieser Seite.

Gezim Pepsi hatte alles andere als einen einfachen Start beim FC Aarau. Im Sommer 2018 angekommen, erlebte er den schlechtesten Saisonstart der Clubgeschichte mit. Das neue Umfeld und die schwierige sportliche Situation führten zu einigen Unstimmigkeiten, weshalb ihn Trainer Patrick Rahmen Ende Oktober für eine Woche vom Training ausschloss und mit der 2. Mannschaft spielen liess. Es war nicht die erste Disziplinarstrafe für den jungen Mittelfeldspieler. «Im Alter von 14 Jahren wurde ich schon einmal suspendiert», gesteht Pepsi. «Ich war damals mitten in der Pubertät, ein richtiger Hitzkopf – und ich dachte, ich wisse alles besser. Der Fussball rückte in den Hintergrund, anderes wurde mir wichtiger. Ich sah keine Perspek­tiven mehr, und der Frust nahm Überhand. Als Folge davon gab ich dem Trainer mehr als einmal Widerworte, verhielt mich aufsässig und respektlos. Irgendwann ist ihm – verständlicherweise! – der Kragen geplatzt, und ich wurde für fast eine Saison zu Concordia Basel strafversetzt.» Allerdings, so erinnert er sich, war dies im Endeffekt weniger eine Strafe denn ein Segen.

«Ich lernte wieder, mich unterzuordnen – und vor allem kam die Freude am Fussball zurück.»

Gezim Pepsi, über seine Juniorenzeit bei Congeli

«Im ersten Moment war die Versetzung natürlich ein Schock. Vor allem hatte ich Bammel davor, wie mein Vater reagieren würde. Ich war überzeugt, dass ich ihn zutiefst enttäuscht hatte.» Die Zeit bei Concordia Basel erwies sich rückblickend jedoch als Glücksfall für den Nachwuchsspieler: «Die Sorge um die Reaktion meines Vaters war unbegründet. Klar hatte er keine Freude, doch er unterstützte mich und stand hinter mir. Dass einige Kollegen von mir bei ‹Congeli› gespielt haben, gab mir zusätzlichen Halt. Ich lernte wieder, mich unterzuordnen – und vor allem kam die Freude am Fussball zurück.»

Bild zu diesem Beitrag

Die ist bis heute geblieben, und hinzu kommt auch eine neue Bescheidenheit – denn die beiden Disziplinarmassnahmen blieben nicht ohne Folgen: «Ich habe definitiv daraus gelernt! Heute weiss ich, wo mein Platz in der Mannschaft ist und dass es Hierarchien und Struktur braucht. Wenn jeder machen würde, was ihm gerade passt, würde so ein Mannschaftsgefüge nicht funktionieren.» In seiner Anfangszeit bei Aarau hat Pepsi eine Busse kassiert, weil er seine Schuhe nicht richtig weggeräumt hat. «Den Spielern, die diese Saison neu hinzugekommen sind, habe ich gleich von Anfang an alle Regeln beigebracht, damit ihnen das nicht passiert.» Pepsi ist bereit, mehr Verantwortung zu tragen: «Seit ich wieder mehr Selbstvertrauen habe, liebe ich es, für neue Spieler ein Vorbild zu sein. In meiner U-18-Mannschaft war ich Captain und ich denke, dass ich Talent dafür habe, früher oder später zu einem Führungsspieler heranzuwachsen.»

«Immer zu einem Spässchen aufgelegt»

Nicht nur für die Integration neuer Spieler sorgt Gezim Pepsi – sondern auch für gute Stimmung. Die Basel-Leihgabe ist als Froh­natur bekannt: «Ich bin immer zu einem Spässchen aufgelegt, und gerade auch vor den Trainings liebe ich es, die Stimmung mit ein paar Sprüchen aufzulockern. Dass man gemeinsam lacht, ist sehr wichtig für die Mannschaft, finde ich.» Und das bekommt man durchaus mit: Vor dem Interview ist aus der Kabine ausgelassenes Gelächter zu hören. Am lautesten zu hören: Gezim Pepsi.

Gezim Pepsi hat schon ein paarmal gehört, dass er während des Spiels emotionslos und fast etwas gelangweilt wirke. «Erklären kann ich mir das nicht, denn ich bin immer zu hundert Prozent bei der Sache und habe grosse Freude am Spiel. Aber auf dem Platz bin ich nie angespannt – vielleicht kommt diese Lockerheit fast ein bisschen als Gleichgültigkeit rüber?»

