Insgesamt fünf Mal gelang es dem FC Aarau in seiner langen Historie in die Halbfinals vorzustossen. Daraus resultierten wiederum drei Finalteilnahmen (1930, 1985, 1989) und somit auch der legendäre Cup-Triumph gegen Neuchâtel Xamax dank des unvergessenen Weitschusses von Walter Iselin.
In der Saison 1929/30 standen die Aarauer nach einem Erfolg im Wiederholungsspiel gegen den FC Biel/Bienne erstmals in der Vorschlussrunde. Danach vergingen jedoch nicht weniger als 54 Jahre bis zur nächsten Halbfinal-Qualifikation…
23. April 1984: FC Luzern – FC Aarau 0:3 (0:0)
Das Los hatte dem von Zvezdan Cebinac trainierten FC Aarau einen Gang auf die Allmend beschert, wo er die über 13 000 Zuschauer mit frechem Angriffsspiel überraschte. Die Luzerner und ihr Trainer Bruno Rahmen mussten froh sein, dass sie bis zur Pause das torlose Unentschieden halten konnten. Auch in der zweiten Halbzeit behielten die Aarauer ihren Schwung bei und übernahmen nach einer kurzen Druckphase der Zentralschweizer wieder das Kommando. Endlich konnten sie dann aus ihren vielen Möglichkeiten auch Kapital schlagen und mit einem Doppelschlag von René Rietmann und Martin Müller die Partie entscheiden. Der FCL brachte in der drückenden Hitze dieses Ostermontags anschliessend die Kraft nicht mehr auf, eine Wende herbeizuführen, sodass Müller mit seinem zweiten Treffer kurz vor Schluss alles klar machte. Im Halbfinal rang man dann dem favorisierten Servette FC im Brügglifeld ein 0:0 nach Verlängerung ab; die Finalträume platzten schliesslich im Wiederholungsspiel in Genf wegen eines Tors von Michel Decastel kurz vor Schluss.
8. April 1985: FC Aarau – FC Grenchen 2:0 (2:0)
In der folgenden Saison war es am Ostermontag eher kühl und regnerisch, als der FC Aarau den FC Grenchen im Brügglifeld empfing. Unterdessen hatte Ottmar Hitzfeld Cebinac als Trainer abgelöst und den FCA zur Überraschungsmannschaft der Saison gemacht, die von den Medien den Übernamen «FC Wunder» bekommen hatte. Mit knappen Siegen in Baden (2:1) und Kriens (1:0) sowie einem erkämpften 3:2 nach Verlängerung in Bern gegen die Young Boys hatte das Team erneut die Viertelfinals erreicht. In einer ausgeglichenen Partie gegen den Leader der Nationalliga B war es der Ex-Grenchner Roberto Fregno, der mit zwei Distanzschüssen für klare Verhältnisse sorgte.
Gegen Ende der Partie wäre ein noch höheres Resultat möglich gewesen, doch keine der zahlreichen Kontermöglichkeiten wurde erfolgreich abgeschlossen. Der weitere Verlauf dieser Cupsaison ist natürlich jedem FCA-Fan noch in bester Erinnerung. Im Halbfinal wurde der Servette FC mit 3:1 ausgeschaltet, und am Pfingstmontag holte das Hitzfeld-Team dank des Weitschusstors von Walter Iselin zum bisher einzigen Mal die Cuptrophäe in die Aargauer Hauptstadt.
12. April 1989: FC Basel – FC Aarau 0:2 (0:1)
Am Anfang dieser Saison hatte Hubert Kostka als Nachfolger von Ottmar Hitzfeld sein Amt angetreten, hatte dann aber die hohen Erwartungen nicht erfüllen können und war kurz vor der Winterpause entlassen worden. Das Brügglifeld-Team verpasste die Finalrunde und musste im Frühling 1989 mit dem neuen Trainer Wolfgang Frank um den Ligaerhalt kämpfen. Immerhin war man dank drei hart erkämpften Siegen gegen Old Boys Basel (2:1 n.V.), Yverdon (4:2 n.V.) und Grenchen (5:4 n.P.) im Cup noch dabei. Der Viertelfinal fand an einem Mittwochabend im Basler St.-Jakob-Stadion statt, und der Gegner gehörte zu jener Zeit nicht einmal der Nationalliga A an. Die Partie war sehr ausgeglichen, einen Klassenunterschied konnte man nicht erkennen. In der 39. Minute eroberte sich der junge Ciriaco Sforza im Mittelfeld den Ball, überquerte ungestört die Mittellinie und spielte mit einem präzisen Steilpass Adrian Knup frei, der den Ball mit dem Aussenrist an Basels Goalie Thomas Grüter vorbei in die Maschen setzte.
