Diese Finalqualifikation war für Adrian Knup ein erstes grosses Highlight in einer bemerkenswerten Karriere, in welcher der heutige Vizepräsident des FC Basel 49 Länderspiele (26 Tore) bestritt und auch in der Bundesliga beim VfB Stuttgart und beim Karlsruher SC erfolgreich auf Torjagd ging.
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Bernd Kilian unterbindet im Mittelfeld ein ungenaues Passspiel der Luganesi und flankt aus vollem Lauf in den Strafraum, wo Adrian Knup mit einem wuchtigen Kopfball aus 13 Metern sehenswert zum 2:0 in die Maschen trifft.
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Sechs Zeigerumdrehungen nach dem Ausgleich der Tessiner kickt FCA-Goalie Roberto Böckli aus, Samuel Opoku Nti verlängert den Ball mit dem Hinterkopf in den Lauf von Knup, der den herauseilenden Lugano-Keeper Karl Engel zum 3:2 überlistet.
«Als Lugano zum Ausgleich kam, brach für mich eine Welt zusammen. Dass ich schliesslich das entscheidende Tor erzielen konnte, ist sowohl für die Mannschaft als auch für mich ein riesiger Erfolg», beschreibt Knup nach dem Spiel im TV-Interview mit DRS-Reporter Peter Minder seine Gefühlslage.
27 Jahre später vermag sich Adrian Knup im Gespräch mit HEIMSPIEL nur noch vage an dieses Cupspiel zu erinnern. Nach der Konsultation der TV-Bilder meint er: «Die Torfolge hatte ich noch im Kopf, ebenso meinen Treffer zum 3:2. Aber wie mein erstes Tor zustande kam, hätte ich nicht mehr gewusst.»
Als Knup am 30. Mai 1988 nach Verhandlungen mit Präsident Peter Treyer und dem neuen Sportchef Walter Seiler einen Zweijahresvertrag beim FC Aarau unterschrieben hatte, wurde dies zwar in den Medien wohlwollend zur Kenntnis genommen. Der Fokus lag jedoch in der Vorberichterstattung auf das zwei Tage später stattfindende letzte Spiel der Saison 1987/88 zwischen den Grasshoppers und dem FCA. Trotz der Unterstützung von rund 20 000 (!) Gäste-Fans im Zürcher Hardturm verloren die Aarauer diese Partie bei der Derniere ihres Trainers Ottmar Hitzfeld mit 2:1 und somit auch das Fernduell gegen Neuchâtel Xamax um den Meistertitel.
Was hatte damals das Basler Stürmertalent dazu bewogen, trotz zahlreicher anderer Angebote zum FCA zu wechseln? «Nach dem Abstieg mit dem FC Basel suchte ich bewusst einen Verein aus, bei dem ich mir grosse Chancen ausrechnen konnte, regelmässig zum Einsatz zu kommen. Hier sah ich die idealen Bedingungen, um mich ohne grossen Druck weiterzuentwickeln.»
«Dieser Wechsel war ein Kulturschock für die arrivierten Spieler.»
Hitzfelds Nachfolger auf der Trainerposition, der Pole Hubert Kostka, hatte jedoch von Beginn weg einen schweren Stand in Aarau. «Für die arrivierten Spieler war dieser Wechsel ein Kulturschock. Das Verhältnis Trainer/Mannschaft war geprägt von gegenseitigem Misstrauen. Kostkas Kommunikation beschränkte sich auf das Wesentlichste. Zudem brach er viel Bewährtes auf, was für einigen Unmut sorgte», erinnert sich Knup.
Er selber litt jedoch nicht unter diesen Spannungen. Nach seinem Jokertor beim Auftaktspiel in Lausanne war der U-21-Internationale fortan in der Startformation gesetzt, während seine hochdotierten Offensivpartner Christian Matthey und René Van der Gijp die Erwartungen nur selten zu erfüllen vermochten.
Topskorer als Halbprofi
Trotz einer mehrheitlich unrühmlichen Saison, in welcher die Aarauer vor der Winterpause mit dem Fall in die Auf-/Abstiegsrunde, der Entlassung von Kostka und Sportchef Seiler sowie dem Rücktritt von Präsident Treyer den absoluten Tiefpunkt erreicht hatten, bereute Knup seinen Wechsel zum FC Aarau nie. «Diese Nebengeräusche konnte ich immer gut ausblenden. Für mich und meine persönliche Entwicklung war dieses Jahr sehr positiv.
Ich hatte in Oberentfelden erstmals meine eigene kleine Wohnung, gleich oberhalb meines Teamkollegen Thomy Wyss. Zudem ermöglichte mir der FC Aarau, dass ich meinem erlernten Beruf als Kaufmännischer Angestellter mit einem 40%-Pensum bei der Allgemeinen Aargauischen Ersparniskasse (heute: Neue Aargauer Bank, Red.) weiterhin nachgehen konnte. Damals wollte ich noch nicht alles auf die Karte Fussball setzen.»
Für den Kampf gegen die Relegation in die Nationalliga B verpflichtete der FC Aarau den Deutschen Wolfgang Frank vom FC Glarus. «Frank war genau der Typ Trainer, den der FCA zu diesem Zeitpunkt brauchte, nach all diesen Vorkommnissen. Er war sehr nahe an der Mannschaft, aber auch sehr bestimmend. Unter ihm habe auch ich einen weiteren Schritt vorwärts gemacht. Oft nahm er sich nach der offiziellen Trainingslektion extra Zeit für mich und übte mit mir Abschlusssituationen. Ich habe das sehr geschätzt.»
«Ich bin sicher, dass dieser Junge für die Schweizer Nationalmannschaft noch einige Spiele machen wird.»
Obwohl sich Knup im Brügglifeld sehr wohl fühlte, zeichnete sich bald ab, dass ihn die Aarauer keine weitere Saison halten konnten, stand das Stürmertalent doch bei fast allen ambitionierten Clubs der Nationalliga A zuoberst auf der Wunschliste. Schliesslich machte der FC Luzern das Rennen und sicherte sich die Dienste des Aarauer Topskorers, der in jener Saison 18 Mal traf.
Dass Knup eine grosse Karriere bevorstehen würde, war auch Wolfgang Frank klar. So liess er sich nach dem Cup-Triumph über den FC Lugano folgendermassen zitieren: «Adrian Knup ist auf dem Weg zum absoluten Klassefussballer. Ich bin sicher, dass dieser Junge für die Schweizer Nationalmannschaft noch einige Spiele machen wird.»
Matchzeitung Nr. 7 (2016/17) lesen
Dieser Artikel ist am 26. Oktober 2016 in der Ausgabe Nr. 7 (Saison 2016/17) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen den FC Lugano (Cup) erschienen.