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Im Interview erzählt Nicolas Schindelholz, was er aus schwierigen Zeiten in seiner Karriere gelernt hat und warum Wein seine Zukunft prägen könnte.

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Ausserhalb von Trainingsanlagen trifft man Nicolas Schindelholz nicht in Sportkleidern. Stylisch ist er unterwegs. Passende Uhr, schickes Shirt, zerrissene Jeans. «Mir ist es schon wichtig, wie ich daherkomme», gibt der Innenverteidiger zu. Ins Klischee des Macho-Fussballers passt er allerdings nur bedingt. Viel eher als Familienmenschen kann man Schindelholz beschreiben. Von seinem Elternhaus hat er auch die Faszination für den Fussball geerbt. Sein Vater ist bei seinem Heimatverein SC Dornach eine prägende Figur. Trainer, Sportchef war er und jetzt Präsident: Vater Schindelholz gestaltet seit Jahren mit im Verein.

So ist der Papi auch der erste Trainer von Nicolas bei den F-Junioren. Allerdings braucht er den Verein als Kind gar nicht zwingend, der Pausenplatz in der Schule reicht. «Schule, Hausaufgaben, Fussball. So sah der Ablauf meiner Kindertage praktisch immer aus», erzählt Schindelholz mit einem Lachen. Zur reichlichen Spielpraxis kommt Talent, was dazu führt, dass er bereits mit 16 Jahren bei Dornach in der 1. Liga spielt.

«Ich hatte keine Lust darauf, bei Basel der sechste Innenverteidiger zu sein.»

Dieses Talent entdeckt auch der damalige U-18-Trainer des FC Basel, Patrick Rahmen. Er holt Schindelholz zum benachbarten Grossklub. Ein Traum für den jungen Verteidiger, der als FCB-Fan seine Vorbilder in der 1. Mannschaft hat. «Daniel Majstorovic und Murat Yakin. Das waren super Innenverteidiger», schwärmt er. Später wird Schindelholz Captain der Basler U-21. Der FCB wird damals von Christian Gross trainiert, ist Serienmeister und feiert Erfolge in der Champions League. Der Schritt zu den Profis ist zu gross. «Ich hatte keine Lust darauf, bei Basel der sechste Innenverteidiger zu sein», erzählt Schindelholz. Mittlerweile ist Yakin Trainer beim Challenge-Ligisten FC Thun. Er interessiert sich für die beiden Basler Nachwuchs-Verteidiger Nicolas Schindelholz und Timm Klose. Die beiden sind gute Freunde und der Wechsel ins Berner Oberland klappt – ein angemessener nächster Karriereschritt.

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Eine Wohnung als Basler WG in Thun finden Schindelholz und Klose schnell. Sie bilden weiterhin ein Abwehrzentrum – einfach nicht mehr in der Heimat. Im Oberland gefällt es dem damals 21-Jährigen. «Ich mochte das alte Stadion Lachen mit dieser tollen Atmosphäre, und der Teamspirit war super», erzählt Schindelholz. Es läuft: Gleich im ersten Jahr steigt der FC Thun in die Super League auf. Die Erinnerungen sind schön: «Dieser Moment war emotional der absolut schönste meiner Karriere.» Die nächsten sieben Jahre bleibt der Innenverteidiger dem Verein treu. Er geniesst die familiäre Stimmung. Er trifft Mitspieler, die zu Freunden werden, wie beispielsweise die heutigen Teamkollegen Gianluca Frontino oder Marco Schneuwly. Er geniesst das Leben als Profi.

Aus schwierigen Situationen gelernt

Allerdings kommen auch die unschönen Seiten des Berufes dazu. Sportlich läuft es nicht immer: «Ich habe in Thun gelernt, dass man aus schwierigen Situationen nur als gutes Team und mit positivem Denken wieder herauskommt.» Weiter schlägt er sich mit körperlichen Problemen herum. Ein Seitenbandriss, ein Achillessehnenriss und kleinere Blessuren zwingen ihn immer wieder zum Zuschauen. Doch auch in diesen Situationen bleibt er positiv: «Ich habe immer versucht, aus der Situation das Beste zu machen, und das zu schätzen, was ich habe.»