Auf der Gegenseite rettete Roberto Böckli mit einer tollen Parade gegen den Weitschuss von Mario Moscatelli die Führung in die Pause. Nach dem Wechsel dauerte es wieder fast 20 Minuten, ehe Sforza alleine auf Grüter losziehen konnte, aber am Basler Goalie scheiterte. So war es dem Holländer René Van der Gjip vorbehalten, in der Nachspielzeit mit dem 2:0 alles klar zu machen. Er lief von der Mittellinie her praktisch ungestört bis an die Sechzehnergrenze und hob den Ball mit viel Gefühl über Grüter hinweg ins Tor. Bereits eine Woche später war Adrian Knup die grosse Figur, als im Brügglifeld der FC Lugano mit 3:2 besiegt wurde und damit der zweite Finaleinzug innerhalb von vier Jahren Tatsache wurde. Die Krönung blieb dann allerdings aus, denn die von Ottmar Hitzfeld trainierten Grasshoppers behielten am Pfingstmontag im Wankdorf mit 2:1 das bessere Ende für sich.
13. Februar 2005: FC St. Gallen – FC Aarau 6:7 n.P. (3:3 n.V.)
Nach dieser Finalniederlage mussten die FCA-Fans 16 Jahre lang warten, bis sie wieder einmal in einem Viertelfinal jubeln konnten. Im Espenmoos begann die Partie im Schneegestöber mit einem Paukenschlag. Bereits in der dritten Minute nützte Captain Matteo Vanetta einen Fehler des St. Galler Goalies Stefano Razzetti nach einem Corner aus und schob die Kugel ins Netz. Die Ostschweizer reagierten postwendend, und Tachie-Mensah gelang nur eine Minute später der Ausgleich. Nach knapp einer Stunde passte Rainer Bieli zum mazedonischen Nationalspieler Argjend Bekiri, der mehrere Gegenspieler aussteigen liess und die Gäste erneut in Führung schoss. FCSG-Trainer Heinz Peischl brachte anschliessend David Marazzi für Davide Callà, was der Offensive neuen Schwung verlieh. Aaraus Keeper Oliver Stöckli konnte einen Schuss von Dusan Pavlovic nicht festhalten, und Tachie-Mensah glich zum zweiten Mal aus. Fünf Minuten später sah Fabinho nach einem Gerangel mit Carlos Varela die rote Karte, doch die Aarauer konnten die Überzahl bis zum Ende der 90 Minuten nicht ausnützen. Tachie-Mensah hatte gar die grösste Chance zum Siegtreffer, doch Vanetta klärte mit dem Kopf kurz vor der Linie.
In der Verlängerung passierte lange nichts Nennenswertes. Dann schien Aarau-Trainer Andy Egli mit Debütant Sehar Fejzulahi den Sieg eingewechselt zu haben. Varela scheiterte zwar an Razzetti, doch Fejzulahi drückte den von der Latte zurückspringenden Ball über die Linie. Doch erneut schafften die Espen den Ausgleich durch Merenda. So kam es zum Penaltyschiessen, in welchem Stöckli in seinem ersten FCA-Spiel zum grossen Helden bei den Gästen avancierte. Er parierte die Versuche von Daniel Imhof und Julio Lopez und warf damit seinen Ex-Verein aus dem Cup. Für die Aarauer war dann im Halbfinal Endstation, als der FC Luzern im Brügglifeld mit 2:1 gewann.
Noch sechs Mal bestritt der FC Aarau seither einen Cup-Viertelfinal, konnte sich – jeweils in der Rolle des Aussenseiters – aber nie mehr durchsetzen. Nun kommt gegen Winterthur eine weitere Chance, die sechste Halbfinalqualifikation in der Clubgeschichte zu realisieren.
Übersicht: FCA-Viertelfinals
- 1926/27: La Chaux-de-Fonds – Aarau 1:0
- 1929/30: Aarau – Biel/Bienne 2:2 Biel/Bienne – Aarau 2:3 (Wiederholungsspiel)
- 1935/36: Young Boys – Aarau 5:0
- 1983/84: Luzern – Aarau 0:3
- 1984/85: Aarau – Grenchen 2:0
- 1986/87: Servette – Aarau 2:1
- 1988/89: Basel – Aarau 0:2
- 1996/97: Aarau – Servette 1:4
- 1997/98: Lugano – Aarau 1:0
- 2004/05: St. Gallen – Aarau 6:7 n.P.
- 2005/06: Aarau – Zürich 3:4 n.P.
- 2006/07: Basel – Aarau 1:0
- 2012/13: Aarau – GC 1:4
- 2014/15: Sion – Aarau 2:1
- 2015/16: Aarau – Luzern 3:4
- 2016/17: Aarau – Luzern 3:5
Matchzeitung Nr. 17 (2020/21) lesen
Dieser Artikel ist am 6. April 2021 in der Ausgabe Nr. 17 (Saison 2020/21) der Matchzeitung HEIMSPIEL gegen den FC Winterthur erschienen.