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Im letzten August als Perspektivspieler verpflichtet, hat sich der 20-jährige Ghanaer Isaac Pappoe innert kürzester Zeit zum Leistungsträger beim FC Aarau entwickelt.

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Der heutige Gegner weckt nicht nur bei den Fans tolle Erinnerungen an das letzte Aufeinandertreffen im Brügglifeld, als der FC Aarau mit einer begeisternden Vorstellung die Berner Oberländer gleich 5:2 abfertigte. Auch Isaac Pappoe denkt gerne an den 3. November 2023 zurück, erzielte er doch damals nach einem Konter, wie man ihn bei den Aarauern selten zu sehen bekommt, sein erstes und bislang einziges Tor für seinen neuen Arbeitgeber. Eine Woche später traf er zwar gleich nochmals, diesmal aber durch einen verunglückten Abwehrversuch ins eigene Tor. Das hat ihn aber nicht aus der Bahn geworfen, denn «it’s part of the game», wie er selber sagt.

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Im Gespräch, das Isaac trotz nicht gerade frühlingshaften Temperaturen an der frischen Luft hinter der Brügglifeld-Tribüne führen möchte, erzählt er von seiner Familie, die auch heute noch in der ghanaischen Hauptstadt Accra lebt. «Wir waren gar keine sportliche Familie. Ich bin mit zwei Schwestern und einem Bruder aufgewachsen und begann in Accra mit dem Fussballspielen. Bald durfte ich in der zweithöchsten Liga spielen und meinen Teil dazu beitragen, dass wir den Aufstieg schafften.» Sein Talent blieb den Scouts des Verbandes nicht lange verborgen, und es folgte das Aufgebot in die U20-Nationalmannschaft von Ghana. Anlässlich eines Turniers in Frankreich entstanden Kontakte nach Israel, und er wechselte nach Ashdod. In der sechstgrössten Stadt des Landes, nur 25 Kilometer vom Gazastreifen entfernt gelegen, spielte er ein Jahr lang, ehe die Leihe nach Aarau zustande kam.

Wo liegt Aarau? – Isaac wer?

«Ich war sehr überrascht, als ich erfuhr, eine Mannschaft aus der Schweiz habe Interesse an mir. Von Aarau hatte ich vorher noch nie etwas gehört, aber umgekehrt war es wahrscheinlich genau gleich. Immerhin war ich offenbar den Verantwortlichen aufgefallen. Wie ich gehört habe, wurden sie durch Video-Aufnahmen auf mich aufmerksam und fanden, dass ich gut in die Mannschaft passe», erinnert sich Isaac. Das findet er mittlerweile auch, denn er wurde gut aufgenommen und fühlte sich im Kreis der FCA-Spieler schnell wohl. Dass Alex Frei dann plötzlich zurücktrat, habe ihn doch sehr überrascht. Aber seine Leistungen hängen nicht mit dem Namen des Trainers zusammen. «Ich bin zum FC Aarau gekommen, weil ich mit der Mannschaft Erfolg haben will, und nicht zu Alex Frei», stellt der Mittelfeldspieler klar.

«Mein Vorteil war, dass ich absolut keinen Druck hatte. Niemand erwartete etwas Besonderes von mir, und so konnte ich immer frei aufspielen.»

Isaac Pappoe, über seinen Start in Aarau

Wie schnell Isaac sich in Aarau heimisch fühlte, bewiesen seine Leistungen. Im ersten Spiel nach seiner Ankunft wurde er nach einer Stunde für Milot Avdyli eingewechselt, seither stand er in jedem Spiel in der Startformation des FC Aarau. Trotz seiner Jugend zeigte er regelmässig gute Leistungen, auch in Spielen, in denen es der Mannschaft nicht lief. «Mein Vorteil war, dass ich absolut keinen Druck hatte. Niemand erwartete etwas Besonderes von mir, und so konnte ich immer frei aufspielen. Dazu kommt, dass ich mich sowohl auf der defensiven Mittelfeldposition als auch auf der Seite sehr wohl fühle», begründet er seine Konstanz. «Ausserdem hatte ich das Glück, dass meine Verletzungen bisher immer nur leicht waren und ich schnell wieder fit war.»

