Die Anfangsphase war bezeichnend für viele bisherige Aarauer Auftritte, wo Aufwand und Ertrag stets in einem Missverhältnis standen. Die Gastgeber versuchten das Spieldiktat in die eigenen Hände zu nehmen, setzten sich in der gegnerischen Platzhälfte fest und hatten nach zehn Minuten schon fünf Eckbälle auf dem Konto. Allein, es wurde nicht gefährlich vor dem gegnerischen Gehäuse; stattdessen kam Winterthur aus dem Nichts zur Führung, als Marco Mangold ohne attackiert zu werden aus zwanzig Metern in die linke Torecke traf (11.).
Immer wieder fand Aarau – vor allem auf dem linken Flügel (mit Ridge Mobulu) – viel Freiraum vor, doch die Angriffe konnten nur selten in Torgefahr umgemünzt werden. Einzig Sandro Burki wagte sich in den Abschluss. Der Captain war es auch, der den Ausgleich in der 25. Minute nur haarscharf verpasste, als sein gefühlvoller Freistoss an der Querlatte landete.
Bengondo erzielt Traumtor
Die Gästeabwehr vermochte den Ball nur ungenügend zu klären, sodass Burki sogleich erneut zum Abschluss kam; sein Volleyschuss mutierte zur perfekten Vorlage für Mart Lieder, der das offene Gehäuse aber aus wenigen Metern verfehlte. Nur wenige Minuten später stand Aarau-Keeper Ulisse Pelloni im Mittelpunkt, dessen Intervention gegen Patrick Bengondo einen zweiten Gegentreffer verhinderte, nachdem der Kameruner dank einem glückhaften Prellball alleine auf das gegnerische Gehäuse losziehen konnte.
Nachdem Burki (38.) und Tunahan Cicek (39.) ihr Ziel mit weiteren Abschlüssen verfehlt hatten, kamen die Löwen – erst am Montagabend in Schaffhausen (2:1) siegreich – vor dem Pausentee zum zweiten Treffer: Nach einem Stolperer von Mitspieler Cicek hielt Bengondo (43.) aus rund dreissig Metern einfach drauf – und traf spektakulär in die Maschen zur doppelten Pausenführung für Winterthur.
Lüscher sorgt für Spannung
Im zweiten Durchgang stellte Cheftrainer Livio Bordoli auf eine Dreierabwehr um – mit Kim Jaggy und dem zur Pause eingewechselten Igor Nganga als neue Aussenläufer im Mittelfeld. Die erste Chance liess sich jedoch Winterthur notieren, als Gianluca D’Angelo von der Strafraumgrenze an Pelloni scheiterte (49.). Auf der Gegenseite kam Aarau immer wieder zu Standardsituationen, welche sich aber nur allzu selten in gefährliche Aktionen umwandeln liessen.
Einzig Petar Sliskovic kam zu einem Abschluss, doch der Kopfball flog am zweiten Pfosten vorbei (65.); selbiges galt auch für den Flachschuss von Cicek auf der anderen Seite (74.). Dennoch wurde es in der 76. Minute plötzlich wieder spannend, als Sven Lüscher mit einem Flachschuss nach schöner Vorarbeit des aktiven Einwechselspielers Marvin Spielmann zum Ausschlusstreffer vollendete.
Endphase voller Spektakel
Nun entwickelte sich das Spiel immer mehr zu einem offenen Schlagabtausch: Zuerst sah Lüscher – wiederum durch Spielmann eingesetzt – seinen Schuss von Goalie David Von Ballmoos stark pariert, dann köpfte Nganga am Kasten vorbei (81.). Auf der Gegenseite hielt Pelloni seine Mannschaft erneut im Spiel, als er sich nicht von Christian Fassnacht düpieren liess. Dann scheiterte Sliskovic aus kurzer Distanz, ehe Nganga auf das leere Gehäuse köpfen konnte, doch der Ausgleich wurde durch eine spektakuläre Rettungsaktion von Marco Köfler auf der Torlinie verhindert (84.).
Nachdem auch Musa Araz und Genc Krasniqi (92.) eine Entscheidung fahrlässig verpasst hatten, warf Aarau mit dem Mute der Verzweiflung nochmals alles nach vorne, doch es sollte nicht mehr zum zweiten Torerfolg reichen – trotz insgesamt fünfzehn Eckbällen, deren Harmlosigkeit auch als Sinnbild für die aktuelle Situation bei der Bordoli-Elf gesehen werden können.
Am kommenden Sonntag trifft der FC Aarau in der ersten Hauptrunde im Würth Schweizer Cup auf den Erstligisten FC United Zürich. Die Begegnung wird um 15.00 Uhr im Stadion Utogrund in Zürich angepfiffen.
FC Aarau - FC Winterthur 1:2 (0:2)
Brügglifeld, Aarau. – 3’419 Zuschauer. – SR: Fähndrich. – Tore: 11. Mangold 0:1. 43. Bengondo 0:2. 76. Lüscher 1:2.
Aarau: Pelloni; Martignoni, Thaler, Garat, Jaggy; Burki, Carlinhos (59. Sliskovic); Lüscher, Perrier, Mobulu (46. Nganga); Lieder (70. Spielmann).
Winterthur: Von Ballmoos; Elvedi, Schuler, Hajrovic, Köfler; Foschini (85. Krasniqi), D’Angelo, Mangold, Cicek (78. Araz); Paiva (67. Fassnacht), Bengondo.
Bemerkungen: Aarau ohne Radice, Stoller (beide verletzt) und Romano (nicht im Aufgebot). Winterthur ohne Avanzini, Iapichino, Milani und Schättin (alle verletzt). – 25. Freistoss von Burki an die Querlatte. – Verwarnungen: 24. Schuler, 27. Martignoni, 33. Cicek, 60. Hajrovic (alle Foulspiel), 80. Araz (Unsportlichkeit), 96. Garat, 96. Mangold (beide Unsportlichkeit, nach dem Abpfiff).