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In der 200. Ausgabe der Matchzeitung «HEIMSPIEL» erzählt Sandro Burki von seinen Anfängen im neuen Amt als Sportchef und erklärt, wie der FCA aus der Resultatkrise herausgefunden hat.

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Sandro, vor 20 Monaten hast du deine Fussballschuhe quasi über Nacht an den Nagel gehängt, um FCA-Sportchef zu werden. Schwang damals auch etwas Wehmut mit, deine Aktivkarriere nicht geordnet beenden zu können?

Marcel Petermann

Ich wusste ja bereits zu Beginn der letzten Saison, dass dies meine letzte als Spieler sein würde. Es war vorgesehen, ein Jahr darauf das Amt des Sportchefs zu übernehmen. Dann ging nach einem verpatzten Saisonstart alles sehr schnell. Die Clubführung trennte sich von Raimondo Ponte und bat mich, per sofort den Wechsel zu vollziehen. Just in dieser Woche hatte ich nach längerer Verletzungspause endlich wieder voll mittrainieren können und wäre einsatzbereit gewesen. Ich musste mich schnell festlegen. Da ich mich aber schon länger mit diesem nächsten Karriereschritt befasst hatte, wusste ich, dass es der richtige Entscheid ist, per sofort einzusteigen.

Sandro Burki

Bleibt dir aktuell eigentlich noch Zeit, selber Sport zu treiben?

Marcel Petermann

Das ist relativ schwierig. Nach Möglichkeit gehe ich joggen, und ich spiele bei den Senioren des SV Würenlos. Allerdings hat es mir dort in diesem Jahr erst zu einer Trainingseinheit und einem Testspieleinsatz gereicht. Ich wäre gerne häufiger dabei. Auch, weil dort viele Kollegen von mir dabei sind. Aber es scheitert meistens daran, dass mir die Zeit dafür fehlt.

Sandro Burki
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Sportchef Burki lief elf Jahre im FCA-Trikot auf

In der Aargauer Zeitung wurde Thuns Andres Gerber kürzlich zitiert, er sei als Sportchef ins kalte Wasser geworfen worden und sei anfänglich fürchterlich geschwommen. YB-Sportchef Christoph Spycher äusserte sich, dass der Schritt seiner Meinung nach zu gross sei, um direkt als Spieler in dieses Amt zu wechseln. Wie blickst du auf deine Anfangszeit in der neuen Führungsposition zurück?

Marcel Petermann

Es ist mit Bestimmtheit eine extreme Umstellung, wenn du von einem Tag auf den andern Sportchef wirst. Mein Vorteil war sicher, dass ich den Verein schon sehr gut kannte. Zudem war ich zuletzt bereits als Spieler mehr als gewöhnlich in gewisse Prozesse involviert, weil eben das letzte Jahr eigentlich als Vorbereitungszeit angedacht war. Aber auch ich wusste nicht gleich über alles Bescheid und musste mich dementsprechend einarbeiten. Im Grossen und Ganzen würde ich aber behaupten, dass der Wechsel gut funktioniert hat.

Sandro Burki

Bereits in deiner ersten Saison musstest du einen Trainer freistellen...

Marcel Petermann

Das war sicher keine angenehme Situation. Marinko Jurendic war bereits Cheftrainer, als ich das Amt übernahm. Als Sportchef musst du voll überzeugt sein von deinem wichtigsten Mitarbeiter. Die Konstellation wie bei der Wahl von Patrick Rahmen, wo ich ein Anforderungsprofil erstellen und den dafür passenden Trainer suchen konnte, der weitestgehend die gleiche Philosophie vertritt, vereinfacht die Zusammenarbeit auf jeden Fall.

Sandro Burki
«Auch jetzt werden wir unseren Weg konsequent durchziehen und Match für Match nehmen.»

Als Aussenstehender fällt es schwer, sich ein Bild zu machen über einen «normalen» Arbeitstag des FCA-Sportchefs. Kannst du uns da einen Einblick verschaffen?

