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Vor exakt zehn Jahren schlossen sich die drei Aargauer Vereine aus Aarau, Baden und Wohlen zur Förderung des Nachwuchses zum «Team Aargau» zusammen.

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Nach der Jahrtausendwende sah es in der Juniorenförderung düster aus. Als der FC Aarau im Jahr 2002 am Rande des finanziellen Kollapses stand, wurde die eben erst in die 1. Liga aufgestiegene Nachwuchsequipe aus Kostengründen vom Spielbetrieb zurückgezogen. Weil später auch die höchste Junioren-Meisterschaft (U-19) durch den Schweizerischen Fussballverband (SFV) abgeschafft wurde, mangelte es an den Gefässen und Ressourcen, um die ältesten Nachwuchstalente fördern zu können. Erst ein kantonaler Zusammenschluss brachte die wichtigen Strukturen zurück – und auch das «Nachwuchslabel 1», welches zum Enthalt der Spiellizenz durch die Swiss Football League notwendig geworden war. Ein zukunftsweisendes Projekt war geboren…

Das Team Aargau darf in diesem Jahr einen runden Geburtstag feiern - ein spezieller Moment?

Patrick Haller

Es ist ein toller Moment. Auch, weil manche Leute nicht daran geglaubt haben, dass diese Partnerschaft so lange Bestand haben würde. Natürlich ist es immer wieder eine Herausforderung, um es allen Beteiligten recht machen zu können, aber wir sind auf einem guten Weg.

Sascha Stauch, Technischer Leiter

Welchen Mehrwert hat das Team Aargau für den Fussball im Kanton gebracht?

Patrick Haller

Entscheidend ist, dass sich die Vereine gefunden haben, welche sich für den Nachwuchs-Spitzenfussball in unserem Kanton stark machen. Es wurden Kräfte gebündelt und Synergien geschaffen, um die eigenen Talente bestmöglich fördern zu können. Von dieser Ausbildung profitieren aber auch die kleineren Clubs, weil unzählige Spieler - wenn sie es nicht in den Profi-Fussball schaffen - wieder zu ihren jeweiligen Stammvereinen zurückkehren. Wir bieten somit einen Mehrnutzen für alle Aargauer Fussballclubs.

Sascha Stauch, Technischer Leiter

Auf der Stufe der ersten Mannschaften wäre ein Zusammenschluss zum «FC Aargau» undenkbar. Wieso funktioniert dieses Miteinander im Nachwuchsbereich?

Patrick Haller

Im Nachwuchs steht die Entwicklung der Talente im Vordergrund und weniger die Resultate. Beim Team Aargau sind die Mannschaften auf den Stufen U-16, U-18 und U-21 und - vor allem aufgrund der schulischen Infrastruktur - in Aarau stationiert. Diese Hierarchie ist vorgegeben. In der täglichen Arbeit setzen wir uns zum Ziel zur bestfunktionierenden Partnerschaft der Schweiz zu werden. Unsere Voraussetzungen sind gut, weil wir allen Nachwuchsspielern mit den Fanionteams in Aarau, Baden und Wohlen einen passenden Einstieg in den Aktivfussball bieten können.

Sascha Stauch, Technischer Leiter
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Das Paradebeispiel: Marco Thaler spielte bereits für alle drei am Team Aargau beteiligten Clubs

Ein Spieler, der die Zusammenarbeit der Clubs verkörpert, ist Marco Thaler. Der 22-jährige Abwehrspieler durchlief seine Grundausbildung beim FC Wohlen, bevor er ins Team Aargau (U-16/U-18) aufgenommen wurde. Anschliessend sammelte er mit dem FC Baden seine ersten Erfahrungen in der 1. Liga, um sich nach zwei Jahren mit starken Leistungen schliesslich für die 1. Mannschaft beim FC Aarau zu empfehlen.

Auch im Nachwuchsbereich ist die nationale Konkurrenz enorm: Was braucht es, um mit den Grossclubs aus Basel, Bern oder Zürich mithalten zu können?

Patrick Haller

Natürlich ist es so, dass andere Vereine mehr finanzielle Möglichkeiten haben. Zudem bewegen wir uns in Aarau auch bei der Infrastruktur mit nur einem grossen Kunstrasenplatz für viele Leistungsteams am Limit. Diese Nachteile müssen wir mit unserer Philosophie wettmachen: Einerseits setzen wir auf Spieler aus der Region - und somit auch auf die entsprechende Identifikation mit dem Kanton Aargau. Andererseits sind Engagement und Leidenschaft in der täglichen Arbeit von allen Trainern und Verantwortlichen sehr wichtig für uns. Dahinter steckt viel Fleissarbeit, welche sich in den Duellen mit grossen Vereinen bezahlt macht.

Sascha Stauch, Technischer Leiter

Auffallend ist, dass das Team Aargau mit Jürg «Gügs» Widmer und Sascha Stauch in den zehn Jahren seit seiner Gründung bislang erst zwei Technische Leiter hatte. Auch der heutige U-18-Trainer Ranko Jakovljevic ist – abgesehen von einem zweijährigen Unterbruch – seit der Anfangszeit dabei. Und mehrere Ex-FCA-Spieler wie Sven Lüscher, Mirko Pavlicevic und Sascha Stauch (einst auch bei Baden und Wohlen aktiv) sind beim Team Aargau für die professionelle Ausbildung der Nachwuchstalente verantwortlich.

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Einst zählte Sascha Stauch zum Aarauer Kader, heute ist der Technischer Leiter beim Team Aargau

Wie wichtig sind Identifikation und Kontinuität beim Team Aargau?

