Mucksmäuschenstill war es im ausverkauften Stadion Brügglifeld. Einige Tage lang spürte man eine riesige Euphorie, Vorfreude und Begeisterung in den Gebieten rund um die Stadt Aarau. Man hatte das Gefühl, es fiebert fast jeder mit, auch wenn er sich normalerweise gar nicht für Fussball oder den FC Aarau interessiert. Man spürte, welches Potenzial eigentlich in unserer Region schlummert. Ein Potenzial, welches wir mit verschiedenen Massnahmen versuchen, stärker zum Leben zu erwecken. Kurzfristig ist es uns gelungen: Jeder schien bei diesen entscheidenden 90 Minuten gegen den FC Vaduz wieder einmal Teil der FC-Aarau-Familie zu sein. Und dann: Mucksmäuschenstille. Das erlösende Tor wollte nicht gelingen. Die beste Saison, am meisten Tore, am meisten Punkte und das beste Torverhältnis seit vielen Jahren. Und doch war es schlussendlich nicht gut genug. Gefeiert wurde in Winterthur, nicht auf dem Aargauerplatz. Grosse Stille, grosse Enttäuschung, grosse Leere.
Nun, diese Leere wich in mir glücklicherweise schnell und es ging wieder konzentriert an die Arbeit. Schliesslich verblieben nicht einmal zwei Monate bis zum neuerlichen Saisonstart. Neue Saison, neues Glück; aber auch viel Arbeit im Vorfeld. Da spürt man, was mit Sprüchen wie «weiter, immer weiter» wahrhaftig gemeint ist.
Der Fussball ist schnelllebig. Gestern begeisterten uns Leistungsträger wie Kevin Spadanuda oder Donat Rrudhani noch auf dem Brügglifeld, morgen kicken sie auf Korsika in der französischen Ligue 1 oder bei YB in der Credit Suisse Super League. Vom «grossen Ausverkauf» beim FC Aarau war zu lesen, alle würden sie wegen dem Nichtaufstieg nun den Klub im Stich lassen. Selten war die Aussen- und Innensicht bei uns wohl unterschiedlicher als in diesen ersten Tagen der Saisonpause. Beim FC Aarau sind wir stolz, dass wir es geschafft haben, innert zwei Jahren aus talentierten «Unbekannten» aus der 1. Liga überzeugende Leistungsträger zu formen, die das Interesse von Schweizer Spitzenklubs und sogar von einem Klub aus einer der Top-5-Ligen Europas wecken. Es ist Teil unserer Sportstrategie, junge Fussballer zu entwickeln und besser zu machen. Aus ihnen Spielerpersönlichkeiten zu formen, die man als Fan vermisst, wenn sie uns verlassen. Und wir brauchen die daraus resultierenden Einnahmen, um unseren Betrieb in der Höhe, wo wir uns heute bewegen, erfolgreich aufrechterhalten zu können.
Die entstandenen Lücken wurden rasch geschlossen, mit Valon Fazliu, Nuno da Silva, Nikola Gjorgjev, Ivo Candé, Shkelqim Vladi oder Mischa Eberhard haben wir uns mit einem gesunden Mix aus jungen Talenten und erfahrenen Spielern verstärkt. Auch sie möchten beim FC Aarau den nächsten Schritt weiterkommen und mit uns gleichzeitig einen erneuten Anlauf in Richtung Credit Suisse Super League nehmen. Heute geht es mit der grossen Revanche gegen den FC Vaduz los. Einem Team, welches vor wenigen Wochen grossen Sportsgeist und Fairness bewiesen hat, indem sie uns nichts geschenkt und uns in die Leere geschickt haben, obwohl es für sie sportlich nur noch um wenig ging. Heute gibt es auch von uns keine Geschenke. Schön, sind Sie alle wieder mit dabei. Hopp Aarau!
Matchzeitung Nr. 1 (2022/23) lesen
Dieser Artikel ist am 15. Juli 2022 in der Ausgabe Nr. 1 (Saison 2022/23) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen den FC Vaduz erschienen.