In Aarau heimisch geworden

Aber nicht nur auf dem Platz hat sich Isaac Pappoe gut eingelebt. Aarau gefällt ihm sehr, und er verbringt auch viel seiner Freizeit in seiner Wohnung. Dort ist die PlayStation ein wichtiger Zeitvertreib. Oft schaut der Fan des Niederländers Georginio Wijnaldum auch Fussball, zum Beispiel den Afrika-Nationencup, denn er würde gerne einmal für sein Heimatland an einem solch grossen Turnier antreten. «Bisher habe ich aber noch keinen Kontakt mit unserem Nationaltrainer gehabt. Da muss ich mich noch stark verbessern», zeigt er sich realistisch.

Wenn er die Wohnung in seiner Freizeit verlässt, unternimmt er meistens mit Yannick Toure etwas. «Er zeigt mir dann die nähere und weitere Umgebung. Die Schweiz ist sehr schön, ruhig und friedlich. Nur im Stadion ist es laut, aber das ist sehr gut, wenn das Publikum uns unterstützt. Das gibt uns Energie und Motivation.» Natürlich hat er auch mitbekommen, dass das Brügglifeld in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert. «Das Stadion ist ganz anders als die grossen, modernen Arenen, dafür ist es einzigartig», lobt er die Atmosphäre.

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Dass ein junger und talentierter Spieler nicht ewig beim FC Aarau bleiben wird, ist unbestritten. Wenn seine Leistungen weiterhin so konstant gut bleiben, dürften bald schon Angebote von höherklassigen Clubs eintreffen. Der FC Aarau hat ja die Option, den Ghanaer nach seiner Leihe definitiv zu übernehmen. Dann hätte er noch zwei Jahre Zeit, um sich weiterzuentwickeln und anschliessend in die Super League oder ins Ausland zu wechseln. «Mein Traum wäre es, einmal in der Premier League zu spielen, auch wenn meine Lieblingsmannschaft der FC Barcelona ist», verrät er im Gespräch. «Aber ob das einmal Realität wird, werde ich sehen. Zuerst muss ich über lange Zeit eine gute Leistung bringen, damit ich auf mich aufmerksam machen kann.»

«Ein Assist freut mich eigentlich mehr als ein Tor, darum suche ich auch nicht immer sofort den Abschluss, sondern schaue, ob nicht ein Mitspieler in einer besseren Position ist.»

Isaac Pappoe, über seine Spielweise

Eine gute Möglichkeit, um Aufmerksamkeit zu bekommen, wären mehr Tore, aber Isaac winkt ab. Sein Ziel sind gute Pässe, welche dann die Stürmer verwerten können. «Ein Assist freut mich eigentlich mehr als ein Tor, darum suche ich auch nicht immer sofort den Abschluss, sondern schaue, ob nicht ein Mitspieler in einer besseren Position ist.» Das ist ihm im Verlauf der Saison auch gut gelungen, rangiert er doch mit sechs Assists zusammen mit Bastien Conus in dieser teaminternen Wertung auf Rang 2, hinter Nikola Gjorgjev, der schon acht Mal ein Tor vorbereitet hat.

Zum Schluss bedankt sich Isaac noch beim FC Aarau, der ihm die Plattform gegeben hat, sein Können zu zeigen, und verspricht, bis zum Schlusspfiff des letzten Spiels sein Bestes für den Club zu geben. Er betont: «Es wird zwar nichts werden mit dem Aufstieg in dieser Saison, aber das ist kein Grund, jetzt abzuschalten. We keep going and fighting until the end of the season!»

Matchzeitung Nr. 16 (2023/24) lesen

Dieser Artikel ist am 19. April 2024 in der Ausgabe Nr. 16 (Saison 2023/24) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen den FC Thun erschienen.

Download: Matchzeitung Nr. 16 (2023/24)

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