Marcel Petermann

Grundsätzlich ist kein Tag gleich. Du erhältst unzählige Anrufe und Mails von Beratern, denen du so weit möglich gerecht werden möchtest. Am Anfang dachte ich, in meiner Position gäbe es hektischere und ruhigere Phasen. Ruhig blieb es bisher kaum einmal. Nachdem im Sommer die Mannschaft und der Staff zusammengestellt waren, blieb trotzdem keine Zeit durchzuschnaufen, mussten wir doch nach dem völlig verpatzten Saisonstart mit weiteren Transfers reagieren. In meist stundenlangen Gesprächen, oft bis in den späten Abend, haben sich Patrick Rahmen und ich ausgetauscht, um Lösungen für den Turnaround zu finden. Das kostete uns alle viel Substanz. Für die Spieler bin ich Ansprechpartner, wenn Bedarf besteht, und es stehen viele Sitzungen auf dem Programm, sei es mit dem Staff, dem Team Aargau oder unseren Partnervereinen. Dazu kommen verschiedene repräsentative Aufgaben, die ich zwar gerne wahrnehme und für den Verein wichtig sind. Aber es wäre sicher auch schön, mal einen Abend mehr zu Hause verbringen zu können.

Sandro Burki

Der Start in die laufende Saison fiel mit vier Punkten aus elf Spielen tatsächlich miserabel aus. Was würdest du anders machen, wenn du das Rad der Zeit um ein dreiviertel Jahr zurückdrehen könntest?

Marcel Petermann

Darüber haben wir tatsächlich viel intern diskutiert. Bei der Zusammenstellung des Teams würde ich fast alles gleich machen. Es hat sich herausgestellt, dass wir viele Typen in unserer Mannschaft haben, die in schwierigen Zeiten vorangehen. Gemeinsam fanden wir den Weg aus der Krise. Man kann uns vielleicht vorwerfen, dass wir bei der aufkeimenden Euphorie vor Saisonbeginn nicht mehr Gegensteuer gegeben haben. Uns war bewusst, dass die neuen Spieler, von denen einige mit wenig Matchpraxis nach Aarau gekommen sind, Zeit benötigen. Wir haben nie eine Rangierung als Ziel herausgegeben, sondern strebten an, oben mitzuspielen. Auch jetzt werden wir unseren Weg konsequent durchziehen und Match für Match nehmen. Was uns ebenfalls stark gemacht hat, ist die Tatsache, dass auch in den Wochen des Misserfolgs vom Verwaltungsrat über den Staff, die Mannschaft, die weiteren Mitarbeitenden im Brügglifeld und sonstigen Helferinnen und Helfer alle zusammengehalten haben. Das hat uns enorm viel Kraft gegeben.

Sandro Burki
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Im Gespräch mit Aarau-Cheftrainer Patrick Rahmen

Das Kader hat seit deiner Amtsübernahme ein völlig verändertes Gesicht erhalten. Inwieweit entspricht die aktuelle Teamzusammensetzung nun deinen Idealvorstellungen?

Marcel Petermann

Das Ganze ist natürlich immer eine Momentaufnahme. Stand heute haben wir ein sehr starkes und ausgeglichenes Kader. Es ist klar: Wir haben Spieler, die am Wochenende nicht im Aufgebot stehen, die bei Ligakonkurrenten aber höchstwahrscheinlich zum Einsatz kämen. Da ist es auch besonders lobenswert, wie zum Beispiel ein Patrick Rossini oder Marco Thaler, die aus schweren Verletzungen zurückgekommen sind, immer sehr positiv sind und die Mannschaft unterstützen, auch wenn sie nicht auf dem Feld stehen. Kurzum, wir haben ein gutes Team, auf das der FC Aarau stolz sein kann.

Sandro Burki

Was ist in der nächsten Transferperiode zu erwarten? Wo besteht besonders Handlungsbedarf?

Marcel Petermann

Feststeht, dass wir nächste Saison nicht mehr diese Breite im Kader haben werden wie aktuell. Aufgrund zahlreicher Verletzungen zu Beginn der Meisterschaft waren wir gezwungen gewesen, auf dem Transfermarkt nochmals aktiv zu werden. Wir haben uns aber immer im Budgetrahmen bewegt und haben nicht über unseren Verhältnissen gelebt. Bei den Leihpielern wissen wir noch nicht, wohin der Weg führt. Handlungsbedarf besteht momentan insbesondere auf der Position im rechten Mittelfeld, da uns Varol Tasar bekanntlich Ende Saison verlassen wird.

Sandro Burki

Matchzeitung Nr. 15 (2018/19) lesen

Dieser Artikel ist am 6. April 2019 in der Ausgabe Nr. 15 (Saison 2018/19) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen den FC Vaduz erschienen.

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