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Am 5. Juni 1993 feierte der FC Aarau seinen dritten Meistertitel - auch dank des Prachtstores von René Sutter im Heimspiel gegen den FC Sion.

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In dieser Ausgabe der Matchzeitung «HEIMSPIEL» wurde der inzwischen 56-jährige Berner, dessen Sohn Nicola am Sonntag (14.15 Uhr) mit dem FC Thun auf dem Brügglifeld gastiert, mit acht Stichworten konfrontiert.

Stadion Brügglifeld

«Es steht tatsächlich immer noch … (lacht). Ja, ich habe sehr gute Erinnerungen an diesen Ort. In Aarau fand ich ein familiäres Umfeld vor. In diesem Stadion, das aus meiner Sicht für die Challenge League heute noch absolut ausreicht, habe ich immer gerne gespielt. Es steht für Tradition und Leidenschaft. Hier riecht man den Fussball noch wirklich. Trotzdem hoffe ich natürlich für den Club, dass der Bau des neuen Stadions endlich einmal realisiert werden kann.»

Vom Abstiegskandidaten zum Schweizermeister

«Ich habe beim FC Aarau tatsächlich beide Extreme erlebt. Als ich im Oktober 1990 vom BSC Young Boys aufs Brügglifeld wechselte, kam ich gerade aus einer Verletzung und hatte zunächst Mühe, hier Fuss zu fassen. Mit dem damaligen Spielertrainer Roger Wehrli und mir waren damals zwei Welten aufeinandergeprallt. Nach einem schwierigen ersten Halbjahr hatte ich den Draht zu Roger aber gefunden und flüchtige Rücktrittsgedanken entschwanden wieder. Wahrscheinlich hatte ich diese Kontroverse gebraucht und er vermochte mich aufzurütteln. Jedenfalls spielte ich persönlich eine gute zweite Saison, auch wenn wir bis zur letzten Minute um den Ligaerhalt bangen mussten. Was danach folgte, war wirklich ein kleines Wunder und vielleicht die grösste Überraschung in der Geschichte des Schweizer Fussballs. Wir hatten schon, bevor Rolf Fringer als Trainer bei uns begann, viele gute Spieler in unseren Reihen. Ihm gelang es aber in kürzester Zeit, unser Selbstvertrauen zu stärken. Nach der erstmaligen Qualifikation für die Finalrunde seit langer Zeit lief es dort dann fast wie von selbst. Schliesslich wurden wir absolut verdient und mit grossem Vorsprung Meister.»
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René Sutter bei einem FCA-Legendenspiel im Jahr 2017

Traumtor

«Ich habe in meiner Karriere nicht sehr viele Tore erzielt, aber wenn ich traf, dann waren es meistens schöne Treffer. Das wohl schönste und sicher wichtigste war jenes am 5. Juni 1993 zur 1:0-Führung gegen den FC Sion, am Tag, als wir uns vorzeitig den Meistertitel sicherten. Zwar war mein linker Fuss der stärkere, doch war ich beidfüssig zu guten Abschlüssen imstande. So traf ich in diesem Match aus rund 20 Metern mit rechts den Ball ideal und platzierte ihn genau in die entfernte hohe Torecke. Es passte an diesem Tag einfach alles, so auch die perfekte Ambiance mit 9000 begeisterten Zuschauern, bei schönstem Wetter. Und am Abend erlebten wir gemeinsam im Letzigrund, wie dank eines Sieges des FC Zürich gegen unseren Verfolger Servette der Titelgewinn Tatsache wurde. Ich kann mich nicht mehr an viele meiner Tore im Detail erinnern, aber an dieses schon, was auch damit zusammenhängt, dass ich es seither das eine oder andere Mal wieder anschauen konnte in einem Rückblick.»