So stört es ihn auch nicht, dass sein Freund und Weggefährte Timm Klose Karriere in Deutschland, England und der Nationalmannschaft macht, währenddem Schindelholz in Thun bleibt. «Ich habe immer auf mich geschaut und war zufrieden.» Denn gerade in den Zeiten, als er wegen Verletzungen im Spital ist, merkt er, wie privilegiert er ist. «Ich habe die Menschen mit schweren Krankheiten in meiner Nähe bewundert. Wie diese mit schlimmen Schicksalen umgehen, das hat mir imponiert», erzählt er nachdenklich.

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Im Sommer 2017 läuft der Vertrag von Schindelholz beim FC Thun aus. Der Innenverteidiger fühlt sich bereit für eine Luftveränderung. Er wechselt zum FC Luzern, verpasst allerdings die Vorbereitung und die erste Phase der Meisterschaft, dieses Mal ist es ein Anriss des hinteren Kreuzbandes. Er macht nur wenige Spiele, und gegen Ende der Saison meldet sich sein alter Bekannter Patrick Rahmen bei ihm. Dieser will ihn zu Aarau holen. Die Idee gefällt. Schindelholz kennt den gesamten Trainerstaff aus Basel und Luzern. Der berühmte familiäre Umgang im Verein lockt ihn. Und die tolle Stimmung im Brügglifeld mochte er schon immer: «In diesem alten Stadien, wo man den Grillgeruch manchmal sogar noch in der Nase hat, da ist die Atmosphäre wirklich ganz speziell», erzählt Schindelholz mit einem Lächeln. Für ihn ist klar: Er will zum FC Aarau.

«Wir haben viele gute Spieler, und die Trainer machen einen hervorragenden Job.»

Im Team warten bekannte Gesichter: Frontino, Siegfried, Schneuwly, sie alle kennt er aus Thun. Die Integration ist leicht und die Vorbereitung auf die neue Saison ist auch sportlich ein Erfolg. Doch der Start in die Meisterschaft misslingt. Die Erfahrungen aus Thun helfen ihm, trotz dem schwierigen Saisonstart mit Aarau optimistisch zu bleiben. «Die Stimmung im Team ist super, wir haben viele gute Spieler, und die Trainer machen einen hervorragenden Job», sagt Schindelholz.

Positiv bleiben, diszipliniert arbeiten und den Spass am Fussballspielen nicht verlieren: Das ist sein Rezept für baldige Besserung. Momentan sieht der Routinier seine Aufgabe darin, den jungen Spielern zu helfen, mit der Situation umzugehen. Ein Vorbild will er sein. Schindelholz ist überzeugt, dass zum Erfolg nur ganz wenig fehlt. Er hofft, mit den Aarauer Fans bald Siege feiern zu können.

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Schindelholz schätzt, dass er sich in solch stressigen Zeiten voll auf seine Familie verlassen kann. Seine Frau Burcin, seine zweijährige Tochter Ilayda und der zehn Monate alte Sohn Zayin sind für ihn eine Oase. «Ich kann mich zuhause wirklich erholen und abschalten, das hilft», erzählt Schindelholz. Nach dem Wechsel zu Aarau ist er mit seiner Familie nach Dornach in ein Mehrfamilienhaus gezogen. Zurück zu seinen Wurzeln. Auch seine Eltern und seine Geschwister sind nun wieder in der Nähe und sind eine Unterstützung.

«Meine Eltern bewundere ich von ganzem Herzen und mein Bruder ist wie mein bester Freund.» Im neuen eigenen Heim warten neue Aufgaben: «Die Arbeit im Garten könnte ein neues Hobby von mir werden.» Und auch für die Zeit nach seiner Karriere hat er schon eine Idee. Er spielt mit dem Gedanken, ins Weingeschäft seines Vaters einzusteigen. «Ich verstehe zwar noch nicht viel von Wein, aber das könnte ich mir noch aneignen», sagt er. Wer weiss, vielleicht trifft man Nicolas Schindelholz in zehn Jahren stylisch gekleidet an Wein-Degustationen im Raum Basel.

Matchzeitung Nr. 3 (2018/19) lesen

Dieser Artikel ist am 25. August 2018 in der Ausgabe Nr. 3 (Saison 2018/19) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen den FC Chiasso erschienen.

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