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Im «HEIMSPIEL» erzählt Nuno da Silva von seinen Anfängen in der Schweiz, dem ersten Engagement in Aarau und schwierigen Phasen in seiner Karriere.

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Nuno da Silva brauchte nicht lange, um sich auf dem Brügglifeld den FCA-Fans vorzustellen. Im ersten Meisterschaftsspiel gegen den FC Vaduz lief er mit Tempo bereits in der 10. Minute bis zur Grundlinie durch, seinen Rückpass verwertete Shkelqim Vladi zum 1:0. Mit seiner Schnelligkeit, seinen Finten und dem Blick für den freien Mitspieler ist der 28-jährige Offensivspieler ein belebendes Element im Angriffsspiel. Der Start beim FC Aarau ist durchaus geglückt.

Wobei – eigentlich ist es für Nuno da Silva ein Re-start. Vor sechs Jahren trug er schon einmal das Aarauer Dress, allerdings nur für kurze Zeit. Das kam so. Am 16. September 2016 spielte der FC Aarau ein Cupspiel auf dem legendären Spitalacker mitten in der Stadt Bern gegen den FC Breitenrain. Die Aarauer gewannen 1:0 auf dem «Spitz», wie in Bern das über 120 Jahre alte Quartierstadion genannt wird. Dazu benötigte Aarau einiges Glück, wie sich da Silva erinnert. Er wirbelte damals für den FC Breitenrain, vergab dabei nach eigenen Angaben drei gute Chancen.

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Nuno da Silva im Cup-Spiel gegen Aarau (mit Pascal Thrier)

Seine Vorstellung beeindruckte auch den damaligen FCA-Trainer Marco Schällibaum, der nach dem Match bei da Silva um die Handynummer fragte. «Am Montag hat Schällibaum angerufen, mir gesagt, dass er mich will, und so wechselte ich zu Aarau.» Das Problem war, so da Silva, dass der damalige FCA-Sportchef Raimondo Ponte dieses Engagement skeptisch sah. «Er sagte zu mir, dass er mich nicht kenne und er mir drei Monate Zeit gebe, um mich für einen neuen Vertrag zu beweisen.»

Doch Aarau lief es in dieser Phase nicht gut, da Silva kam zu lediglich sieben Teileinsätzen. Ein einziges Mal, gegen Wohlen, zählte er zur Startformation. Zur Winterpause wurde das Kurzengagement beendet. «Schällibaum erklärte mir damals, dass er mich gerne behalten hätte, aber seine Position im Verein sei durch die Niederlagenserie nicht so stark, um sich in meinem Fall durchsetzen zu können.» Da Silva kehrte damals zu seinem Stammverein Breitenrain zurück und war dankbar, «dass ich dort wieder so gut aufgenommen wurde, nachdem ich die Mannschaft mitten in der Saison verlassen hatte.»

Integration dank Fussball

Der FC Breitenrain spielt im Leben von da Silva eine wichtige Rolle. Geboren wurde Nuno in Zürich, ein Jahr später kehrten seine Eltern aus familiären Gründen nach Portugal zurück, in die Nähe von Porto. Acht Jahre lebte Nuno mit seinen Brüdern Carlos und Rui auf der Iberischen Halbinsel. Als sein Vater in der Schweiz Arbeit fand, wollte er seine Familie bei sich haben. So zog er nach Bern, zuerst ins Breitenrain-Quartier, danach ins Wylergut – nicht weit vom Wankdorf entfernt. «Der Fussball hat mir die Integration sehr erleichtert», sagt Nuno. «Denn als ich als Achtjähriger zum FC Breitenrain kam, konnte ich kein Deutsch. Ich lernte schnell, fand schnell Anschluss. Mein älterer Bruder Carlos hatte da mehr Mühe, weil Fussball ihm nicht so viel sagt.»

Als 14-Jähriger wurde Nuno vom FC Basel zu einer Testwoche eingeladen, danach meldete sich auch YB. Er entschied sich für YB, weil er seine Familie um sich haben wollte. Ab der U15 spielte er bis zur U21 für YB, unter anderen mit Gregory Wüthrich (jetzt Sturm Graz), Michael Frey (Royal Antwerpen), Florent Hadergjonaj (Kasimpasa Istanbul), Leonardo Bertone (Thun) oder dem ehemaligen Aarauer Nicolas Bürgy (Viborg FF). Doch zu einem Profivertrag bei YB reichte es nicht, der damalige YB-Sportchef Fredy Bickel überbrachte ihm die Kunde. Nach der Enttäuschung kehrte Nuno erstmals zu seinem Stammverein Breitenrain zurück, bevor er nach seinem Kurzengagement beim FCA dies ein zweites Mal tat. Auf die Saison 2017/2018 wechselte er zum FC Thun – mit einem Vierjahresvertrag.