8. Mai

«Das ist der Geburtstag meiner beiden Kinder. Natascha kam am 8. Mai 1993 zur Welt, Nicola genau zwei Jahre später. Am Tag, als meine Tochter geboren wurde, stand das Heimspiel gegen den FC Zürich auf dem Programm. Ich durfte Nataschas Geburt im Spital miterleben und die ersten gemeinsamen Momente als Familie geniessen. Dann stieg ich ins Auto und fuhr ins Brügglifeld. Im Autoradio konnte ich mich über den Spielstand informieren. Kurz vor der Halbzeit traf ich im Stadion ein und ging zu Rolf Fringer, um ihn über meine Anwesenheit zu orientieren. Er meinte, er brauche mich noch, ich solle mich umziehen gehen. In der Pause wärmte ich mich auf und wurde dann im Verlauf der zweiten Hälfte eingewechselt. Marcel Heldmann machte schliesslich mit seinem Treffer zum 1:0-Sieg in der Schlussminute meinen Glückstag perfekt.»
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René Sutter als aktiver Spieler mit langen Haaren

Sportlerfamilie Sutter

«Mein Vater spielte Eishockey und durfte in jungen Jahren als Backup des legendären Torhüters René Kiener mit dem SC Bern 1965 den Schweizermeistertitel feiern. Mein zwei Jahre jüngerer Bruder Alain und ich wurden auf dem Fussballplatz des SC Bümpliz gross und spielten dort zwei Jahre lang gemeinsam in der 1. Mannschaft, bevor Alain zu GC und ich zu YB wechselte. In der Saison 1987/88 waren wir wieder im selben Team vereint, als Alain leihweise nach Bern wechselte. Doch das Jahr verlief nicht, wie wir uns dies erhofft hatten. Statt gemeinsam auf dem Feld zu stehen, spielte zu Beginn meist nur er, und im späteren Verlauf der Saison bekam ich oft den Vorzug an seiner Stelle. Bekanntlich hat er danach aber eine grosse Karriere gemacht mit seinen vielen Länderspielen und Stationen in der Bundesliga bei Nürnberg, Bayern München und Freiburg. Inzwischen haben wir nicht mehr allzu häufig Kontakt miteinander. Aber unser Verhältnis ist unverändert gut, ab und zu telefonieren wir und freuen uns, wenn wir uns wiedersehen, sei es an Weihnachten oder bei anderer Gelegenheit. Bei meinem Sohn Nicola war ich zwischenzeitlich mal Juniorentrainer, aber sonst habe ich ihn weitgehend als Vater begleitet, wie es sein sollte: Interesse zeigen, aber keinen Druck aufbauen, etwas erreichen zu müssen. Natürlich freut es mich aber, dass er sich nun auch seit einigen Jahren als Fussballprofi behaupten kann.»

Lange Haare

«Unterdessen sieht das etwas anders aus. Ich bin froh, habe ich noch ein paar… (lacht). Im Gegensatz zu Alain trug ich die Haare nur etwa während drei, vier Jahren richtig lang. Ich kann mich noch erinnern, wie Roberto Di Matteo in unserem Trainingslager in Malaysia im Januar 1993 sagte: ‹Schneid dir doch die Haare ab, das ist viel angenehmer!› Ich hab es sein lassen und das feuchtwarme Klima auch so überlebt...»
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René Sutters Sohn Nicola im Luftduell mit Shkelzen Gashi

Karriere nach der Karriere

«Mit 38 Jahren beendete ich beim FC Solothurn meine Aktivlaufbahn. Parallel zu meinen letzten Fussballstationen holte ich die Matura nach, arbeitete zwischenzeitlich auf einer Versicherung oder während meiner Zeit beim FC Baden in einem Heim als Jugendbetreuer. Danach studierte ich Jus, auch mit dem Hintergedanken, vielleicht mit diesem Fachwissen im Fussballbusiness einen Job zu finden. Es ist etwas anders gekommen. Inzwischen bin ich seit 14 Jahren in der Bundesverwaltung im Rechtsdienst des ASTRA (Bundesamt für Strassen) tätig.»

FC Aarau - FC Thun

«Ich verfolge die Spiele des FC Thun jeweils am Fernseher oder am PC, seit Corona nur noch selten im Stadion. Die Zuschauer dürfen sich am Sonntag bestimmt auf ein spannendes Duell mit offenem Ausgang freuen. Die Challenge League ist diese Saison extrem ausgeglichen. Ich denke, dass schliesslich Aarau, Thun, Vaduz und Winterthur den Aufstiegs- und Barrageplatz unter sich ausmachen werden.»

Matchzeitung Nr. 12 (2021/22) lesen

Dieser Artikel ist am 13. Februar 2022 in der Ausgabe Nr. 12 (Saison 2021/22) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen den FC Thun erschienen.

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