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Vor 44 Jahren lief der FC Aarau erstmals mit einem Trikotsponsor auf. Inzwischen wurde die damals schweizweit bekannte Aarauer Firma Businger Teigwaren wieder zu neuem Leben erweckt.

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Seit 120 Jahren bewegt der FC Aarau die Gemüter, er sorgt für Emotionen und trägt den Namen der Stadt in die Schweiz hinaus. Mal an der nationalen Spitze, mal etwas abseits des grossen Scheinwerferlichts. Während mehr als fünf Jahrzehnte war auch eine Aarauer Firma schweizweit bekannt, die nur wenige hundert Meter vom Brügglifeld, an der Bachstrasse 117, ihre Produktionsstätte hatte.

Im Jahre 1929 machte sich der Fricktaler Bäcker Hans Businger mit der Herstellung von Teigwaren selbstständig. 1934 zügelte er den Betrieb vom Aarauer Hammerquartier an die Bachstrasse. Die Nachfrage nach diesen Teigwaren stieg schnell an: Während des Zweiten Weltkrieges wurden bis zu 65 Tonnen pro Monat verkauft. Die Eigenheit der Businger Teigwaren: vier statt drei Eier pro Kilogramm.

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Saison 1978/79: Mario Würmli versucht im Heimspiel gegen den FC Wettingen an den Ball zu kommen

Auch nach der Übernahme von Hans Businger Junior blieben die Teigwaren beliebt. Anfang der 1970er-Jahre wurde rund um die Uhr im Drei-Schicht-Betrieb produziert. In der Saison 1978/79 war der Schriftzug von Businger Teigwaren auf den Dresses des FC Aarau prominent zu lesen. Für den Brügglifeld-Verein war dies eine Premiere. Erstmals in der Clubhistorie konnte er einen Trikotsponsor präsentieren.

Während der FC Aarau 1981 nach 45 Jahren endlich wieder in die «Beletage» des Schweizer Fussballs zurückkehrte, wurde die Aarauer Teigwarenfabrik von der italienischen Konkurrenz immer mehr aus dem Markt gedrängt. 1982 endete die Ära – der Betrieb wurde eingestellt.

Wiederaufnahme der Produktion an gleicher Stätte

Doch die Urenkel von Firmengründer Hans Businger, Sandra und Markus Geissler, hauchten der Traditionsmarke wieder neues Leben ein. In einer gemeinsamen Maturaarbeit hatten sie bereits 2014 eine Wiederaufnahme der Produktion in Betracht gezogen. Schliesslich konnten sie dieses Vorhaben vor zwei Jahren in die Tat umsetzen. Zusammen mit dem Töpferhaus, einer Stiftung, die Menschen mit einer Beeinträchtigung unterstützt und sie in ihrer beruflichen und sozialen Integration begleitet. Das Besondere daran: Die frühere Businger-Produktionsstätte an der Bachstrasse 117 ist seit einiger Zeit einer der Töpferhaus-Standorte. Hier wurden auch die ersten Teigwaren nach dem Relaunch hergestellt. Inzwischen wird die Pasta am neuen Standort in Suhr produziert.

Gleich neben der ehemaligen Businger-Fabrik sind Sandra (29) und ihr zwei Jahre jüngerer Bruder aufgewachsen. «Als Kinder waren wir praktisch an jedem Heimspiel des FC Aarau», erinnert sich Sandra, die bei einer Versicherungsgesellschaft als Juristin arbeitet. «Ich glaube, ich habe noch immer irgendwo ein Trikot von Patrick De Napoli», sagt Markus lachend. Inzwischen sind die Matchbesuche etwas seltener geworden, doch ihre Sympathien für den FCA sind noch immer da.

Hauptsponsoren FC Aarau

  • 1978-1979: Businger Teigwaren
  • 1979-1980: Willora Teppiche
  • 1980-1981: Druckerei AG Suhr
  • 1981-1982: Burroughs
  • 1982-1988: Sprecher + Schuh
  • 1988-1989: Ringier
  • 1989-1991: mita copiers
  • 1991-2008: Radio Argovia
  • 2008-2010: Winkler Veranstaltungstechnik
  • 2011-2016: Zehnder Group AG
  • 2017-2020: KIA
  • seit 2021: Credit Suisse (Leading Partner)

Markus, der für ein Start-up im Finanzbereich tätig ist, sagt: «Mit der Wiederaufnahme der Produktion lernen wir auch unsere Familiengeschichte immer besser kennen.» Die beiden Geschwister sprühen vor Ideen, wollen aber in aller Ruhe und ohne Zeitdruck die Marke weiterentwickeln. Mit Hartweizenmehl aus Wittnau, dem Dorf, in welchem ihr Urgrossvater aufgewachsen war, lancierten sie vegane Pasta mit dem Bio-Label. «Produkte aus der Region erhalten immer mehr Relevanz. Dass importierte Rohstoffe immer teurer werden, spielt uns daher sicher in die Karten», sagt Markus und ergänzt: «Wir können uns durch Qualität auszeichnen.»

Vorläufig ist das Ganze für Sandra und Markus einfach ein sehr spannendes Hobby.  Letztes Jahr konnte so zusammen mit dem Töpferhaus rund eine Tonne Teigwaren produziert werden. Die kleine Marge, die sie dabei erzielen, setzen sie umgehend für neue Projekte ein.

Fasziniert betrachten die Geschwister das mitgebrachte Trikot aus der Saison 1978/79. «Wir wussten gar nicht, dass das Dress gelb war. Auf den Schwarzweiss-Fotos konnten wir dies nicht erahnen», staunt Sandra. Und lacht: «Vielleicht werden wir ja irgendwann wieder einmal Trikotsponsor des FC Aarau sein!» Es würde durchaus zur Geschichte der Busingers und Geisslers passen, in welcher sich der Kreis in vielen Bereichen immer wieder schliesst.

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Dieser Artikel ist am 23. April 2022 in der Ausgabe Nr. 17 (Saison 2021/22) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen den SC Kriens erschienen.

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