«Ich wusste nicht so recht, wie es weitergehen wird.»

Nuno da Silva

Mit den Berner Oberländern spielte er zwei Jahre in der Super League. Aber unter dem damaligen Thun-Trainer Marc Schneider hatte er hartes Brot zu beissen, zumal die Konkurrenz mit Marvin Spielmann und Matteo Tosetti nicht klein war. Er brachte es während den zwei Saisons auf insgesamt 30 Spiele, vorwiegend Teileinsätze, und erzielte 1 Tor.

Schneider eröffnete ihm dann, dass er nicht mehr auf ihn setze. Der Verein wolle ihn nicht aus dem Vertrag entlassen, aber ausleihen. «Ich wusste nicht so recht, wie es weitergehen wird.» Diesen Satz hört man von Nuno da Silva im Verlaufe des Gesprächs mehrmals. Von einem linearen Verlauf seiner Karriere kann keine Rede sein. Aber da Silva liess sich nicht unterkriegen. Das Leihjahr beim FC Winterthur bezeichnete er als das wichtigste seiner Karriere. «Sportlich machte ich einen Schritt vorwärts. Ich spielte und das gab mir enorm Selbstvertrauen.»

Thun war mittlerweile in die Challenge League abgestiegen. Da Silvas Transferrechte befanden sich immer noch bei den Oberländern. Und es herrschten Corona-Massnahmen, auch die Clubs tappten im Dunkeln.

Rückenwind durch Carlos Bernegger

Da Silva musste nach Thun zurück, zu Marc Schneider, zu dem Trainer, der ihm vor einem Jahr gesagt hatte, dass er nicht mehr auf ihn setze. Nach dem schlechten Saisonstart trat Schneider zurück. Sein Nachfolger Carlos Bernegger brachte frischen Wind in die Mannschaft und verlieh auch da Silva Flügel. Unter Bernegger blühte Nuno auf, wirbelte, schoss Tore, war ein steter Unruheherd für die gegnerische Verteidigung. «Bernegger holte meine Stärken aus mir heraus», erklärt da Silva. Und sein einstiger Trainer sagt über ihn: «Nuno da Silva ist mit seiner Schnelligkeit, seinen Laufwegen für jeden Gegenspieler schwer auszurechnen. Er braucht die Rückendeckung von seinem Trainer, damit er nicht seine Unberechenbarkeit und das Selbstvertrauen verliert, wenn ein Dribbling mal mit einem Ballverlust endet.» Zudem schätzt Bernegger da Silva für seine Empathie, die er innerhalb und ausserhalb der Mannschaft zeige.

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Nuno da Silva spielt zum zweiten Mal (nach 2016) für den FC Aarau

Nicht erstaunlich, dass GC da Silva in der Winterpause vor einem Jahr nach Zürich lockte. Mit GC stieg da Silva in die Super League auf, er fühlte sich bei den Hoppers wohl, war mit seinen portugiesischen Sprachkenntnissen für einige Teamkollegen auch ausserhalb des Spielfeldes eine wichtige Hilfe. Doch vergangene Saison kam er bei GC in der Super League nur noch zu 411 Einsatzminuten, bei 19 Einsätzen. Und Ende vergangener Saison erklärte ihm der damalige GC-Sportchef Seyi Olofinjana, berechnet auf seine Einsatzminuten sei er ein zu teurer Spieler, erzählt da Silva. Und wieder einmal wusste er «nicht so recht, wie es weitergehen wird.» – bis am letzten Tag seiner Sommerferien FCA-Sportchef Sandro Burki anrief.

Beim FC Aarau fühlt sich Nuno da Silva im Element. Ihm gefällt der Verein, die offensive Spielanlage, die Fans, die Atmosphäre. Und er sagt: «Mein Ziel ist es, mit Aarau aufzusteigen. Das wäre für mich ein Traum.»

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Dieser Artikel ist am 27. August 2022 in der Ausgabe Nr. 3 (Saison 2022/23) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen den FC Stade Lausanne Ouchy erschienen.

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