Bild zu diesem Beitrag

Locker war Pepsi auch beim Penaltyschiessen im Cupspiel gegen Cham. «Als die Verlängerung zu Ende war, habe ich mich sofort fürs Penaltyschiessen gemeldet. Ich spürte einfach, dass ich treffen würde.» Ein ähnlich gutes Gefühl hatte Pepsi beim Barrage-Hinspiel gegen Xamax: «Obwohl ich in den Partien zuvor – wenn überhaupt – nur Einsätze von wenigen Minuten hatte, spürte ich irgendwie, dass das mein Spiel wird. Gross war die Freude, als mir der Trainer eröffnete, dass ich in der Startformation stehen würde!» Und ja, es wurde sein Spiel: Beim sensationellen 4:0-Auswärtssieg über den Superligisten brillierte Pepsi mit seiner bisher besten Darbietung im Aarau-Dress.

«Der Stolz und die Freude, endlich offiziell für den Kosovo spielen zu dürfen, ist gross, entsprechend gut und motiviert ist die Stimmung.»

Gezim Pepsi, über die kosovarische U-21-Auswahl

In der vergangenen Länderspielpause war Gezim Pepsi erstmals mit der kosovarischen U-21 unterwegs. Gespielt hat er allerdings noch nicht: «Der Verbandswechsel erfolgte zu spät, die Lizenz ist somit nicht rechtzeitig vor den Spielen eingetroffen.» Dennoch war die Zeit mit der Nachwuchs-Nationalmannschaft wichtig für den jungen Mittelfeldler: «Ich konnte alle Spieler kennenlernen, mich in die Mannschaft einfügen und fühle mich schon als Teil davon. Der Stolz und die Freude, endlich offiziell für den Kosovo spielen zu dürfen, ist gross, entsprechend gut und motiviert ist die Stimmung.» Betrachtet man die Kaderliste der kosovarischen Nachwuchsmannschaft, fällt schnell auf, dass zahlreiche Spieler aus der Schweiz stammen und auch in hiesigen Ligen spielen. «Lustigerweise spreche ich deshalb in der U-21 mehrheitlich deutsch», lacht Gezim.

Bild zu diesem Beitrag

Pepsi wohnt mit seinem älteren Bruder Florent im Basler Gundeli-Quartier, wo beide aufgewachsen sind. Das ist der Grund, weshalb er mit der Rückennummer 53 spielt – die Postleitzahl des Gundeli lautet 4053. Die beiden Brüder hatten die gleiche Verletzung – einen Riss der Syndesmose –, und das auch noch im genau gleichen Alter. «Wir sind uns auch sonst sehr nah. Ich liebe es, gemeinsam mit Florent über Gott und die Welt zu philosophieren. Ich denke oft über das Leben und den Sinn dahinter nach. Ich mag es, Dinge zu hinterfragen und das Beste aus jeder Situation zu machen.»

Auto-Pendler wider Willen

Die positive Einstellung hat sich Gezim Pepsi von einem Kollegen abgeschaut: «Er hat einen wirklich harten Job auf einer Baustelle. Dennoch freut er sich jeden Tag darauf, zur Arbeit zu fahren, ist morgens blitzschnell hellwach und geht mit einem Lachen im Gesicht aus dem Haus. Was das anbelangt, ist er für mich ein grosses Vorbild.»

In die Region Aarau zu ziehen, ist für Pepsi keine Option: «Mir ist der tägliche Austausch mit meiner Familie und meinen Freunden sehr wichtig. Und weil fast mein gesamtes soziales Umfeld in Basel zu Hause ist, pendle ich – auch wenn ich nicht gern Auto fahre.» Sind denn die ÖV keine Alternative? «Das habe ich zu Beginn meiner Zeit in Aarau versucht», lacht Pepsi, «aber nachdem ich zwei-, dreimal den Anschluss verpasst und zu spät ins Training gekommen bin, bin ich widerwillig aufs Auto umgestiegen.»

Matchzeitung Nr. 5 (2019/20) lesen

Dieser Artikel ist am 21. September 2019 in der Ausgabe Nr. 5 (Saison 2019/20) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen den FC Schaffhausen erschienen.

«HEIMSPIEL Nr. 5» auf Issuu ansehen

Kategorie