Einen ersten Härtetest hat er am vergangenen Wochenende mit einem Einsatz über 90 Minuten mit dem Team Aargau U21 (4:2 gegen Rothrist) bestanden. Hier spricht er über seine lange Leidensgeschichte und die wichtigsten Schritte auf dem Weg zurück auf den Rasen.
Am letzten Wochenende hast du nach einem halben Jahr ohne Ernstkampf dein erstes Spiel bestreiten dürfen. Wie hast du dich gefühlt?
Sarah RölliEs war ein super Gefühl, zusätzlich verstärkt dadurch, dass ich den neuen U-21-Trainer Sven Christ aus früheren Zeiten bereits gut kenne. Ich habe auch das Abschlusstraining mit der Nachwuchsmannschaft absolviert, um alle kennenzulernen. Bis zum 4:0 hatten wir den Match souverän im Griff, ich konnte mit meiner Erfahrung den jungen Spielern Inputs geben und hatte dadurch auch noch eine zusätzliche Aufgabe.
Marco ThalerHast du aktuell noch Schmerzen im Fuss und wie geht es dir in Bezug auf deine Fitness nach dieser langen Zwangspause?
Sarah RölliMit meinem Fuss ist alles in bester Ordnung, meine Fitness stimmt ebenfalls. Auch in den Zweikämpfen und Sprints hatte ich ein gutes Gefühl. Während eines Ernstkampfs gibt es im Vergleich zum Training auch andere Belastungen, und ich freue mich, dass mein Fuss diese problemlos bewältigen konnte.
Marco ThalerRund ein Jahr nach dem ersten Mittelfussbruch musstest du mit derselben Diagnose erneut lange pausieren. Wie hast du dich nach diesem Rückschlag motivieren können?
Sarah RölliEine Verletzung ist für einen Sportler natürlich immer schwierig. Die Schmerzen bei einem Fussbruch sind erträglich. Allerdings war es ein Schock, noch einmal dieselbe Verletzung zu erleiden, denn eigentlich brechen Knochen sehr selten am gleichen Ort zweimal. Dies zeigte mir aber auch, dass die gewählte Regenerationsvariante im letzten Jahr für mich wohl nicht die richtige war. Mit meinem Arzt haben wir diesmal noch am Tag des Unfalls entschieden, den Bruch zu operieren. Ich war von Anfang an sehr positiv und wusste, dass die Verletzung voll ausheilen wird. Zwei Rückschläge musste ich hinnehmen, als CT-Aufnahmen trotz eines guten Gefühls sehr schlecht aussahen. Ich brauchte dann jeweils ein Wochenende, um wieder voll motiviert weiterzuarbeiten. Als Fussballer war es aber natürlich hart, immer nur zuschauen zu dürfen.
Marco ThalerWie hast du die letzten Monate verbracht?
Sarah RölliIch habe extrem viel trainiert, mindestens zweimal täglich, teilweise war ich bis zu sechs Stunden pro Tag im Kraftraum. Ich hatte viel Physiotherapie und ein klares Ziel, möglichst rasch zu 100 Prozent gesund zu werden. In dieser Saison wollte ich unbedingt noch Spiele bestreiten können. In den letzten Monaten konnte ich meine Zeit ziemlich frei einteilen, dies war ein neues Gefühl. Einige Tage Wellness mit meiner Freundin sowie die Zeit mit der Familie und Kollegen habe ich genossen. In der freien Zeit habe ich mich mit der aktuellen Wirtschaftslage sowie anderen interessanten Themen beschäftigt. Zusätzlich habe ich einen Italienisch-Sprachkurs belegt, um mich auch mit den italienisch sprechenden Mitspielern besser unterhalten zu können. Meine Mutter ist im Tessin aufgewachsen, verstanden habe ich bereits sehr viel, nur beim Sprechen war ich gehemmt. Insgesamt habe ich aber klar die meiste Zeit mit Training und Regeneration verbracht.
Marco ThalerWie lauten deine persönlichen Ziele für den Schlussspurt in dieser Saison?
Sarah RölliMein Ziel ist sicherlich, möglichst viele Spielminuten sammeln zu dürfen und der Mannschaft zu helfen. Ich persönlich möchte eine Standortbestimmung, um zu sehen, in welchen Bereichen ich bereits das gewünschte Level erreicht habe und woran ich noch arbeiten muss. Im Gegensatz zur letzten Saison, wo ich nicht mehr zum Einsatz kommen konnte, erhoffe ich mir in diesem Jahr, diese Erkenntnisse noch vor der Vorbereitung zur neuen Saison zu erlangen, denn Testspiele sind diesbezüglich nicht immer aussagekräftig. Es folgt nun eine intensive Phase mit fünf Spielen innert drei Wochen, in denen es auch massgeblich darum geht, unseren Fans endlich etwas zurückzugeben.
Marco ThalerMatchzeitung Nr. 19 (2016/17) lesen
Dieser Artikel ist am 13. Mai 2017 in der Ausgabe Nr. 19 (Saison 2016/17) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen den FC Wil erschienen.