Patrick Haller

Diese Tugenden sind im Nachwuchsbereich immer gefragt, weil es um die Erarbeitung, Umsetzung und Nachhaltigkeit einer gemeinsamen Philosophie geht. Dazu braucht es fachkundige Personen, welche bereit sind mit viel Engagement längerfristig daran zu arbeiten. Dies haben wir zum Glück gefunden. Allgemein ist es einfacher mit Personen aus unserer zu arbeiten, weil sie eine Identifikation mit dem Kanton Aargau und dem familiären Vereinsumfeld mitbringen - und uns nicht nur als Durchgangsstation betrachten.

Sascha Stauch, Technischer Leiter

In den letzten Monaten wurden Mats Hammerich, Lars Hunn und Miguel Peralta in die 1. Mannschaft aufgenommen, auch Lulzim Aliu und Varol Tasar debütierten in der Brack.ch Challenge League. Welche Bedeutung haben solche Ereignisse für das Team Aargau?

Patrick Haller

Es ist ein erster Schritt, verbunden mit Zufriedenheit und Bestätigung der geleisteten Arbeit. Aber wichtiger ist, dass sich die Talente über eine längere Zeitdauer - wie es Miguel Peralta gelungen ist - beweisen können. Dazu braucht es aber auch die Unterstützung und das Vertrauen vom Sportchef, vom Trainer und vom ganzen Verein – um Spieler nach unvermeidlichen Fehlern nicht fallen zu lassen. Auch als Spieler ist es natürlich eine grosse Umstellung, wenn der Mannschaftserfolg plötzlich höher gewichtet wird als die individuelle Ausbildung. So sind diese Ereignisse zwar ein Türöffner, doch die Spieler sind noch nicht durch diese Türe hindurchgegangen.

Sascha Stauch, Technischer Leiter

Das Team Aargau U-21 ist mit fünf Siegen aus sechs Spielen hervorragend in die neue Saison gestartet und steht zurzeit an der Tabellenspitze in der 2. Liga interregional. Zugleich wurde ein neuer teaminterner Startrekord mit 15 Punkten (und 22 Toren) aufgestellt; auch in den Lokalduellen gegen Lenzburg (3:1) und Schöftland (4:2) setzte sich die Elf von Cheftrainer Mirko Pavlicevic und Sven Lüscher jeweils durch.

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Ein Saisonstart nach Mass für das Team Aargau U-21 unter Trainer Pavlicevic

Was ist mit der U-21-Auswahl in dieser Saison möglich?

Patrick Haller

Es ist wie schon in der Vergangenheit immer alles möglich. Unsere Zielsetzung ist es, möglichst lange an der Spitze mitspielen zu können. Natürlich ist der Aufstieg in die 1. Liga ein langersehntes Ziel, doch wir dürfen uns nach dem guten Start nicht zurücklehnen, sondern müssen weiterhin Vollgas geben - und dann schauen wir, was rauskommt. Allgemein ist es erfreulich zu sehen, wie sich die aktuellen Jahrgänge, welche von der U-15 mit unserer Philosophie aufgewachsen sind, entwickeln. Wir können nun die Früchte unserer Arbeit ernten. Früher hatten wir mit hoher Fluktuation und damit verbundenen Abwanderungen von Spielern zu kämpfen. Inzwischen haben wir Vertrauen in unsere professionelle Struktur geschaffen. Dass wir die Bindung und Identifikation stärken konnten, ist ein grosser Verdienst aller Beteiligten im Team Aargau.

Sascha Stauch, Technischer Leiter

Was wünschst du dir als Technischer Leiter für die Zukunft vom Team Aargau?

Patrick Haller

Ich wünsche mir ein breitgefächertes Bekenntnis zum Nachwuchs-Spitzenfussball - von der Stadt Aarau, aber auch von den drei Vereinen. Es gibt noch Potenzial bei den personellen Ressourcen: Grössere Pensen bedeuten eine bessere Talentbetreuung, um mit der Konkurrenz mitzuhalten. Auch die Zusammenarbeit unter den Profi-Teams ist noch ausbaufähig; schliesslich geht es um das gemeinschaftliche Gestalten und Entwickeln von Projekten in der Juniorenförderung, wovon wiederum alle profitieren können.

Sascha Stauch, Technischer Leiter

«Talentwerkstatt» Team Aargau

In den vergangenen Jahren schafften es zahlreiche Talente aus dem Team Aargau in den Profi-Fussball. In Klammern sind das jeweilige Debüt und der heutige Arbeitgeber vermerkt.

  • Loris Benito (01.11.2009, BSC Young Boys)
  • Joël Mall (21.03.2010, Grasshoppers)
  • Joël Geissmann (05.12.2010, FC Thun)
  • Silvan Widmer (23.07.2011, Udinese Calcio)
  • Davide Giampà (04.12.2011, FC Wohlen)
  • Olivier Jäckle (22.04.2012, FC Aarau)
  • Daniele Romano (16.07.2012, FC Aarau)
  • Marco Thaler (19.07.2014, FC Aarau)
  • Andreas Hirzel (29.05.2015, Hamburger SV)
  • Marvin Spielmann (20.07.2015, FC Wil)
  • Miguel Peralta (05.12.2015, FC Aarau)
  • Mats Hammerich (13.05.2016, FC Aarau)

An diesem Samstag wird der «Heimspiel-Tag» zum 10-jährigen Bestehen im Schachen über die Bühne gehen – mit Auftritten von U-15 (13.30 Uhr), U-16 (16.00 Uhr) und U-18 (18.00 Uhr) gegen die Altersgenossen vom Grasshopper Club Zürich.

Weitere Informationen zum «Team Aargau» finden sich auf der offiziellen Internetpräsenz www.teamaargau.ch. Ganz nach dem Motto: 100% Team – 100% Aargau – Team Aargau!

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